: Walther Stonet
: Unfake IT
: vss-Verlag
: 9783961272846
: 1
: CHF 4.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
Die 29-jährige Shirin Meisig, hat in Jena Informatik mit einem Masterabschluss studiert. Nach fünf Jahren Berufserfahrungen begibt sie sich auf die Reise zu sich selbst. Mit ihrem angesparten und durch riskante Anlage vermehrtem Geld kauft sie im Südschwarzwald einen kleineren Hof, den sie renoviert und in eine Hightech-IT-Schmiede umfunktioniert. Da sie eine ausgewiesene Spezialistin für Videoanwendungen, Blockchain und Künstliche Intelligenz ist, gelingt ihr ein problemloser Start in die Selbstständigkeit. Ihre Initiation erfährt die Heldin, als sie entdeckt, dass mit Hilfe ihrer Software in China die Minderheit der Uiguren unterdrückt wird. Dies schockt sie derart, dass sie mit ihrer Kommilitonin Sue Tsiao Kontakt aufnimmt und diese mehr oder minder sanft überredet, mit ihr gemeinsam chinesische Dissident aus dem Land zu schmuggeln. Sue, der Shirin zum Doktorat verholfen hatte, leitet ausgerechnet diese Abteilung beim chinesischen Technologiegiganten H. Zu ihnen stößt Masa, eine japanische Ethik-Hackerin und Fortnite Gamerin. Gemeinsam entwickeln sie die Software-Programme, die einerseits mehr als ein halbes Dutzend teils dramatische Fluchten ermöglichen und als Zwillingslösung helfen, gefakte Videos zur Fluchttarnung zu platzieren. Mit intelligenten KI-Lösungen verdient das inzwischen Red Forest genannte Start-up sein Geld. Der Erfolg ruft Neider auf den Plan und Mitbewerber, die sich der Technologie bemächtigen wollen. Während der Abenteuer trifft die Heldin auf die Liebe ihres Lebens, durchlebt das erste Corona-Jahr und gründet eine Familie. Für Action und Hochspannung ist also wirklich gesorgt. Unfake IT ist ein packender Politthriller aus der modernen IT-Szene.

Walther Stonet, geb. 1956 in Berlin, lebt mit seiner Familie in Metzingen bei Stuttgart. Studium der Volkswirtschaftslehre in Mannheim. Seit über 30 Jahren selbstständig in der IT-Branche tätig. Seit dem 14. Lebensjahr Liedtexte und Gedichte, später Kurzgeschichten, Essays und Rezensionen. Seine ersten beiden Romane erscheinen demnächst im VSS-Verlag. Während des Studiums freier Mitarbeiter bei Mannheimer Morgen und Rheinpfalz. 2003 bis 2015 Lyrikredakteur bei der Zeitschrift Asphaltspuren, seit August 2015 Herausgeber und Redaktionsleiter des Magazin-Blogs 'zugetextet.com - Feuilleton für Poesie-Sprache-Streit-Kultur' www.zugetextet.com, aktiv.
An einem schönen Sommertag ging Shirin durch diese Tür. War es nicht die andere? Und war das nicht eher so: Es war einmal, dass Shirin durch irgendeine Tür ging? Nein, es war nicht beliebig, es war höchst präzise, dieses Gehen, echt akkurat und verdammt bestimmt. Es war eine äußerst dezidierte Tür, weil Shirin ihrem Tun eine sehr klare Entscheidung vorausschickte, nämlich die, aus ihrem bisherigen Leben erst räumlich, also körperlich, und umgehend auch nichtkörperlich, also im übertragenen Sinne, hinauszutreten. An die berühmte und so oft bemühte frische Luft, dort wo der sogenannte Duft der großen weiten Welt herumwaberte, ohne sich darum zu scheren, ob eine oder einer sich aufmachte, ihn zu erschnüffeln. Shirin trug eine Tasche mit sich, eine etwas größere Frauenhandtasche. Sie hatte zusätzlich ihrem schlanken Rücken einen Rucksack anvertraut, aber keinen wirklich schweren. Veränderung fand schließlich in keinem Falle dadurch statt, indem man oder frau seine bzw. ihre Vergangenheit mit sich herumschleppte. Die musste schon zurückgelassen werden. Sie hatte eine Vergangenheit, derer man sich nicht unbedingt rühmte, wenn man sie hatte, nämlich keine spektakuläre. Da kein Bord vorhanden war, über den man sie werfen hätte können, ließ sie sie in dem Raum zurück, durch dessen Ein- und Ausgangstür sie gerade mit Aplomb und festem Willen geschritten war. - - - Shirin hatte 'Exit', wie sie ihr Projekt nannte, sorgsam vorbereitet. Zuerst war sie aus dem Elternhaus im ländlichen Westsachsen in eine Wohngemeinschaft in einem der Studentenviertel Leipzigs gezogen. Damit war kein Auto nötig, weshalb dieses veräußert und die Einnahmen auf einem Konto gebunkert worden waren. Sie hatte einen guten Job bei einem Technologieunternehmen angenommen - nach dem erfolgreichen Studium der Informatik in Jena, erst Bachelor, dann Master. Und dem Angebot einer Doktorandenstelle in der Tasche, das sie jedoch ausschlug. Zum damaligen Zeitpunkt hatte sie nicht gewusst, warum sie das tat. Ihr Bauch hatte ihr damals abgeraten, der Bauch, der sie in regelmäßig mäßig unregelmäßigen Abstand an den Rand des Wahnsinns trieb, weil sie fast auslief, wenn sie sie bekam, die Periode. Wenn sie kam, dann kam sie, und zwar mit Donnerhall. Allein der Gesichtsausdruck ihres Professors war, so ihr damaliger Eindruck, die Absage wert gewesen. Obgleich: Eigentlich hatte sie ihn sogar gemocht. Nur den Wissenschaftsbetrieb, diese kleinliche Pieseligkeit und das dauernde Hickhack um Geld, um Stellen, Verlängerung der Zeitverträge, um Veröffentlichungsrankings, das war ihr doch ziemlich auf den Senkel gegangen. Stattdessen war sie in die Praxis umgestiegen. Endlich etwas mit Hand und Fuß, mit Ziel und Sinn. Hatte sie sich erhofft und in glühenden Farben ausgemalt. Na ja, so glühend wie das ein durch und durch nüchterner Mensch eben konnte. Wenigstens war die Phantasie nicht nur in Grautönen. Es gab schon den einen oder anderen Farbsprengsel. Sogar Rot war dabei. Rot. Ausgerechnet. Sie mochte kein Rot, weil sie ihre Periode nicht mochte. Was soll der Geiz, solange man sich nicht vermehren wollte, brauchte man den ganzen Aufriss doch eigentlich nicht. Frausein ist schon irgendwie scheiße, dachte sie in solchen Momenten. Obschon es schon gelegentlich echt das Leben erleichterte, das Werben der Männchen in Form von geöffneten Türen, bereitgehaltenen Mäntel und des Tragens schwerer Gegenstände für sich zu mobilisieren. Essenseinladungen lehnte sie jedoch strikt ab. Die Verpflichtungen, die sie damit eventuell aus der Sicht des Bezahlenden einginge, wollte sie sich jedenfalls selbst heraussuchen. Sie zahlte also immer alles selbst. Als sie in der Firma angefangen hatte, das Gehalt war durchaus fürstlich