Den restlichen Vormittag über war ich so hibbelig, als hätte ich einen Schwarm Bienen verschluckt. Die letzte Stunde – Mathe – schien sich wie Kaugummi hinzuziehen, die Glocke schlug für mich trotzdem viel zu früh. Ich hatte ordentlich Bammel vor dem Gespräch mit Frau Schneeberger.
„Soll ich mitkommen?“, fragte Charly mitfühlend, als wir im Schneckentempo über den Flur zum Lehrerzimmer zuckelten.
„Nein, schon gut.“ Ich setzte ein tapferes Lächeln auf. „Sie wird mich ja nicht gleich auffressen.“ Dennoch lief mir ein Grummeln durch den Bauch.
Charly grinste. „Nee, du würdest ihr sowieso nur monsterschwer im Magen liegen.“
„He!“ Ich stieß sie in die Seite.
„Das war ganz schön seltsam.“ Charly runzelte die Stirn.
„Was war seltsam?“ Ich wusste genau, was sie meinte, aber wenn ich es abstritt, dann war es vielleicht nicht wahr.
„Na, die Sache mit der Torte. Ich hab gar nicht gesehen, wie du sie geworfen hast. Das ging so schnell. Fast so, als hättest du gezaubert.“
„Quatsch. Die ist einfach nur über die Tischkante gerutscht“, wiegelte ich ab. Das Bauchgrummeln verstärkte sich. Auch ich hatte nämlich das Gefühl, dass die Torte schon geflogen war, bevor ich den Teller angefasst hatte.
„Hm“, brummte Charly. „Trotzdem. In letzter Zeit passiert dir so was ziemlich oft. Ständig fällt dir was aus der Hand, weht dir was weg oder du kleckerst mit dem Essen. Und denk nur an die Sache gestern mit dem geplatzten Wasserhahn im Schul-WC, wo du pitschnass geworden bist. Das ist fast so, als seist du verwünscht.“ Sie legte mir eine Hand auf den Arm. „Du solltest dir eine Knoblauchkette basteln, um den Fluch zu vertreiben.“
Ich lachte, doch ich fasste mir dabei unwillkürlich an mein Glücks-Armband. „Nicht dein Ernst! Ich hab einfach nur eine Pechsträhne.“
„Also, ich weiß nicht“, sagte Charly zweifelnd. „In letzter Zeit passieren schon echt komische Dinge. Diese seltsamen Einbrüche zum Beispiel … Gestern Nacht sind bei Friseur Hairlich sämtliche Spiegel zersprungen. Das sind siebzig Jahre Pech, hat meine Oma behauptet. Und das Wetter spielt auch immer öfter verrückt. Weißt du noch letztes Wochenende, als wir ins Schwimmbad wollten? Es hat wie aus Eimern geschüttet. Dann hast du dir zum Spaß Sonne gewünscht und von jetzt auf gleich wurde es sommerwarm.“
„Für die Spiegel und das Wetter kann ich wirklich nichts“, sagte ich. „Der Klimawandel ist eben auch in Rosenstein angekommen. Und du bist viel zu abergläubisch.“
Trotzdem hatte Charly recht. Die Häufung dieser seltsamen Vorkommnisse war echt auffällig. Und das Wetter schien in letzter Zeit ziemlich oft meiner Stimmung zu entsprechen. Hatte ich gute Laune, schien die Sonne. War ich traurig, regnete es. Wenn ich mich über etwas ärgerte, grollte Donner. Am Tag zuvor war mir eine Wasserflasche explodiert. Die hatte sich beim Öffnen über mein Handy ergossen und es geschrottet. Paps war richtig böse geworden, aber mal ehrlich, was konnte ich dafür, wenn in der Flasche so viel Kohlensäure drin war? Ich war so sauer, dass er mir die Schuld daran gab, und plötzlich zog ein Gewitter auf. So wie im Film. Du kennst das vielleicht: Eben strahlt noch die Sonne und plötzlich wird es dunkel, schaurige Musik setzt ein – dam-dam-dam-dam-dam-dam –, Regen prasselt an die Scheibe und Blitze zucken über den Himmel. Und man weiß: Oh-oh, jetzt droht der Heldin Ärger. Genauso war das bei dem Streit mit Paps. Es gab sogar sch