: Bodo Hechelhammer
: Fürst der Füchse Das Leben des Rolf Kauka
: LangenMüller
: 9783784484310
: 1
: CHF 17.70
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 360
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Paul Rudolf 'Rolf' Kauka (1917-2000), der Comic-Pionier und selbsternannte deutsche Walt Disney, gilt nach wie vor als erfolgreichster Produzent dieses Genres in Deutschland. Kauka erschuf über 80 Comic-Figuren, allen voran die legendären Fuchszwillinge Fix und Foxi. Auch berühmte ausländische Serien wie 'Asterix', 'Tim und Struppi', 'Die Schlümpfe' oder 'Lucky Luke' führte er in Deutschland zum Erfolg. Kauka war Selfmade-Millionär, überzeugter Patriot und Kalter Krieger, eine ebenso schillernde wie kontroverse Persönlichkeit, die Abschnitte des eigenen Lebens erfolgreich schönte oder verschwieg. Bodo Hechelhammers Biografie, entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Familie Kauka, erforscht alle Facetten im Leben des 'Fürsten der Füchse' und überrascht mit bisher unbekannten Details.

Kriegswelt
1917–1945

»Gebt Raum, ihr Völker, unserm Schritt …«.
Erste Seite aus Rolf Kaukas Kriegsalbum, ohne Datum

© Sammlung Alexandra Kauka

Sächsische Heimatskizzen

Als Rolf Kauka geboren wurde, wütete seit fast drei Jahren der Erste Weltkrieg. Der Wettiner Friedrich August III. regierte im dreizehnten Jahr als sächsischer König, aber mit Kriegsende breitete sich im November 1918 die Revolution auch im Freistaat aus. Unruhen erfassten das bald untergehende deutsche Kaiserreich. Neben Kaiser Wilhelm II. musste auch der sächsische König am 13. November abdanken, die alte Staatsordnung fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Deutschland rang um Neuorientierung. Nach der kurzen Episode der Weimarer Republik marschierte das nationalsozialistische Deutsche Reich geradewegs in den Abgrund des Zweiten Weltkriegs – eine Zeit, die Rolf Kauka durch ihre traumatischen Kriegswelten in seinen ersten Lebensjahren geprägt hat.[7]

Am Ostermontag, 9. April 1917, um neunzehn Uhr, erblickte Paul Rudolf Kauka in der elterlichen Wohnung im sächsischen Markranstädt das Licht der Welt. Während sein Rufname sich erst in den Fünfzigerjahren zu Rolf verkürzte, nannten seine Freunde ihn früh einfach »Rudo«. Sein erster Taufname verwies auf seinen Vater, den er sehr verehrte: Alexander Paul Kauka, am 16. Juli 1892 im sächsischen Serbitz geboren, arbeitete als Hufschmied und Wagenbauer und wohnte in Quesitz, zwei Kilometer westlich von Markranstädt. Ein Ort, so klein, dass er noch nicht einmal Straßennamen führte. Noch 1926 zählte er gerade einmal 460 Einwohner, darunter Pauls Eltern und einige seiner Brüder.[8]

Die Familie Kauka lebte erst seit einer Generation in Sachsen. Ihre Vorfahren, die in den baltischen Raum zogen, lassen sich unter dem Namen Kaukova im 17. Jahrhundert in Westfinnland finden. Ende des 17. Jahrhunderts wurde Tavo Kaukova, ein Schmied und Rolf Kaukas Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater, im Herzogtum Kurland und Semgallen im Baltikum geboren. Dessen Sohn Elias zog Mitte des 18. Jahrhunderts auf das Gut Neuhof ins schlesische Groß Wartenberg (poln. Syców), das seit 1742 zum Königreich Preußen zählte. Kaukova deutschte seinen Namen in Kauka um. In Schlesien wurde 1752 Elias’ Sohn Michael Kauka geboren, der wiederum nach Schildberg (poln. Kazanów) verzog. Hier kam Franz Kauka 1779 zur Welt; sein 1828 geborener