Wie alles begann
I ch war gut vorbereitet gewesen und hatte trotzdem versagt, vorhin, am Nachmittag beim Vorspielen.
Der Musikverein der Stadt wollte eine kleine Gruppe für die Adventszeit zusammenzustellen, die bei Weihnachtsfeiern im Altenheim, in der Kirche und bei anderen Festen aufspielt. Die Geschäftsleute der Stadt hatten bereits im September Geld überwiesen. Sie wollten die Musik für Konsum und Kommerz nutzen. Markt, Eisbahn für die Kinder, Glühwein für die Eltern. Oder ein Auftritt im zugigen Eingang vor dem Kaufhaus: »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit …«, hereinspaziert, Sonderangebot. Frohe Menschen, motiviert von passendem Gedudel, Gefiedel und Posaunentönen, geben gerne Geld für Konsumgut aus.
Zu meinem Bedauern ging die Mucke an einen Buben aus Indien. Er musizierte auf einer verbeulten Trompete und hatte eine merkwürdig kurzatmige Phrasierung, die seinem Spiel eine synkopierte, jazzartige Melodieführung gab. Es klang nach Django Reinhardt, aber auch irgendwie nach Zirkus. Ich schätzte sein Alter auf vierzehn oder fünfzehn Jahre. Der Junge war mit seinem Vater zum Probespielen gekommen und konnte nicht einmal Noten lesen, was sofort auffiel, als man ihm kinderleichte Musikstücke auf den Notenständer legte. Beide, Vater und Junge, freuten sich über den Zuschlag. Ich wusste nicht, dass ich dieser Familie später noch einmal begegnen sollte.
Der Musiklehrer, der die Musikanten bewertete, versuchte, mir eine Brücke zu bauen:
»Wir brauchen auch noch ein paar Alleinunterhalter. Heimorgel, Gitarre oder Saxofon, egal was. Hauptsache, da kommt ein weihnachtliches Trällern bei rum, das die Leute bei Laune hält. Das wäre doch auch was für Sie, oder?« Da ich einen unentschlossenen Eindruck machte, sprach er weiter:
»Natürlich müssen Sie dabei richtig unterhalten, singen, tanzen, etwas Klamauk machen. Im Fundus haben wir noch