: Alexander Hoffmann
: Mainopoly Kriminalroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839274101
: 1
: CHF 9.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Firmenchef Köller hat alles geplant - Nachfolger soll sein Geschäftsführer Romberg werden, nicht sein Sohn. Nur Romberg traut er zu, die Firma im traditionellen Stil zu führen, mit Rücksicht auf die Belegschaft und den Standort Schaffenfels im Großraum Frankfurt. Doch fünf Tage vor der notariellen Übertragung stirbt Köller und der Junior erbt alles. Er übernimmt sofort das Kommando und setzt alles daran, Kasse zu machen. Doch Romberg gibt nicht auf und sagt dem Junior den Kampf an, der bald aus dem Ruder läuft ...

Alexander Hoffmann arbeitete lange als politischer Journalist für Qualitätszeitungen wie die »Frankfurter Rundschau« und die »Süddeutsche Zeitung«. Dabei wurde er mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Dann wechselte er als Unternehmensberater in die internationale Wirtschaft und schrieb erfolgreiche Sachbücher zu Zeitgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und Medizin. Zu seinen belletristischen Veröffentlichungen zählen ein satirischer Roman, Krimis und Glossensammlungen. Heute ist er auch als Kolumnist aktiv und schreibt Beiträge für Tageszeitungen sowie Magazine. Hoffmann lebt in Wissembourg/Frankreich und Frankfurt am Main. »Mainopoly« ist nach »Brillanter Abgang« sein zweiter Roman im Gmeiner-Verlag.

1. Kapitel
Warmbadetag


Missmutig musterte Romberg das Telefon auf seinem Schreibtisch. Der sicher geglaubte Auftrag von Airbus hing plötzlich am seidenen Faden. Eben hatte der Mittelsmann aus Toulouse angerufen, ein Konkurrent war offenbar mit einem Dumpingpreis angetreten. Sollten sie das Angebot nachbessern, sollte er kurzfristig nach Frankreich fliegen? Dazu hätte er gerne die Meinung des Alten gehört. Sie hatten am Angebot so gefeilt wie selten – doch solche Sachen scheiterten vorzugsweise auf den letzten Metern. Alles schon erlebt, Geschäftsalltag. Die Zeiten waren schwierig – aber war das je anders gewesen?

Romberg zwang sich zur Ruhe und streckte sich in seinem Stuhl. Noch fünf Tage. Dann trug er allein die Verantwortung. Er würde es schaffen und er brannte darauf. Dr. Gluck hatte den Vertrag fertig aufgesetzt, am Freitag würde Köller senior unterschreiben. Und sobald der Alte heute in der Villa war, würde er ihn sich greifen.

Bis dahin gab es Kärrnerarbeit. Romberg las die Statusberichte der Abteilungen, außerdem hatten sich seit gestern Abend 217 neue E-Mails angesammelt. 90 Prozent waren überflüssig. Er hatte Übung darin, die zehn Prozent mit Substanz herauszufiltern.

Im Büro war es ungewohnt still. 11 Uhr. Normalerweise hatte er um diese Zeit nicht nur mit einem Problem à la Airbus zu kämpfen, sondern mit einer Kakophonie vieler kleiner Katastrophen. Der tägliche Wahnsinn eben, den er brauchte. Der Wahnsinn, die Arbeit – das war sein Leben. »Du liebst diesen Laden mehr als mich«, hatte Marie oft gekrittelt. Ja, der Laden war seine Heimat, vor allem, seit sie nicht mehr lebte.

Romberg war mit den Statusberichten fertig und gönnte sich einen Moment der Entspannung. Die Herbstsonne tauchte sein Büro in warmes Licht. Es war ein heller Raum, die Möbel in kühlem Blau, mit den klaren Linien von USM Haller, ganz nach seinem Geschmack. Der Glasschreibtisch war aufgeräumt, links neben dem Rechner lag die Tagesmappe, rechts stand ein Silberrahmen mit dem Bild von Marie, seiner verstorbenen Frau. Vom Sessel aus hatte Romberg die Breitseite des Büros im Blick, mit der Weltkarte, auf der rote Fähnchen die wichtigsten Kunden markierten, dazu das große Foto. Romberg mit dem Alten beim letzten Werksbesuch des Ministerpräsidenten. Und auf dem Tisch der Sitzecke für Besucher stand die schmale Vase mit den frischen Blumen. Sein kleiner Farbtupfer im Alltag. Luzie brachte ihm wöchentlich einen neuen Strauß, diesmal waren es weiße Dahlien. Sie und die Leute in der Firma mochten und respektierten ihn, sie verbanden große Hoffnungen mit ihm.

Romberg riskierte einen Blick aus dem Fenster auf den kleinen Park mit den alten Kastanien, auf die sorgsam modellierten Buchsbäume und Zypressen, auf die Beete im Farbenrausch. Er konnte sie vom Büro aus bis spät in die Nacht sehen, als ob sie Luzie extra für ihn bepflanzt hätte. Er mochte den Park, in dem die Zeit stillzustehen schien. Und er mochte Luzie Bazinek, die das Grün auf dem Firmengelände schon so lange pflegte, wie er denken konnte, mit einer Hingabe, als ob es ihr eigener Garten wäre. Romberg hatte Luzie am frühen Morgen begrüßt, als er aus Frankfurt nach Schaffenfels gekommen war. Er hatte seinen großen BMW Gran Turismo auf dem Spezialparkplatz hinter der Villa abgestellt, der sein eigenes Reich