KAPITEL 1
Ein ganzer Tag war vergangen, seit George Walker mit seiner Frau gesprochen hatte. Am Morgen war er in den Wald aufgebrochen, um einem Tier nachzuspüren, das ihm seit seiner Kindheit immer wieder entwischte, und nun brach die Nacht herein. Er hatte das Tier vor seinem geistigen Auge gesehen, als er morgens erwacht war, und die Suche nach ihm versetzte ihn in solch eine beglückende Abenteuerstimmung, dass er den ganzen Tag lang nicht ans Heimkehren denken wollte. Dies war seit Frühlingsbeginn die erste seiner Exkursionen, und als er über zerbrochene Kiefernnadeln und vom Morgenregen aufgequollene Pilze wanderte, stieß er auf ein Stück Land, das er noch nicht vollständig erkundet hatte. Das Tier, da war er sich sicher, war immer nur einen Schritt davon entfernt, in sein Sichtfeld zu geraten.
Das Land, das sein Vater ihm vererbt hatte, maß über achtzig Hektar. Die großen Roteichen und Walnussbäume rings um sein Zuhause dämpften die Sonne zu einem weichen Flimmern am Himmel, das zwischen ihren Ästen hindurchfiel. Viele von ihnen vertraut wie Wegweiser, seit der Kindheit jahrelang oft betrachtet.
Das Gestrüpp, das George durchquerte, reichte ihm bis zum Bauch und war voller Kletten, die an seiner Hose hängen blieben. Seit einigen Jahren machte ihm seine Hüfte zu schaffen, was er darauf schob, dass er sich einmal beim Verlassen seiner Blockhütte auf dem Waldboden vertreten hatte; doch er wusste, dass er sich etwas vorlog: Die Schmerzen waren beharrlich und stetig wie das Alter selbst gekommen – etwas Natürliches, wie die Falten in seinem Gesicht, das Weiß in seinem Haar. Sie machten ihn langsam, und als er sich eine Atempause gönnte und die Umgebung in sich aufnahm, bemerkte er, dass sich Stille über den Wald gesenkt hatte. Die Sonne, noch vor wenigen Augenblicken hoch über seinem Kopf, hing nun als blasser Ball kaum sichtbar über dem anderen Ende des Tals.
»Na, so was.«
Er hatte keine Ahnung, wo er war. Seine Hüfte schmerzte, als wäre etwas darin gefangen, das zu entkommen versuchte. Sein Gaumen war so trocken, dass seine Zunge daran kleben blieb, und bald übermannte ihn das Verlangen nach Wasser. Er setzte sich auf einen kleinen Holzstamm und beschloss zu warten, bis es vollkommen dunkel war. Wenn die Wolken sich verzogen, würden die Sterne hervorkommen, und das war alles, was er brauchte, um nach Hause zu finden. Selbst die größte Fehlkalkulation würde ihn immer noch nach Old Ox bringen, und auch wenn ihm die Vorstellung zuwider war, diesen hoffnungslos jämmerlichen Gestalten in der Stadt zu begegnen, würde ihm zumindest irgendjemand ein Pferd borgen, mit dem er nach Hause zurückkehren konnte.
Einen Moment lang dachte er an seine Frau. Normalerweise kehrte er um diese Zeit nach Hause zurück, die letzten paar Schritte von der Kerze geleitet, die Isabelle auf die Fensterbank gestellt hatte. Oft verzieh sie ihm sein langes Fernbleiben erst nach einer langen wortlosen Umarmung, auch wenn die verschmierten Handabdrücke von schwarzem Baumsaft, die er auf ihrem Kleid hinterließ, sie erneut verärgerten.
Der Holzstamm unter George brach ächzend entzwei, und er fiel mit dem Hinterteil auf den nassen Waldboden dahinter. Erst als er sich aufrichtete, um seine Hose abzuklopfen, sah er sie vor sich sitzen. Zwe