: Ernest Hemingway
: Wem die Stunde schlägt
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644007345
: 1
: CHF 19.00
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 624
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein literarisches Meisterwerk über Liebe und Krieg im Spanischen Bürgerkrieg. In seinem 1940 publizierten Roman Wem die Stunde schlägt, der zu einem der großen internationalen Bestseller seiner Zeit wurde, schildert Ernest Hemingway eine kurze, nur drei Tage währende Episode aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Es ist die Geschichte des amerikanischen Pioniers Robert Jordan, der den Befehl hat, in den Bergen vor Segovia eine Brücke zu sprengen. Mit einer Schar mutiger Republikaner, darunter Partisanen und Mitglieder der Internationalen Brigaden, führt er den Auftrag aus. Inmitten der dramatischen Ereignisse, die von allen das Äußerste an Opferbereitschaft fordern, vollzieht sich auch das Schicksal von Jordans Liebe zu der Partisanin Maria. Die Gruppe findet sich angesichts der Bedrohung durch die herannahende Falange zusammen und kämpft für ihre Ideale. Hemingways eindrucksvoller Kriegsbericht wurde mit Ingrid Bergman und Gary Cooper verfilmt. Wem die Stunde schlägt erscheint nun in neuer Übersetzung bei Hemingways Hausverlag Rowohlt und vervollständigt die Neuausgaben wichtiger Werke des Literaturnobelpreisträgers. Ein zeitloser Klassiker über die Schrecken des Krieges, Kameradschaft und die Kraft der Liebe in Zeiten des Konflikts.

Ernest Hemingway, geboren 1899 in Oak Park, Illinois, gilt als einer der einflussreichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. In den zwanziger Jahren lebte er als Reporter in Paris, später in Florida und auf Kuba; er nahm auf Seiten der Republikaner am Spanischen Bürgerkrieg teil, war Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg. 1953 erhielt er den Pulitzer-Preis, 1954 den Nobelpreis für Literatur. Hemingway schied nach schwerer Krankheit 1961 freiwillig aus dem Leben.

Kapitel 1


Er lag flach auf dem braunen, mit Kiefernnadeln bedeckten Waldboden, das Kinn auf den verschränkten Armen, und hoch über ihm wehte der Wind in den Wipfeln der Kiefern. Wo er lag, senkte der Hang sich sachte; doch unterhalb ging es steil hinab, und er sah das Dunkel der geteerten Straße sich durch den Pass winden. Neben der Straße war ein Bach, und weit hinten am Pass sah er eine Mühle am Bach und das vom Wehr stürzende Wasser weiß im Sonnenlicht.

«Ist das die Mühle?», fragte er.

«Ja.»

«Kann ich mich gar nicht dran erinnern.»

«Sie wurde gebaut, nachdem du zuletzt hier warst. Die alte Mühle ist weiter unten; weit hinter der Passhöhe.»

Er breitete die fotokopierte Militärkarte auf dem Waldboden aus und studierte sie gründlich. Der alte Mann schaute ihm über die Schulter. Der Alte war klein und kräftig und trug einen schwarzen Bauernkittel, eine graue, brettharte Hose und hanfbesohlte Schuhe. Er atmete schwer nach dem Aufstieg, und seine Hand ruhte auf einem der zwei schweren Rucksäcke, die sie getragen hatten.

«Dann kann man die Brücke von hier nicht sehen.»

«Nein», sagte der Alte. «Hier am Pass ist das Gelände einfach, und der Bach fließt ruhig. Unten, wo die Straße hinter den Bäumen verschwindet, geht es plötzlich steil bergab, und es gibt eine tiefe Schlucht …»

«Ich erinnere mich.»

«Über diese Schlucht geht die Brücke.»

«Und wo stehen ihre Posten?»

«Ein Posten ist an der Mühle da hinten.»

Der junge Mann, der das Gelände studierte, nahm seinen Feldstecher aus der Tasche seines verschossenen Khakihemds, wischte mit einem Taschentuch über die Linsen und drehte an den Okularen, bis die Bretter der Mühle scharf wurden, und er sah die Holzbank neben der Tür, den Berg Sägemehl hinter dem offenen Schuppen, in dem die Kreissäge stand, und ein Stück der Rutsche, die die Baumstämme vom Hang auf der anderen Seite des Bachs nach unten brachte. Der Bach zeigte sich klar und glatt, und unterhalb des herabstürzenden Wassers wehte die Gischt vom Wehr im Wind.

«Da ist kein Posten.»

«Aus dem Mühlenhaus kommt Rauch», sagte der Alte. «Und an einer Leine hängt Wäsche.»

«Die sehe ich, aber ich sehe keinen Posten.»

«Vielleicht ist er im Schatten», erklärte der Alte. «Es ist dort heiß jetzt. Er wird im Schatten an dem Ende sein, das wir nicht sehen.»

«Wahrscheinlich. Wo ist der nächste Posten?»

«Unterhalb der Brücke. An der Straßenarbeiterhütte bei Kilometer fünf jenseits der Passhöhe.»

«Wie viele Männer sind hier?» Er zeigte nach der Mühle.

«Vielleicht vier und ein Korporal.»

«Und unten?»

«Mehr. Ich werde es herausfinden.»

«Und an der Brücke?»

«Immer zwei. Einer auf jeder Seite.»

«Wir werden eine bestimmte Anzahl Männer brauchen», sagte er. «Wie viele kannst du besorgen?»

«Ich kann so viele besorgen, wie du willst», sagte der Alte. «Hier in den Bergen sind jetzt viele Männer.»

«Wie viele?»

«Mindestens hundert. Aber alle in kleinen Gruppen. Wie viele wirst du brauchen?»

«Das sage ich dir, wenn wir uns die Brücke angesehen haben.»

«Willst du das jetzt tun?»

«Nein. Jetzt möchte ich dorthin, wo wir den Sprengstoff lagern können, bis wir ihn brauchen. Ich würde ihn gern so sicher wie möglich verstecken, und nicht weiter als eine halbe Stunde von der Brücke entfernt, falls sich das machen lässt.»

«Das ist einfach», sagte der Alte. «Von da, wo wir hingehen, geht es bis zur Brücke nur bergab. Aber um jetzt da hinzukommen, müssen wir natürlich ein bisschen klettern. Hast du Hunger?»

«Ja», sagte der junge Mann. «Aber wir essen später. Wie heißt du noch mal? Ich