: Gert Weihsmann
: Wiener Lied Kriminalroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839274026
: 1
: CHF 10.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 284
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Am Sankt Marxer Friedhof wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, stellt sich bald als Verbrechen heraus, bei dem musikalisches Talent, verstörende psychische Devianzen und eine Wette auf Leben und Tod die Hauptrolle spielen. Kommissar Harald Selikovskys neuer Fall führt durch ein Wien aus gefährlichen Begegnungen, höchster musikalischer Ausdruckskraft und der Zerrissenheit eines jungen Mannes, der nur ein Ziel kennt: eine Totenmesse fertigzustellen. Gegen alle Umstände. Auf Leben und Tod.

Gert Weihsmann, 1961 in Villach geboren, lebt seit mehr als drei Jahrzehnten in Wien. Sein zweiter Krimi 'Wiener Lied' ist ein nächtlicher Reigen aus gefährlichen Begegnungen, höchster musikalischer Leidenschaft und der Bereitschaft eines Ausnahmetalents, den eigenen Tod zu riskieren - um der Nachwelt eine geniale Komposition zu hinterlassen.

I – Introitus


Der Junge lag unweit der Friedhofsmauer, direkt vor einem grauen Grabmal mit griechischer Inschrift. Er mochte 15 oder 16 Jahre alt sein, vielleicht war er aber auch nur 14 geworden – oder doch bereits 17. Der tote Teenager hatte kurze schwarze Haare, einen blassen Teint und war bis auf die schwarzen Sneakers und eine ebenso dunkle Haube, die neben ihm lag, vollkommen weiß gekleidet: weißer Hoodie, weißer Sweater und weiße Jeans, die der Regen der letzten Stunden grau eingefärbt hatte. Der Junge, vielleicht einen Meter siebzig groß und dünn, musste schon länger tot sein: Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt, und ein fetter Käfer kroch aus dem rechten Ärmel des Toten hervor.

Kommissar Selikovsky erhob sich und trat einen Schritt zurück, betrachtete den starren Körper und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Es war nicht der erste Tote, den er zu Gesicht bekam, als Ermittler in Mordsachen hatte er schon Dutzende Leichen gesehen. Aber der Anblick des reglosen Jungen vor der unverputzten Friedhofsmauer, neben einem grauen Grabobelisken und umgeben von abgestorbenen Sträuchern und langsam verfaulenden Blättern rührte ihn mehr, als er zugeben wollte – weil es ein auswegloser und der Welt abhandengekommener Blick auf ein Leben war, das nicht einmal das Erwachsenenalter erreicht hatte. Ob dessen Tod auf einen Unfall oder ein Verbrechen zurückzuführen war, würde er als Kommissar herausfinden müssen.

- Wahrscheinlich ist der Bub dort oben auf der Autobahnbrücke gestanden, hat dann aus irgendeinem Grund das Gleichgewicht verloren und sich noch am Geäst des Baumes festzuhalten versucht, bevor er auf die Einfriedung und die Grabsteinspitze geprallt und schließlich regungslos im Morast liegen geblieben ist, mutmaßte der junge Friedhofswärter, der trotz des leichten Regens und des eisigen Windes nur eine kurze Hose und ein ärmelloses T-Shirt trug und irgendwie mediterran aussah: dichtes schwarzes Haar mit blond gefärbten Strähnen, hohen Wangenknochen und einem perfekt gestutzten Vollbart. Das schwarze T-Shirt war mit der Karikatur eines Leichenwagens bedruckt, und darunter stand in fetten Lettern geschrieben: ›Dein letzter Wagen ist immer ein Kombi – Die Wiener Bestattung‹

- Gestatten, Konstantin Papadopoulos, stellte sich der junge Bedienstete der Gemeinde Wien vor, aber Sie können Papo zu mir sagen. Ich bin der Parkwächter hier auf dem Sankt Marxer Friedhof, der längst kein Friedhof mehr ist, sondern ein Park, eine Naherholungsanlage. Außerdem züchte ich Bienen auf dem Gelände, mehr als 50