Kapitel 1
Heute
Ella
»Es ist perfekt«, sagte Ben. »Das perfekte Haus für uns.«
Als ich die Begeisterung in seiner Stimme hörte, musste ich unwillkürlich lächeln.
»Wie sieht es denn aus?«, wollte ich wissen. Ich lag im Bett, weil ich mir irgendeinen Magen-Darm-Virus eingefangen hatte, doch auf einmal fühlte ich mich wesentlich besser. Gespannt setzte ich mich auf, lehnte mich gegen das Kopfteil des Bettes und blickte aus dem Fenster auf die graue Londoner Straße hinab. Es sah nach Regen aus, und der Himmel hatte sich ziemlich verdunkelt, obwohl es noch früher Nachmittag war.
»Ich schicke dir Fotos«, entgegnete Ben. »Du wirst es lieben. Meerblick natürlich, ruhig, aber nicht zu abgeschieden …« Einen Moment lang hielt er inne. »Und …« Er gab eine seltsame Tonfolge von sich, die vermutlich eine Fanfarenmelodie darstellen sollte.
»Und was?«, hakte ich kichernd nach. »Was noch?«
Der Triumph war Ben deutlich anzuhören. »Ach, nur einen ausgebauten Dachboden.«
»Nein«, rief ich entzückt. »Das gibt’s ja nicht. Dann könnte man dort tatsächlich ein Arbeitszimmer einrichten?«
»Das gibt’s sehr wohl«, erwiderte Ben. »Und siehst du? Das Haus ist wie für uns geschaffen.«
Nachdenklich blickte ich zu meinem Laptop hinüber, der gefährlich weit über die Kante meiner als Schreibtisch umfunktionierten Frisierkommode ragte, die wir wiederum in eine Ecke unseres Schlafzimmers gequetscht hatten. Bisher waren wir sehr glücklich hier in diesem engen Reihenhaus gewesen. Unsere Jungs waren hier aufgewachsen, und es war wie ein sicherer Hafen für uns. Mit dem neuen Haus würden wir uns in ein ungewohntes Abenteuer stürzen – ein Gedanke, der mir gerade ziemliche Angst einjagte. Doch die Vorstellung, endlich Platz zum Schreiben zu haben … Welch ein Luxus. Mein Blick fiel auf die Notizen für mein nächstes Buch, die überall auf dem Boden verteilt lagen, und erneut musste ich lächeln.
»Was sagen die Jungs?«, fragte ich.
»Die schlafen«, gab Ben zurück. »Es gießt in Strömen, deswegen sitzen wir noch alle im Auto. Ich hab den Makler angerufen, der ist auf dem Weg, also mache ich die Jungs gleich wach.«
»Ruf mich noch mal an, wenn er da ist«, bat ich. »Oder weißt du was – mach ein Videoanruf. Ich will mir das Haus mit euch zusammen anschauen.«
»Okay«, sagte Ben. »Das dürfte nicht mehr lange dauern.«
Damit beendete ich den Anruf und lehnte mich wieder in die Kissen zurück. Mir ging es definitiv besser, und seit einigen Stunden hatte ich mich nicht mal mehr übergeben müssen. Trotzdem war ich froh, dass ich nicht mit Ben und den Kindern nach Sussex gefahren war – mir war immer noch ein bisschen schlecht.
Ich nahm das Glas Wasser, das auf meinem Nachttisch stand, und drückte es gegen meine heiße Stirn, während ich an das Haus dachte. Wir hatten es im Frühling während eines spontanen Wochenendtrips entdeckt. Ben hatte ein Vorstellungsgespräch bei einem Fußballverein in Brighton gehabt. Kein gewöhnliches Vorstellungsgespräch, sondern das Vorstellungsgespräch überhaupt: für seinen Traumjob als leitender Physio