Kapitel 1. Vorbereitung für die Heimreise
ICH HATTE WIRKLICH GEHOFFT,dass es sich nicht um eine Falle handeln würde, aber leider entpuppte sich Sylvester Vasilyev als Spion. Er hatte natürlich nicht auf eigene Faust gearbeitet, sondern war höchstwahrscheinlich von einer großen Organisation entsandt worden. Das ließ zumindest die Tatsache vermuten, dass in den Gebäuden um den von mir vorgeschlagenen Treffpunkt herum Greifertrupps auf der Lauer lagen. Aber ich war nicht so dumm, wie ich aussah, und deshalb hatten wir uns im Vornherein einen Feldstecher mit starker Vergrößerung und ein Stativ besorgt. Nun saßen wir zusammengekauert fast zwei Kilometer entfernt, nippten friedlich an einem lokalen synthetischen Sublimat, dass sich hier Kaffee schimpfte, schauten in das Fernrohr und beobachteten dieses Schauspiel.
Wir wussten nur eines mit Sicherheit – sie arbeiteten nicht mit Delaney zusammen. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie nicht so auf meine E-Mail reagiert, in der ich sie über unsere Ankunft informiert und ihnen die Koordinaten des Treffpunkts mitgeteilt hatte. Immerhin hatten wir erst vor ein paar Stunden gesehen, wie seine Leute den Großhändler überwältigt hatten, bei dem wir die in Christophers Laden gekauften Waren abgeladen hatten.
„Seht mal! Diese Bastarde haben drei weitere Scharfschützenpaare auf verschiedenen Etagen postiert“, stieß Quartz hervor, als er an der Reihe war, durch das Fernrohr zu schauen.
„Du hast vielleicht drei Paare gesehen, doch wie viele sind es wirklich? Das ist die Frage“, entgegnete ich.
„Aber warum sind sie auf verschiedenen Etagen?“, fragte Castra und nahm einen Schluck von ihrem Getränk.
„Wahrscheinlich wollen sie alle Richtungen abdecken. Sie benutzen verschiedene Höhen, damit sie von einem Punkt aus in verschiedene Winkel schießen können, falls ihr Ziel unerwartet hinter einem Hindernis in Deckung geht.“
„In diesem Fall bedeutet das, dass sie uns eher vernichten als gefangen nehmen wollen?“ Ihre Augen weiteten sich. „Was hätte das für einen Sinn? Wir würden nur zwölf Stunden später wieder in der Replikationskapsel landen.“
„Außer Volper“, erinnerte Tilorn sie.
„Das habe ich ganz vergessen ...“ Castra wurde wehmütig. „Warum sind wir dann zu diesem Treffen gekommen?“
„Ich hatte gehofft, dass es keine Falle sein würde. Und um ehrlich zu sein, dachte ich, dass er vielleicht einige der Gegenstände hätte, die ich für meinen Beruf brauche.“
„Ich habe das Gefühl, dass du wusstest, dass sich alles sehr schnell ändern kann“, kommentierte Quartz und vernachlässigte für einen Moment seine Beobachtungsaufgabe. „Zuerst hast du uns gezwungen, sowohl die Gegenstände, die Delaney uns als Teil des Vertrags geschuldet hat, als auch diejenigen, für die du uns das Geld gegeben hast, wieder loszuwerden. Weniger als einen halben Tag später wurde der Kerl verhaftet. Und jetzt dieses Treffen ... Bist du eine Art Orakel?“
„Es ist viel einfacher. Als ich auf euch gewartet habe, ist dieser alte Mann aufgetaucht und hat etwas zu mir gesagt, das sich seitdem bei mir eingebrannt hat. Es hat mich gezwungen, meine Sicht auf das, was hier passiert, zu ändern. Vor allem, wenn ich davon ausgehe, dass wir uns nicht in einem Spiel befinden.“
„Was hat er gesagt?“ Tilorns Frage folgte wie aus der Pistole geschossen.
„Ich kann ihn nicht Wort für Wort zitieren, aber es war in etwa so: Du darfst niemandem in Alpha Rom trauen. Seit die Einheimischen angefangen haben, mit den Replikanten zu leben, wurden sie extrem gut darin, zu lügen und andere für ihre eigenen Ziele zu benutzen.“
„Hm ... Das ergibt Sinn. Wenn man bedenkt, dass es in Alpha Rom eine Art Kastensystem gibt und dass viele Leute schon mindestens 100 Jahre dabei sind – und oft sind sogar mehrere hundert Jahre nicht ausgeschlossen ... Man sollte meinen, dass sie in der Lage gewesen sein müssten, komplexe Pläne zu schmieden. Schließlich gab es schon immer genug Leute, die es geschafft haben, die Welt in eine wahre Schla