Kapitel 4 – Lara
Unbeeindruckt lässt er seinen Blick ebenfalls über meinen Körper wandern. Ich fühle ihn besonders auf meinen nackten Beinen. Er verharrt einen Moment auf meinen Schenkeln, die ich prompt ein wenig zusammenkneife. Dann setzt er seinen Weg über Bauch und Brustbereich fort, bis er mir schließlich direkt in die Augen sieht. Seine grünen Augen funkeln belustigt.
»Nachdem wir uns nun gegenseitig begutachtet haben, würde ich mich gerne vorstellen. Hallo, mein Name ist Trent Shaw.«
Mein Nachbar im Flieger reicht mir die Hand, die ich zögernd ergreife. Viel lieber würde ich mich in ein Mauseloch verkriechen, aber dann erinnere ich mich daran, dass ich quasi inkognito unterwegs bin. Während des Fluges bin ich Lucy Vaughn, was mir die Freiheit gibt, ihm offen entgegenzublicken.
Ich erwidere die Vorstellung mit dem Namen meiner Schwester, schüttele kurz seine Hand und will sie wieder loslassen – was er jedoch nicht zulässt. Stattdessen streichelt er mit dem Daumen über mein Handgelenk. Eine Berührung, die hochfeine Stromstöße durch meinen Körper jagt.
Huch, warum reagiere ich so auf einen Mann, den ich gar nicht kenne?
Mit einem Lächeln versuche ich, ihm meine Hand zu entziehen. In seinen Augen blitzt es kurz auf, dann verziehen sich seine Lippen zu einem Grinsen. Ich will schon energischer werden, als er nachgibt und sich sein Griff um meine Finger löst. Behutsam legt er meine Hand auf meinem Oberschenkel ab. Als er seine wegzieht, streift sein Zeigefinger provokativ die nackte Haut unterhalb des Rocksaums. Ein neuerlicher Stromstoß schießt durch meinen Körper, direkt bis in den Unterleib.
Verdammt, Lucy, warum trägst du immer so aufreizende Kleidung? Würde ich in einem meiner geliebten Hosenanzüge stecken, wäre das jetzt nicht passiert!
Ich will ihn ignorieren. Ganz ehrlich, ich versuche es, aber es gelingt mir nicht. Wie ferngesteuert beobachte ich jede seiner Regungen aus dem Augenwinkel.
Wir sind schon mindestens eine Stunde in der Luft, haben inzwischen zwei Gläser Champagner getrunken und ich werde trotzdem nicht ruhiger. Zu allem Überfluss meldet sich dann auch noch meine Blase.
»Verzeihung, würden Sie mich vorbeilassen?«, bitte ich ihn. Natürlich kann ich einfach aufstehen und mich an ihm vorbeischlängeln, schließlich sitzen wir in der ersten Klasse. Aus irgendeinem Grund ist es mir jedoch lieber, wenn er aufsteht und mir etwas mehr Freiraum gewährt.
»Wollen Sie sich die Beine vertreten?«, fragt er, was ich mit einem Kopfschütteln verneine.
Warum beantworte ich die Frage überhaupt? Das geht ihn doch gar nichts an.
Als er sich erhebt und mich mit einer galanten Verbeugung vorbeilässt, denke ich nicht mehr weiter darüber nach. Mit eiligen Schritten mache ich mich auf den Weg zu den Toiletten.
Kaum habe ich die Tür zu einem der Räume geöffnet und bin eingetreten, spüre ich plötzlich einen Arm um meine Taille. Mit sanftem Druck werde ich weitergeschoben. Es wäre ein leichtes, mich mit einer Gegenmaßnahme aus dem Griff zu befreien. In Quantico habe ich während meiner Ausbildung einige davon gelernt. Doch tief in meinem Innern weiß ich, wessen Arm mich festhält. Eine Berührung, die ich nicht erwartet habe, die aber trotzdem keine Angst aufkommen lässt.
Die Tür wird zugezogen und ich höre das Einrasten der Verriegelung.
Gleichzeitig nehme ich den unvergleichlichen Geruch von Trents Rasierwasser wahr. Mein Herz schlägt schneller, als er sich vorbeugt und mir zuflüstert, dass ich brav sein soll. Sein heißer Atem