: Judson Brewer
: Raus aus der Angstspirale Frei von Grübelattacken und Sorgen mithilfe von Achtsamkeit und Neurowissenschaft
: Irisiana
: 9783641294458
: 1
: CHF 13.50
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: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Angstgefühle sind eine schlechte Angewohnheit
Angstgefühle sind im weitesten Sinne eine Gewohnheit des Gehirns - sagt der New York Times Bestsellerautor und Psychiater Judson Brewer. Um dieser fatalen Gewohnheit zu entkommen, die sich oft mit Alltagssüchten wie ständigem Naschen oder Handychecken tarnt, hat der Neurowissenschaftler ein Schritt-für-Schritt-Programm entwickelt, mit dessen Hilfe Betroffene aus der Angstspirale aussteigen und ihr Gehirn neu programmieren können. Der Schlüssel zur Veränderung ist schlichte Neugier auf die eigenen Prozesse - so wird das Programm nicht zur lästigen Pflicht, sondern zu einer spannenden Reise nach innen. Der Autor weiß genau, wovon er schreibt: Die Grundsätze seines Programms entdeckte er nicht zuletzt, weil er seine eigenen Panikattacken in den Griff bekommen wollte - und bekam.

Der Psychologe und NeurowissenschaftlerJudson Brewerist Forschungsdirektor am Center for Mindfulness, Associate Professor für Medizin und Psychiatrie an der University of Massachusetts Medical School, außerordentliches Fakultätsmitglied der Yale University und Research Affiliate am MIT. Seit mehr als zwanzig Jahren erforscht er, wie Abhängigkeitsverhalten entsteht und wie man sich davon befreit.

Einleitung

Angst ist überall. Das war schon immer so. Aber in den letzten Jahren hat sie sich in unserer Gesellschaft so breitgemacht wie vielleicht noch nie vorher in der Menschheitsgeschichte.

Meine persönliche Geschichte mit Ängsten reicht tatsächlich weit zurück. Ich bin Arzt – Psychiater, um genau zu sein. Nachdem ich mich jahrelang mit aller Kraft bemüht hatte, meinen Patienten bei der Überwindung ihrer Angststörungen zu helfen, und mir nie wirklich sicher war, ob ich bei ihrer Behandlung jeweils nicht doch vielleicht etwas Wichtiges übersehen hatte, stellte ich irgendwann die Verbindung zwischen Angstzuständen, der neurowissenschaftlichen Forschung meines Labors über Gewohnheitsänderungen und meinen eigenen Panikattacken her. Und in diesem Moment änderte sich schlagartig alles. Mir ging ein Licht auf, als ich begriff, dass viele Menschen ihre Ängste unter anderem deshalb nicht erkennen können, weil sich diese sehr effektiv hinter lästigen bis schlechten Gewohnheiten verstecken.

Als junger Mann hatte ich nie vorgehabt, Psychiater zu werden. Im Grunde hatte ich keine Ahnung, welche Richtung ich einschlagen wollte, als ich mein Medizinstudium begann. Ich wusste nur, dass ich meine Liebe zur Wissenschaft mit meinem Wunsch, Menschen zu helfen, zusammenbringen wollte. KombinierteMD-PhD-Studienprogramme bieten die Möglichkeit, Medizin und Naturwissenschaften zu verbinden. Zuerst studiert man zwei Jahre Medizin und lernt Fakten und Konzepte. Danach beginnt ein naturwissenschaftliches Zweitstudium mit Forschungstätigkeit, das mit einer Dissertation abgeschlossen wird. Dann geht es vom Labor wieder zurück in die medizinische Fakultät und man absolviert das dritte und vierte Jahr des Medizinstudiums, bevor man sich im Rahmen einer Facharztausbildung und Assistenzzeit im Krankenhaus auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert.

Zu Beginn des Studiums war mir noch nicht klar, was einmal mein Schwerpunkt sein sollte. Ich war einfach generell fasziniert von der Komplexität und Schönheit der menschlichen Physiologie und wollte lernen, wie das zugrunde liegende System funktioniert. In den ersten beiden Jahren des Medizinstudiums haben die Studierenden in der Regel Zeit und Raum, um allmählich herauszufinden, auf welches Gebiet sie sich einmal spezialisieren wollen. Wenn sie dann im dritten und vierten Studienjahr Praktika im Krankenhaus absolvieren, wählen sie die Abteilungen gemäß ihrer Neigung. DasMD-PhD-Programm dauert acht Jahre, also würde ich, so dachte ich, genug Zeit haben, um festzustellen, was mich anspricht, und konzentrierte mich darauf, alles zu lernen, was ich nur konnte. Nach vier Jahren erlangte ich meinen naturwissenschaftlichen Doktorgrad – was gerade genug Zeit war, um fast alles vergessen zu haben, was ich in den ersten beiden Jahren des Medizinstudiums gelernt hatte.

Als ich dann nach der Promotion mein Medizinstudium wieder aufnahm, entschied ich mich dafür, als Erstes in der Psychiatrieabteilung des Krankenhauses zu arbeiten. Vor allem wollte ich all das wieder lernen, was ich über die empathische Befragung von Patienten während meiner Promotion schlichtweg verlernt hatte. Selbst Psychiater zu werden, war mir vorher nie in den Sinn gekommen, denn deren Ansehen ließ stark zu wünschen übrig. In Spielfilmen zum Beispiel werden die »Seelenklempner« in der Regel ja selten richtig positiv dargestellt, und unter Medizinstudenten wurde gewitzelt, dass die Tätigkeit als Psychiater nur