Es war, als stünde der riesige silberne Vogel still, der in zehntausend Meter Höhe über einer Landschaft schwebte, die wie eine in sanfte Hügel und grüne Täler gebettete Spielzeugstadt aussah.
Prinzessin Margherita blinzelte, nahm die Sonnenbrille mit den großen runden Gläsern aus ihrer Krokodilhandtasche und setzte sie auf. Interessiert verfolgte sie den Lauf eines winzig erscheinenden Flüsschens, das in Wirklichkeit ein breiter Strom war und von vielen Schiffen befahren wurde.
»Es ist wundervoll!«, murmelte die Prinzessin halblaut. »Finden Sie nicht?«
Sie wandte sich mit einem Lächeln, das ihre Begeisterung verriet, ihrem Nachbarn zu, der die ganze Zeit unbemerkt das schöne klassische Profil der Prinzessin betrachtet hatte, das von den weichen Wellen ihres dunklen Haares eingerahmt wurde.
Ehe der dunkelblonde Mann mit dem schmalen, intelligenten Gesicht, der an Prinzessin Margheritas Seite saß, antworten konnte, lachte die Prinzessin leise auf.
»Was für eine Frage stelle ich Ihnen da!«, rief sie lebhaft aus. »Wie können Sie den wundervollen Ausblick genießen, wenn ich auf dem Fensterplatz sitze und Sie mir nur über die Schulter schauen können!«
Das ernste Gesicht des Mannes, der etwas über dreißig Jahre sein mochte, bekam durch das feine Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte, einen warmen Ausdruck, der ihn sehr sympathisch machte. »Nicht einmal das würde ich wagen, Königliche Hoheit!«, erwiderte er.
»Was?« Margherita sah ihn fragend an.
»Ihnen über die Schulter zu schauen!« Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, nur der humorvolle Ausdruck in seinen graugrünen Augen blieb zurück.
Margherita warf mit einer stolzen Bewegung den Kopf zurück. »Ich halte nichts vom Zeremoniell!«, sagte sie mit fester, entschiedener Stimme. »Sie brauchen mich nicht mit dieser konventionellen Höflichkeit zu behandeln, Monsieur Bordelaine!«
In den Augen des Mannes blitzte es für eine kurze Sekunde auf, als er dem Blick der Prinzessin begegnete. Dann wandte er sich ab und bekam eine verschlossene und äußerst zurückhaltende Miene.
Ich wünschte, sie hätte diese Worte nicht gesagt, dachte er unruhig.
Warum hatte er nicht einfach abgelehnt, sich während des Fluges um die Prinzessin zu kümmern, als die Herzogin de Malmaison ihn gestern darum gebeten hatte?
Lag es nur daran, dass er seit seiner Kinderzeit die Mutter des jungen Herzogs, der vorgestern auf dem schottischen Schloss eine Cousine der Prinzessin Margherita geheiratet hatte, verehrte und liebte und ihr nichts abschlagen konnte?
Er dachte an den schwebenden Walzer, den er vor zwei Tagen im verschwenderisch erleuchteten Festsaal des Schlosses mit einem schönen schlanken und stolzen Mädchen getanzt hatte – ein Mädchen, das nicht nur durch den eleganten Schnitt ihres perlenbestickten Abendkleides, durch die festliche Frisur und den wertvollen Schmuck die Blicke aller auf sich zog – nein, es war ihre Schönheit, ihre ganz persönliche Ausstrahlung von Anmut, Stolz und Würde, gepaart mit einer liebenswerten Eigenwilligkeit, die auch André Bordelaines Herz unruhig schlagen ließ.
Der Tanz war zu Ende gegangen, und seine schöne Pa