1. KAPITEL
„Libby, du wirst heute Abend versteigert. Als Nummer sechzehn.“
Libby schaukelte das winzige Baby in ihrem Arm und starrte die Oberschwester entsetzt an. „Sag mir bitte, dass du das nicht ernst meinst.“
„Todernst.“ Beverly warf dem Baby einen Blick zu. „Wie geht’s der Kleinen denn?“
„Schon besser. Ich versuche jetzt, ihr was zu trinken zu geben.“ Libby griff nach der vorgewärmten Milchflasche. „Hör zu, Bev, ich werde bei dieser Auktion nicht mitmachen, das habe ich dir schon gesagt.“
„Aber das musst du.“ Beverly setzte sich neben die jüngere Kollegin. „Du bist die attraktivste Frau in der Klinik. Wir bekommen bestimmt eine Menge Geld für eine Verabredung mit dir.“
„Bitte, ich bin doch kein Preisschwein, das zum Verkauf angeboten wird.“
„Vergiss nicht, dass es für einen guten Zweck ist.“
„Ich finde es absolut entwürdigend, und ich weiß nicht, wie du überhaupt auf diese Idee gekommen bist.“ Libby verzog das Gesicht.
„Es war deine Idee“, erinnerte Bev sie liebenswürdig. „Aber ich glaube, das war bevor du dich wieder einmal für immer von der Männerwelt verabschiedet hattest. Wie auch immer, es wird ein toller Abend, alle sind schon ganz aufgeregt, und wir werden jede Menge Geld für unser neues Spielzimmer einnehmen und schon in Kürze die bestausgestattete Kinderstation der Welt haben.“
„Da muss ich wohl verrückt gewesen sein“, entgegnete Libby dem Enthusiasmus ihrer Kollegin. „Ich spende gerne etwas, aber ich werde nicht mitmachen.“ Sie wandte sich wieder dem Baby zu. „Komm Schätzchen, ein kleiner Schluck für Libby.“
„Es geht doch nicht nur um das Geld, sondern um die Stimmung. Du musst dabei sein, du bist doch meine Lieblingsschwester.“
„Oh, ich komme gerne zum Gucken.“ Zufrieden registrierte Libby, dass das Kind zu saugen begann. „Braves Mädchen.“
„Wir brauchen dich auf dem Laufsteg“, sagte Bev energisch. „Das ist doch eine wunderbare Gelegenheit, einen neuen Mann kennen zu lernen! Es werden jede Menge da sein – blond, braun, groß, klein. Das Angebot wird riesig sein!“
Ein neuer Mann?
Libby schüttelte sich. „Es spielt keine Rolle, wie sie aussehen, im Inneren sind sie doch alle gleich. Danke, ich habe kein Interesse.“
Sie würde sich nicht wieder mit einem Mann einlassen. Eine Frau mit Selbstachtung konnte nur ein gewisses Maß an Enttäuschungen und Verletzungen ertragen.
Bev räusperte sich nervös. „Ich fürchte, es ist ein bisschen spät, jetzt abzusagen. Die Programme für morgen Abend sind schon gedruckt, und dein Name ist dabei.“
„O nein.“ Libby verdrehte die Augen.
„Es wird bestimmt lustig“, warf eine etwas verlegene Beverly ein. „Ein großer dunkelhaariger Fremder wird viel Geld für dich zahlen. Es ist im Grunde wie ein Blind Date.“
„Ich habe für Dates nichts übrig, ob nun blind oder nicht“, erwiderte Libby.