: Jan Ahrend
: Mindful& Agile Leadership Erfolgreiche achtsame Führung im agilen Unternehmen.Mit zahlreichen Workshops
: MITP Verlags GmbH& Co. KG
: 9783747504697
: mitp Business
: 1
: CHF 9.00
:
: Management
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
  • itarbeiter achtsam führen und die Unternehmenskultur positiv verändern
  • Coac ing für mehr Achtsamkeit innerhalb des agilen Unternehmens
  • V ele praktische Workshops für Konfliktlösung im Team

Der Erfolg von Agilität in einem Unternehmen hängt vom Mindset der Mitarbeiter und Führungskräfte ab. Dabei spielt Achtsamkeit eine entscheidende Rolle.

Mitarbeiter achtsam zu führen bedeutet, dass Sie den Menschen in den Mittelpunkt stellen und seine Fähigkeiten fördern, nutzen und gemeinsam weiterentwickeln. Am Beispiel einer häufig vorkommenden Ausgangssituation lernen Sie, die Wirkprozesse zwischen Mindfulness und Agilität konstruktiv einzusetzen. Der Autor zeigt Ihnen, wie Sie bei den Mitarbeitern ein entsprechendes Bewusstsein schaffen, das eine wesentliche Voraussetzung für positive Veränderungen in der Unternehmenskultur ist.

Anhand eines durchgängigen und lebendig beschriebenen Praxisbeispiels für typische Herausforderungen in einer agilen Business-Umgebung lernen Sie mögliche Ansätze für das Coaching ihrer Mitarbeiter kennen. Jeweils passende Workshops liefern Ihnen Strategien und Ansätze, mit vielen kleinen Schritten die Transformation des Unternehmens weiterzuentwickeln und das Mindset der Mitarbeiter positiv zu verändern.

Der Coach und Change-Manager Jan Ahrend zeigt Ihnen praxisnah vielfältige Möglichkeiten, Achtsamkeit in Teams zu etablieren, und inspiriert Sie zum Selber-Ausprobieren. So lernen Sie, feste Muster zu durchbrechen und die Potenziale der Mitarbeiter zu fördern.

Aus dem Inhalt
  • Neue Techniken im Umgang mit sich selbst und den Mitarbeitern erlernen
  • Praktische Übungen zu Mindfulness und Körperwahrnehmung (Embodiment)
  • SCRUM oder Kanban als Grundlage für mehr Beweglichkeit in Unternehmen
  • Meditatio als ein Weg zu mehr Achtsamkeit in Teams
  • Team-Konflikte aufspüren und auf die passende Art lösen
  • Somatische Marker fördern und Unbewusstes in persönliche Ziele intergieren
  • Emotion als Informationsquelle Bewusst machen und nutzen
  • Resilienz im Team fördern
  • Motivierende Gesprächsführung einsetzen
  • Moderation von Workshops flexibel und optimal durchführen
  • Verschied ne Motivationen der Mitarbeiter transparent machen
  • Strategie des agilen Lernens verfolgen


Jan Ahrend arbeitet als selbstständiger Coach und hält als Change Manager Fachvorträge auf Konferenzen. Anhand langjähriger Erfahrung mit facettenreichen Kunden - von Start-ups über OTTO bis Bertelsmann - schöpft er aus einem Pool an Erfahrungen aus der agilen Führungspraxis. In Achtsamkeit hat er über 20 Jahre Erfahrung in seiner eigenen Praxis und als Meditationslehrer.

Kapitel 1:
Transformation


»So geht das alles nicht mehr«, stöhnt Bertram. Er ist der CEO der Versicherung »EINS«. Auf einmal ist der Raum so still, dass Sandy die Klimaanlage rauschen hört – ein unangenehmes Rauschen, fast bedrohlich. Irgendetwas klappert im Luftstrom. Keiner möchte der Erste sein, der jetzt etwas sagt. Die Anspannung im Meetingraum wächst mit jeder Sekunde des Schweigens. Sandy hat gerade die Ergebnisse und KPIs von ihrem agilen Programm präsentiert. Sie wusste, dass sie nicht besonders gut waren und sogar noch unter den Werten der vergangenen Wochen lagen. Mit dieser Reaktion hat sie jedoch nicht gerechnet. Sie überlegt, ob es angebracht sei, die Zahlen zu erklären und aus dem Kontext zu relativieren. In Anbetracht der Schärfe der Reaktion verwirft sie diesen Gedanken jedoch genauso schnell, wie er gekommen ist. Bertram sieht seine Mannschaft an und fährt fort: »Wir verlieren immer mehr Kunden; die operativen Kosten steigen, statt zu sinken. Von Innovationen oder Digitalisierung brauche ich da gar nicht erst anzufangen. Wenn wir so weitermachen, sind wir alle nächstes Jahr nicht mehr hier. Es geht ab jetzt an unsere Substanz. Unsere Investoren spielen nicht mehr mit. Das haben sie mehrfach angekündigt. Wir haben jetzt zwei Jahre mit vielen Investitionen Enterprise SCRUM eingeführt, und das sind die Ergebnisse, die wir haben? Noch schlechter als vorher? Das hätten wir billiger haben können.«

