Die redegewandte Frau
Bei den N'gombi lebte einst ein junges Mädchen, das eine beredte Zunge hatte. Wenn sie sprach, lauschten die Leute begierig, denn sie gehörte zu denen, die mit der Gabe geboren werden, andere Menschen durch ihre Worte aufzustacheln.
Sie reizte die Bewohner ihres eigenen Dorfes so sehr auf, dass sie sich in einer Nacht aufmachten und einen Beutezug in das französische Gebiet unternahmen. Dadurch brachte sie große Schande über ihren Vater, denn Sanders kam eilig nach Norden, und viele Übeltäter wurden durchgepeitscht, einer beinahe begraben. Nach diesem Vorfall hielt es ihr Vater für geraten, sie zu verheiraten, und zwar an einen starken Mann, der ihre Zunge im Zaum halten konnte.
Er gab sie also einem Häuptling, der zu dem N'gombivolk gehörte, und dieser entbrannte in so heftiger Liebe zu ihr, dass er sie zu seiner Hauptfrau machte, ihr eine Hütte nahe bei seiner eigenen erbaute und einen großen, blanken Messingring von etwa vierundzwanzig Pfund Gewicht um ihren Hals befestigte. Das war eine große Auszeichnung für sie, und sie wurde von den anderen Weibern des Häuptlings sehr darum beneidet.
Sie zählte beinahe fünfzehn Jahre, was man am Großen Strom schon fast ein mittleres Alter nennt. Infolgedessen war sie schon sehr klug und erfahren, was das Verhalten der Männer anbetraf. Einige hielten sie für zu schlau, und ihr Herr und Gemahl hatte gewiss Grund zur Klage, als er einmal ein oder zwei Tage zu früh von einer Jagdexpedition zurückkehrte und seine Frau glücklicher fand, als ihm lieb sein konnte. Sie war nicht allein. „M'fashimbi“, sagte er, als sie demütig vor ihm kniete und die Arme über der nackten Brust kreuzte, „in den Tagen meines Vaters hätte ich einen jungen Baum niedergebeugt, einen Strick um deinen Hals gelegt und ihn an dem Baum befestigt. Er wäre hochgeschnellt und dein Kopf wäre abgerissen worden. Dann hätte ich dich und den Mann verbrannt, der mir Schande gemacht hat. Aber das ist nicht nach dem Gesetz der weißen Männer, die jetzt das Land regieren. Und du ein viel zu geringes Weib, als dass ich deinetwegen meinen Hals aufs Spiel setzte.“
„O Herr, ich bin wenig wert.“
Einen ganzen Tag lang lag sie auf der Erde, umgeben von de Einwohnern des ganzen Dorfes. Sie sprach zu ihnen, während die Schmiede ihr den großen Messingring um den Hals absägten. Endlich war er entfernt, und der Häuptling sandte sie zu ihrem Vater zurück, von dem er sie um eine große Morgengabe gekauft hatte. Aber er fand bei seinen Leuten großen Widerstand gegen diese Maßnahme, denn sie hatte ihre Zeit gut genützt, und die Leute waren so hingerissen von ihrer Beredsamkeit, dass es beinahe eine Aufstand gab, als ihr Boot vom Ufer abstieß.
Denn keine Frau wird von ihrem Mann fortgeschickt, ohne Rache und Hass gegen ihn im Herzen zu tragen - ob sie sich nun in die teuersten Seidenroben aus Paris hüllt oder mit Camholzfarbe und Col bestrichen ist. Und M'fashimbi war kaum aus dem Dorf ihres Mannes fortgerudert, als sie den Plan fasste, sich bitter an ihm zu rächen.
Der Mann, mit dem und für den sie so viel gewagt hatte, begleitete sie in die Verbannung. Er hieß Otapo und war gerade nicht sehr