Kapitel 1
Gefunden wurde die Leiche von einem Wagen des Polizeipostens Obersontheim, der gerade auf Streife war. Und das kam so.
Polizeimeister Richard Reinhold und Polizeihauptmeister Reinhold Pichler hatten ihren letzten Einsatz hinter sich und saßen nun erschöpft in ihrem Streifenwagen auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Obersontheim.
Es war an einem Dienstag um 11.30 Uhr, ein akzeptabler Frühherbsttag im September. Tags zuvor hatte es geregnet, jetzt zeigte sich wieder die Sonne zwischen den Wolkenfetzen, die über den Himmel jagten, pfeilgerade aus Westen.
»Mann, Mann, Mann!«, sagte Reinhold. »Diese Hektik macht mich total fertig.«
»Du kannst dich gar nicht mehr sammeln«, pflichtete ihm Pichler bei. »Es geht Schlag auf Schlag. Ein verdammtes Ding nach dem anderen. Du weißt nicht mehr, wo dir der Kopf steht.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Reinhold apathisch.
»Jetzt machen wir erst einmal Mittagspause.«
»Ist das nicht noch etwas bald?«
»Die haben wir uns verdient. War ein anstrengender Vormittag.«
»Kann man sagen. Vier Strafzettel wegen Falschparkens!«
»Davon einmal im strikten Halteverbot, das kommt erschwerend hinzu.«
»Zwei Blechschäden auf dem Supermarkt-Parkplatz.«
»Auf zwei verschiedenen Supermarkt-Parkplätzen, wohlgemerkt.«
»Mann, Mann, Mann, war heute wieder was los!«
»Was uns Streifenbeamten zugemutet wird, darüber machen sich die Herrschaften auf ihren Schreibtischstühlen keine Vorstellung.«
»Diese hohe Konzentration auf Streife.«
»Auge in Auge mit dem Verbrechen.«
»Dem potenziellen.«
»Poten- was?« Reinhold schaute seinen Kollegen verständnislos an.
»Ein mögliches Verbrechen. Du siehst das denen ja nicht an. Das heißt, dass du immer auf alles gefasst sein musst. Eine Sekunde nicht voll konzentriert, und schon haben sie dich.«
»Was du für Wörter kennst!«
»Deswegen bin ich auch Polizeihauptmeister und du nicht. Holen wir uns was zum Essen.«
Aufgrund seiner Körpermasse hatte Pichler üblicherweise Mühe, sich aus dem Streifenwagen zu winden, was sich nur unter viel Gestöhne bewerkstelligen ließ. Wenn es ums Essen ging, zeigte er allerdings eine erstaunliche Behändigkeit.
Sie gingen auf die Vespertheke des Bäckers zu, Pichler vorneweg. Gravitätisch und hoch erhobenen Kopfes schritt er aus, sich seiner Stellung wohl bewusst. Schließlich war er die Staatsgewalt.
Er orderte vier Leberkäsweckle, ohne Senf, der kleckerte immer so. Reinhold begnügte sich mit einem S