Frank ist der verantwortliche Manager für die Enterprise-SCRUM-Einführung. Er selbst war nie ein Fan von dem Modell, hat mit der Zeit aber ein Potenzial erkannt. »Bei den Mitarbeitern ist der Knoten noch nicht geplatzt. Sie sind sich noch unsicher, wie ernst wir es mit dem neuen Modell meinen, und sie befinden sich in einer Art Wartestellung. Ich denke, wir brauchen noch Zeit.«

Bertram ist kurz davor, endgültig die Beherrschung zu verlieren, »Durchhalteparolen wie ›Abwarten und Teetrinken‹ sind das Letzte, was wir jetzt brauchen können. Ich will morgen einen Plan sehen, wie ihr das Ruder rumreißen wollt. Ich kann die Investoren nicht länger vertrösten. Alternativ müssen wir Enterprise SCRUM stoppen. Was auch immer danach kommen mag.«

Frank kannte seinen Chef schon lange, aber so hatte er ihn noch nie erlebt. Sonst war er immer eher nüchtern und abwägend. Bertram hatte sich persönlich für den Enterprise-SCRUM-Piloten eingesetzt und nach erfolgreichem Abschluss des Piloten hatte er sich für den Umbau der gesamten IT eingesetzt. Die Digitalisierung war das Kernstück seiner Strategie, mit deren Hilfe neue Investoren gewonnen werden konnten. Frank vermutet den Ursprung der aktuellen Unruhe genau aus dieser Richtung. Die Versicherung »EINS« war Marktführer in Österreich. Die Schweiz und Deutschland waren zwar existent, aber nicht wirklich groß oder erfolgreich. Nach einer erfolgreichen Digitalisierung wollte man Marktanteile in Europa gewinnen. Die »voll digitale Online-Versicherung« war das Ziel. Davon war man aktuell weiter entfernt als je zuvor. Anfangs hatte die Einführung von Enterprise SCRUM bei den Teams Begeisterung ausgelöst. Alles lief wie von selbst. Die Ergebnisse und die KPIs waren gut und machten wirklich Mut. So hätte es weitergehen müssen, tat es aber nicht. Jeder eskaliert aktuell nur noch: »Wir brauchen mehr Business-Analysten.« Dieser Satz war sozusagen das Mantra für den Misserfolg geworden. »Wenn ich keine guten Storys habe, kann ich auch nicht liefern – danke für das Gespräch.«

An diesen Assoziationen merkt Frank selbst, wie genervt er im Moment ist. Er hat jetzt einen Tag Zeit, um dieses Problem zu lösen, oder Enterprise SCRUM würde gestoppt werden. Erst wollte er alle zusammentrommeln und sich im »War-Room« einschließen. Jetzt kommt ihm das irgendwie Oldschool vor, und er besinnt sich eines Besseren. Er delegiert die Aufgabe an seine SCRUM of SCRUM Master und macht ihnen die Dringlichkeit klar. Sie sollten mit ihren SCRUM Mastern Lösungen vorschlagen, und morgen Mittag würden sie alle Ideen zusammentragen und bewerten. »Trust your team – they are giants«, hatte der agile Coach immer gesagt. Er versucht, es in diesem Augenblick zu glauben. Ein leiser Zweifel beschleicht ihn dennoch.

Am nächsten Tag kommen Frank und seine SCRUM of SCRUM Master wieder zusammen. Frank ist sehr unruhig; alle anderen sind ausgelassen und scherzen, das machte Frank noch unruhiger – sollten sie den Ernst der Lage möglicherweise nicht verstanden haben? Der erste SCRUM of SCRUM Master präsentiert seine Ergebnisse:

  • Mehr Unterstützung aus der Linie

  • Alle Interne müssen zu 100% im agilen Programm arbeiten

  • Schnellere Deployments

  • Automatisiertes Testing

  • Fokus auf Code-Qualität

  • Ablösung der Altsysteme

  • ...

Frank merkt, wie es ihm mit Fortschreiten der Liste immer schwerer fällt, zuzuhören. Schließlich platzt es aus ihm heraus: »Habt ihr noch etwas anderes gemacht, als die Überschriften von Enterprise SCRUM in eine Liste zu kopieren? Das hatten sie alles schon seit Monaten gefordert, und idealerweise hätten sie es alle gemeinsam schon umgesetzt. Aber jetzt ist Schluss mit lustig. Das alles hat ein Ende, wenn uns keine Lösung einfällt.