1. Kapitel
Manche Dinge passen einfach nicht zusammen, etwa Öl und Wasser oder Orangensaft und Zahnpasta.
Das gilt auch für Magier und das Fernsehen.
Die Scheinwerfer blendeten mich, ihre Hitze ließ mir Bäche von Schweiß übers Gesicht laufen, die das pfannkuchendicke Make-up, das mir ein gestresster Handlanger ein paar Minuten vorher im Gesicht verteilt hatte, wegzuspülen drohten. Auf den Kameras blinkten Lichter, die Erkennungsmelodie der Talkshow lief, und das Studiopublikum skandierte: »Lar-ry, Lar-ry, Lar-ry!«
Larry Fowler, ein kleiner Mann mit einem makellosen Anzug, trat durch die Doppeltür im Hintergrund des Studios und marschierte zur Bühne. Er setzte sein Kukident-Lächeln auf und schüttelte einem Dutzend Zuschauern, die an den Enden der einzelnen Reihen saßen, im Vorbeigehen die Hände. Die Zuschauer pfiffen und jubelten. Ich zuckte in dem Lärm zusammen, unter meinem weißen Anzughemd und der Jacke lief mir der Schweiß über die Rippen. Vorübergehend spielte ich mit dem Gedanken, schreiend hinauszulaufen.
Glauben Sie aber bitte nicht, ich hätte Lampenfieber gehabt. Ganz und gar nicht. Es war einfach nur ziemlich heiß auf der Bühne. Nervös leckte ich mir über die Lippen und vergewisserte mich für alle Fälle, wo die Notausgänge waren. So was ist gut zu wissen, falls man schleunigst das Weite suchen muss. Die Lichter und der Lärm machten es mir schwer, meine Konzentration zu halten, und der Spruch, den ich um mich gewirkt hatte, ließ ein wenig nach. Ich schloss einen Moment die Augen, bis er sich wieder stabilisiert hatte.
Neben mir saß ein dicker Mann mit einem Kahlkopf, etwa Ende vierzig und in einem Anzug, der erheblich besser war als meiner. Mortimer Lindquist wartete gelassen und mit höflichem Lächeln, murmelte aber, ohne die Lippen zu bewegen: »Geht’s Ihnen nicht gut?«
»Ich habe Wohnungsbrände erlebt, die angenehmer waren als das hier.«
»Sie haben um dieses Treffen gebeten, nicht ich«, erwiderte Mortimer. Mit gerunzelter Stirn beobachtete er Fowler, der gerade einer jungen Frau die Hand schüttelte. »So ist das Showgeschäft.«
»Wird es lange dauern?«, fragte ich Morty.
Er blickte zum freien Stuhl neben ihm und einem weiteren neben mir. »Zwei Überraschungsgäste. Es könnte wohl eine Weile dauern. Sie zeichnen alles auf und schneiden später die besten Stücke zusammen.«
Ich seufzte. Direkt nachdem ich meine Arbeit als Privatdetektiv aufgenommen hatte, war ich schon einmal in der Larry-Fowler-Show gewesen, und das hatte sich als kapitaler Fehler erwiesen. Ich hatte danach gegen eine ganze Woge von Beschimpfungen ankämpfen müssen.
»Was haben Sie denn herausgefunden?«, fragte ich.
Mort warf mir einen nervösen Blick zu. »Nicht sehr viel.«
»Nun machen Sie schon, Mort.«
Er öffnete den Mund, aber dann bemerkte er, dass Larry Fowler bereits die Treppe herauflief und die Bühne betrat. »Zu spät. Warten wir auf die Werbeunterbrechung.«
Larry Fowler tänzelte auf uns zu und schüttelte erst mir und dann Mort ausgiebig und mit maßlos übertriebener Begeisterung die Hand. »Willkommen in der Show«, sagte er in ein Handmikrofon. Dann wandte er sich zur nächsten Kamera um. »Hexerei und Zauberei – Fake oder fabelhaft? Als ersten Studiogast begrüße ich das Chicagoer Medium und den medialen Berater Mortimer Lindquist, der bereit ist, uns in sein geheimes Wissen einzuweihen.«
Die Zuschauer applaudierten höflich.
»Neben ihm sitzt Harry Dresden, Chicagos einziger professioneller Magier.«
Diesmal kicherten