: Oscar Muriel
: Der Teufel von Dundee Ein Fall für Frey und McGray 7
: Goldmann
: 9783641284466
: Ein Fall für Frey und McGray
: 1
: CHF 8.00
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 640
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Eine unglaublich unterhaltsame viktorianische Krimiserie!« The New York Times
Edinburgh 1890. Inspector McGray ertappt zwei Grabräuber auf dem Friedhof, und beim Anblick der Leiche gefriert ihm das Blut in den Adern. Der Toten wurde das Zeichen des Teufels ins Gesicht gebrannt. Dasselbe Zeichen taucht kurz darauf in Edinburghs Irrenanstalt auf, mit dem Blut eines getöteten Patienten an die Wand geschmiert. Beschuldigt wird die berüchtigste Insassin des Hauses: McGrays Schwester Amy, die ihre Eltern brutal ermordet haben soll. Verzweifelt wendet sich McGray an einen alten Freund: Ian Frey. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, um Amys Unschuld zu beweisen - und die Spur führt zurück zu jener schrecklichen Nacht, als der Teufel McGrays Elternhaus in Dundee heimsuchte ...

Oscar de Muriel wurde in Mexico City geboren und zog nach England, um seinen Doktor zu machen. Er ist Chemiker, Übersetzer und Violinist und lebt heute in Cheshire. Mit seiner viktorianischen Krimireihe um das brillante Ermittlerduo Frey und McGray feiert er in seiner neuen Heimat und darüber hinaus große Erfolge.

1890


19. Februar


»Passende Nacht, um die Toten wieder auszugraben!«

Das heisere Flüstern hallte durch die rabenschwarze Dunkelheit, untermalt von den dumpfen, hektischen Aufschlägen von zwei Spaten auf der Erde.

Ob man die Augen offen hatte oder nicht, machte keinen Unterschied: Die Nacht war so stockfinster, dass die beiden Leichendiebe nicht einmal die Grabeinfassung erkennen konnten. Sie konnten sich gegenseitig lediglich am Rascheln ihrer Kleidung und am Geräusch ihrer klappernden Zähne wahrnehmen. Und selbst wenn sich der Himmel öffnen würde – was höchst unwahrscheinlich war –, würde es keinen nennenswerten Mondschein geben.

»Erinnert mich an die Nacht, in der wir die arme Bessy McBean wieder ausgebuddelt haben. Nettes Mädchen. Eine Milchmagd. Wir haben uns ein bisschen am Hornpipe Dance versucht, wenn du verstehst, was ich meine. Hab erst begriffen, dass es ihr Grab war, als wir die Kiste aufgestemmt haben. Stell dir vor, wie ich geschrien habe, als ich ihr Gesicht vor Augen hatte! War immer noch drall und hübsch. ’n bisschen grün, aber noch nicht von Würmern angeknabbert.«

Sein Gefährte grub ein wenig schneller.

»Denk nicht, ich wäre ein Rohling, ich fühle mich wirklich schlecht wegen ihr. Ich wusste, dass sie für den Seziertisch bestimmt war, damit sie aufgeschnitten wird und ihre Teile in Gläser gesteckt werden. Aber Geschäft ist Geschäft. Hmm! Vielleicht hast du ihre Augen ja mal im College gesehen! Wie sie in einem dieser Glaskolben herumdümpeln? Sie waren grün, und sie hatte da so einen sonderbaren Fleck auf dem …«

»Oh, nun halt doch mal die Klappe!«

»Ach! Dir rutscht wohl das Herz in die Hose, was, Junge?«

Die Antwort bestand lediglich aus einem Schnauben.

»Und dabei hab ich dir noch nicht mal von den wirklich gruseligen Nächten erzählt! Wie damals, als die Hexen schon vor uns am Werk gewesen waren und sich schon an Fingern, Kopfhaut und Leber bedient hatten …«

»Ich sagte, halt die Klappe! Kannst du nicht …«

In diesem Moment ertönte ein Klirren. Metall auf Metall. Einer der Spaten war gerade auf eines der Scharniere des Sargs geprallt.

»Flaches Grab«, konstatierte der heisere Dieb, nachdem er zufrieden einen Pfiff ausgestoßen hatte. »Glück gehabt. Dieser alte Küster wollte sicher unbedingt nach Hause, bevor er sich hier noch den Arsch abgefroren hätte.«

Hektisch kratzten sie die lose Erde vom Sargdeckel. Dabei hörten sie die Spaten über etwas schrammen, was eine schmiedeeiserne Verzierung sein musste.

»Eine teure Kiste!«, kommentierte der ältere Grabräuber und zog ein Brecheisen aus der Innentasche seines Mantels. Ohne Zeit zu verschwenden, hebelte er den Deckel fast geräuschlos auf.

Der jüngere Mann zog daraufhin ein Taschentuch hervor, doch bevor er noch Gelegenheit bekam, es sich vor die Nase zu halten …

»Noch nicht einmal ein Anflug von Gestank«, murmelte er, während sie das Holz