1. UmSchläge
Ende Juni, München, Agnesstraße Ecke Hiltenspergerstraße
Die Wohnung lag im dritten Stock mit Balkon zum Hinterhof und war nicht einsehbar. Eigentlich. Auf der anderen Seite der Wohnung war München – das Draußen mit all den Geräuschen; die Stadt, das Viertel, die Menschen. Und es war hell, Mittag. Tio lenkte ihren Blick zurück auf den Bildschirm.
Hier drin ist nichts, dachte sie. Niemand. Hier bin ich sicher.
Sie starrte auf den Laptop. Ihr Atem, ihr Herzschlag setzten für einen Moment aus. Ihre Welt klaffte auseinander, das WG-Zimmer, der Rest zerbröckelte, bis nichts blieb, abgesehen von dem, das vor ihren Augen stand. Die Grafik füllte das gesamte Sichtfeld, nahm alles ein. Eine Todesanzeige. Ihre Todesanzeige.
»Ich hab deine Sachen auf den Küchentisch gelegt, Viktoria!«, rief Hannes aus dem Flur.
Sie fuhr zusammen und blinzelte. »Tio.« Von selbst schoss die Erwiderung aus ihrem Mund, korrigierte ihren Mitbewohner wieder einmal, sie ballte die Hand. »Wie oft denn noch?«, murmelte sie leiser. Der Sch