: Julian Hermsen
: Die Frau, die ihre Träume wiederfand Eine wahre Geschichte über das, was wirklich zählt im Leben - Vom Autor des Bestsellers 'Der Millionär und der Mönch'
: Kailash
: 9783641297671
: 1
: CHF 11.50
:
: Philosophie, Religion
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Seele trauert, wenn sie ihre Bestimmung verfehlt.
Warum verspüre ich keine Lebensfreude? Wieso fehlt mir der Sinn? Seit Jahren kämpft die junge Leona gegen Angstgefühle an und hat allen Mut verloren. Auf der Suche nach innerem Frieden reist sie in ein tibetisches Kloster. Die Begegnung mit dem weisen Mönch Tenzin Chime lässt sie ihr Leben ganz neu überdenken. Er lehrt sie Achtsamkeit, Gelassenheit und wertfreies Wahrnehmen. Als er sie nach ihren tiefsten Wünschen fragt, wird Leona klar: Jahrelang hat sie ihren Traum, als Ärztin in Afrika kranken Kindern zu helfen, verleugnet, nach fremden Vorstellungen gelebt und ihre Seele darüber verkümmern lassen. Aber was wäre, wenn ihr Traum doch noch nicht verloren wäre?
Julian Hermsens inspirierende Erzählung basiert auf einer wahren Geschichte. Sie ist ein herzöffnender Appell dafür, dem Ruf der inneren Stimme zu vertrauen und unbeirrt den eigenen Weg zu gehen.

Julian Hermsen, geboren 1987, ist Psychologe, Coach und Berater mit Wohnsitz Essen. Nach dem Studium war er als Berater für Führungskräfte und bei Change-Prozessen tätig, erkannte aber schnell, dass er nach Antworten auf die großen Lebensfragen suchte. Ausgedehnte Reisen führten ihn in die Hochburgen fernöstlicher Weisheit von Indien bis Thailand, wo er Suchende, Mönche, Gelehrte nach dem Geheimnis eines sinnhaften Lebens fragte. Die Antworten waren der Ausgangspunkt für seine persönliche Transformation, aber auch für seinen ganzheitlichen Coaching-Ansatz, mit dem er heute Klienten berät.
Mit seinem Erstlingswerk 'Der Millionär und der Mönch' erreichte Julian Hermsen aus dem Stand eine große Leserschaft.

1

Gefangen in mir selbst

Ein neuer Tag, keine neue Hoffnung. Ich fühlte mich ausgelaugt.

Mein Mann und ich lebten seit vier Jahren in einem wundervollen Haus in einem Vorort von Bremen. Wir hatten lächerlich viel Platz zu zweit. Im Obergeschoss reihten sich diverse Schlafzimmer mit je einem separaten Bad an mehrere Ankleidezimmer und ein großes Büro. Im Erdgeschoss wirkte der offene Ess- und Wohnbereich wie die Lobby eines arabischen Luxushotels. Im Keller hatte mein Mann ein eigenes Kino installiert, in dem ich in den vier Jahren keinen einzigen Film gesehen hatte. In unserem Garten gab es eine große, holzvertäfelte Terrasse mit Sonnenliegen und Markise und eine riesige, penibel gestutzte Rasenfläche.

Thomas, mein Mann, führte ein erfolgreiches Sternerestaurant, in dem sich regionale Größen aus Politik und Sport die Klinke in die Hand gaben. Er war hervorragend vernetzt und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Er saß im Vorstand des ortsansässigen Fußballvereins, war ein enger Vertrauter des Bürgermeisters, und in seinem Telefonbuch fand man die Namen unzähliger Sportler, Politiker und einflussreicher Unternehmer. Thomas’ Tag begann morgens um halb sechs und endete meist erst gegen 23 Uhr – wenn er überhaupt endete. Vermutlich hatte er in den letzten Jahren mehr Zeit auf Geschäftsreisen in irgendwelchen Luxushotels als zuhause mit mir verbracht. Unser Kontakt beschränkte sich auf unregelmäßige Telefonate hier und da und etwas gemeinsame Zeit am Wochenende.

Unter einer glücklichen Ehe stellte ich mir definitiv etwas anderes vor.

Mein Tag begann ebenfalls um halb sechs Uhr. Ich legte Thomas seinen Anzug samt Krawatte auf einem Stuhl im Ankleidezimmer zurecht und stieg dann die Treppe in die Küche hinab, um Kaffee aufzusetzen. Thomas gesellte sich wenige Minuten später dazu, schlürfte hastig den meist noch zu heißen Kaffee und verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange von mir – meist ohne mich wissen zu lassen, wann oder ob überhaupt er am Abend heimkommen würde.

Dann war es still in unserem großen Haus.

An einem dieser Tage – sie liefen fast alle genau gleich ab – überlegte ich wie üblich, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte. Ich hatte keinen Beruf, denn Thomas wollte, dass ich mich um den Haushalt und den Hund kümmerte.

Also setzte ich mich meist erst einmal in unseren Ohrensessel, hielt meine Kaffeetasse mit beiden Händen fest und fragte mich, wie so oft, was in meinem Leben schiefgelaufen war. Ich war vierundzwanzig Jahre alt. Nach dem Abitur hatte ich große Pläne gehabt. Ich hatte Medizin studieren wollen. Nicht um eine steile Karriere als plastische Chirurgin oder Zahnärztin zu machen, sondern um nach dem Studium nach Afrika auszuwandern und dem unfassbaren Leid der Menschen entgegenzuwirken. Es berührte mich jedes Mal zutiefst, wenn ich die Bilder der ausgehungerten Kinder dort sah. Gleichzeitig machte es mich wütend. Ich konnte mir nicht erklären, warum die Politik, die großen Unternehmen und die Mehrheit der Menschen ihre Augen vor so viel Leid verschlossen. »Als gäbe es nicht genug Geld und Wissen auf der Welt, um das zu beenden!«, sagte ich wütend, mit zusammengepressten Lippen. Wie gern hätte ich dazu beigetragen, dieses unnötige Elend zu beseitigen, wie gern hätte ich geholfen, den Ärmsten der Armen ein besseres, gesünderes Leben zu ermöglichen.

Stattdessen saß ich hier in diesem riesigen leeren Haus und war – jung und tatkräftig, wie ich mich fühlte – zum Nichtstun verdammt.

Melancholisch schaute ich durch die großen bodentiefen Fenster hinaus auf die Terrasse. Die Sonne war inzwischen über den Horizont gestiegen, und ich dachte:Na dann, auf einen neuen Tag voller Sinnlosigkeit. Ich fragte mich, wozu ich mich eigentlich aus diesem Sessel erheben sollte, und spürte, wie die Gravitation meine Beine regelrecht am Boden festhielt. Das Haus war makellos sauber, wie immer. Ich benötigte am Tag ungefähr eine Stunde für den Hausputz. Wo niemand ist, entsteht auch kein Schmutz. Benny, unser brauner Labrador, war mit dem Auslauf im Garten fürs Erste völlig zufrieden. Termine hatte ich keine. Also blieb