: Daniela Braun, Sascha Krause, Astrid Boll
: Handbuch Kreativitätsförderung Didaktik und Methodik in der Frühpädagogik
: Verlag Herder GmbH
: 9783451828034
: 1
: CHF 21.70
:
: Kindergarten- und Vorschulpädagogik
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Um Kinder auf die Zukunft vorzubereiten braucht es Problemlösungskompetenz und kreatives Denken. Womit Kinder genau diese Lebenskompetenzen entwickeln und pädagogische Fachkräfte diese stärken können, beschreiben die Autoren in ihrem Buch. Es werden außerdem Einblicke in die Grundzüge der Kreativitätsforschung gegeben und die Bedeutung in und für die Frühpädagogik verdeutlicht. Kindliche Kreativität zu stärken und zu fördern ist für eine erfolgreiche Bildungsarbeit im Kindergarten unverzichtbar. Im Praxisteil werden vielfältige methodische Zugänge und ausgewählte Impulse für die Arbeit mit Kindern veranschaulicht.

Dr. Daniela Braun ist seit 1993 Professorin an der Hochschule Koblenz und seit 2016 Vizepräsidentin der Hochschule. Als Expertin im Bereich der Frühpädagogik ist sie durch ihre Veröffentlichungen und Vorträge sehr bekannt. Im Bereich der Kreativitätsforschung ist sie Vorreiterin für den Ansatz der Kreativitätsförderung du in Kindertageseinrichtungen. Die Forschungsprojekte 'Von Piccolo bis Picasso'  und 'Kunst und Resilienz bei traumatisierten Kindern' haben sich der Kreativität gewidmet. Ihr wurde für ihre Leistungen in Lehre und Forschung in 2014 der Preis der Akademie der Wissenschaften und der Literatur des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Sascha Krause ist Dipl. Sozialpädagoge (FH), Dipl. Sozialarbeiter (FH) und zertifizierter Kunstpädagoge. Er ist Lehrbeauftragter (seit 2012) und wissenschaftlicher Mitarbeiter (seit 2013) der Hochschule Koblenz in den Bereichen Ästhetik, Bildung und Erziehung. Seine Forschungszweige in den Kindheitswissenschaften sind 'Kreativität und Bildung' sowie 'Transition/ Übergang Kita-Grundschule'. Im Projekt 'Von Piccolo bis Picasso', das Kindertagesstätten bei der Implementierung des kreativitätsorientieren Ansatz begleitet, ist er seit 2006 verantwortlich aktiv. Der Kunstpädagoge ist außerdem freier Fortbildner und ist weiterhin selbst in der Praxis mit Kindern und ihren Familien aktiv. Sascha Krause ist Mitgründer und seit 2006 Geschäftsführer sowie pädagogischer Mitarbeiter des mehrfach ausgezeichneten Vereins Atelier mobil e.V., der sich der Förderung kreativer und sozialer Kompetenz verpflichtet hat. Astrid Boll M.A. lehrt seit 2013 an der Hochschule Koblenz mit den Schwerpunkten Kreativität und frühkindliche Bildung. Neben ihrem wissenschaftlichen Zugang, bildet ihre langjährige Tätigkeit als Erzieherin im Kindertagesstättenbereich die Grundlage für Theorie-Praxis-Verknüpfungen mit realistischen Beispielen. Für ihre lebendige und praxisnahe Vortragsart wird sie von den Teilnehmenden in Lehrveranstaltungen, Fortbildungen und im fachschulischen Ausbildungsbereich geschätzt. Aktuell promoviert sie zum Thema Elementardidaktik und forscht zum Einsatz von Büchern in Kindertagesstätten.

2 Kreativität – und wie sie Kinder stark macht

Um zu verstehen, wie Kreativität Kinder stark machen kann, müssen die einzelnen Faktoren – der kreative Prozess, die kreative Persönlichkeit, das kreative Produkt und das kreativitätsfördernde Umfeld – genauer betrachtet werden. Die künstlerisch-kreativen oder pragmatisch problem lösenden Aspekte der Kreativität fördern nämlich nicht nur ganzheitlich die Persönlichkeitsentwicklung und die kognitive Entwicklung von Kindern, sie machen auch stark für die Bewältigung von Belastungssituationen, wie eine Studie zu künstlerisch ästhetischer Kreativität und Resilienzförderung zeigt (vgl. Braun et al. 2014 a).

2.1 Der Zusammenhang: kreativer Prozess, kreatives Ergebnis, kreative Persönlichkeit und kreatives Umfeld


Kreativität – ein Findungsverfahren

Mit Kreativität wird ein Findungsverfahren beschrieben, das systematisch, inspirativ oder auch unter Einbeziehung von Zufällen in allen Lebenskontexten ablaufen kann. Um kreative Leistungen hervorzubringen, steht kein probates Routineverfahren, kein Rezept, keine Handlungsanleitung zur Verfügung. Der Mensch muss das Problemlösungsverfahren für sich selbst entdecken, erfinden und konstruieren. Neugier und Suchen setzen den Findungsvorgang auf kognitiver, sozialer und emotionaler Ebene voraus. Findungsverfahren führen zu eigenständigen und originellen, also ursprünglichen Ergebnissen.

Der kreative Prozess

Derkreative Prozess beschreibt dieses Findungsverfahren idealtypisch und teilt ihn klassisch in Phasen ein, die das kreative Denken und Handeln strukturiert beschreiben:

1. Vorbereitungsphase

2. Inkubationsphase

3. Illuminationsphase

4. Produktions- und Verifikationsphase

Bei derVorbereitungsphase handelt es sich um eine Phase der Problemsensitivität, in der Neugier geweckt ist sowie Informationen oder Material gesammelt werden. DieInkubationsphase ist gekennzeichnet von einem mehr oder weniger unbewussten Bearbeiten des Problems; in derIlluminationsphase erfolgt die plötzliche Einsicht in eine mögliche Lösung. Diese Erkenntnis taucht oft spontan und ungeplant in den verschiedensten Situationen auf, weil sich das Gehirn mit einem bestimmten Problem unterhalb der Bewusstseinsschwelle auch dann noch befasst, wenn wir gar nicht konkret daran denken oder meinen, die Lösung schon aufgegeben zu haben. Es folgt dieProduktions- und die Verifikationsphase, in denen die Lösung zunächst umgesetzt und schließlich auf ihre Angemessenheit hin erprobt wird (Holm-Haldulla 2007).

Diekreative Kompetenz von Kindern entwickelt sich im erfolgreichen Durchlaufen kreativer Prozesse, die sowohl intuitiv als auch organisiert ablaufen können. Hierzu brauchen sie aber eine anregende Umgebung, die ihnen den Zugang zu vielen ästhetischen Materialien und Alltagsmaterialien sowie Ermutigung zum Experiment bietet. Kreative Prozesse beginnen grundsätzlich mit einer Aufgabe bzw. einer Problemstellung, die das Individuum lösen will. Ein großer Fehler ist es, wenn Erwachsene Kindern eine bestimmte Lösung vorge