1. KAPITEL
„In einem Raum voller Pfauen sind Sie der einzige exotische Vogel“, flüsterte eine tiefe Stimme hinter ihr, dicht neben ihrer Wange, mit einem deutlichen Akzent. Noch bevor India sich umdrehte, richteten sich die feinen Härchen auf ihren Armen auf. Sie erwartete einen weiteren langweiligen, herausgeputzten Wichtigtuer zu sehen, einen Bankertypen. Stattdessen …
Angesichts dieses hinreißenden Mannes fehlten ihr die Worte. Er war groß, breitschultrig und dunkelhäutig. Die schwarzen Haare stießen auf den Hemdkragen, sodass sie an den Spitzen leicht nach außen abstanden, und seine markanten Brauen waren dunkel. Bartstoppeln zeichneten sich auf dem klassischen Kinn und dem Kiefer ab, er hatte volle Lippen und eine gerade Nase. Die Augen wirkten wie endlose Tunnel, tief und faszinierend, mit braunen, schwarzen und goldfarbenen Sprenkeln. Die Wimpern wiederum waren so dicht und dunkel, dass man glatt hätte denken können, der Mann trage Eyeliner.
Unwillkürlich hielt India die Luft an, während sie zu ihm hochblickte. Mit einer Begegnung wie dieser hatte sie nicht mal im Traum gerechnet. Einen Moment lang vergaß sie, wer sie war und was sie hier machte.
Doch die Amnesie war nur vorübergehend.
India arbeitete gerade. Sie konnte es sich nicht leisten, diesen – oder irgendeinen anderen – Auftrag zu vermasseln. Also blinzelte sie und setzte eine höfliche, wenn auch desinteressierte Miene auf.
„Danke“, murmelte sie und drehte sich wieder zur Bar um. Im selben Moment drängelte sich eine Frau vor und rief dem Barkeeper eine Bestellung zu. „Verdammt“, brummte India kaum hörbar.
„Was möchten Sie trinken?“
Die Stimme des Fremden klang so sanft und berauschend, dass India an Sirup denken musste. Sie verkniff sich die Bemerkung, der Mann könne sich als Sprecher für Hörbücher ein zweites Standbein schaffen. Jeder Gast dieser Benefizgala hatte tausend Dollar Eintritt zahlen müssen. Unwahrscheinlich, dass der Mann ein Zubrot brauchte.
„Alles in Ordnung“, antwortete sie distanziert. „Ich bin ja als Nächste dran.“
„Das waren Sie eben auch schon.“
Sie schaute ihn kurz an. „Ja. Und hätten Sie mich nicht abgelenkt, hätte ich mittlerweile bestellt.“
Khalil lächelte unverhohlen anerkennend. „Gestatten Sie?“
„Was denn?“
„Dass ich Ihnen zu Ihren Drinks verhelfe.“
„Oh.“ Ind