: Theodor Fontane
: Jan Strümpel
: Theodor Fontane, Wo sich Herz zum Herzen findt - Das Fontane-Brevier
: Anaconda Verlag
: 9783641299811
: Geschenkbuch Gedichte und Gedanken
: 1
: CHF 3.60
:
: Gemischte Anthologien
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Reiseschriftsteller, Balladendichter, Auslands-Korrespondent, Theaterkritiker und politischer Kommentator verbrachte Theodor Fontane den größten Teil seines Lebens. Dann warf er sich mit aller Leidenschaft in das Erzählen großer Romane, die seinen späten Ruhm begründeten. Dieser Band versammelt viele Facetten seines reichen Schaffens. Neben Auszügen aus 'Effi Briest' und anderen Hauptwerken enthält er zahlreiche Fundstücke aus Tagebüchern und Briefen.

Theodor Fontane (1819-1898) wurde als Spross einer in Preußen heimisch gewordenen Hugenottenfamilie in Neuruppin geboren. Der Vater war Apotheker, und auch Fontane selbst ließ sich 1836 bis 1840 in Berlin zum Apotheker ausbilden. 1849 gab er seinen Apothekerberuf jedoch auf und arbeitete mit Unterbrechung bis 1859 als freier Mitarbeiter im Büro eines Ministeriums. Von 1855 bis 1859 lebte er in England als Berichterstatter für die 'Preußische Zeitung'; anschließend war er zehn Jahre lang Redakteur bei der Berliner 'Kreuz-Zeitung', schließlich 1870-1889 Theaterkritiker bei der 'Vossischen Zeitung'. 1876 wurde er außerdem Sekretär der Akademie der Künste Berlin. Seinen ersten Roman 'Vor dem Sturm' veröffentlichte er erst im Alter von 59 Jahren, war dann aber bis ins hohe Alter überaus produktiv.
Theodor Fontane gilt als bedeutendster deutscher Romancier zwischen Goethe und Thomas Mann.

Meine Kinderjahre

Unsere Ruppiner Tage

Am 27. März 1819 waren meine Eltern in Ruppin eingetroffen; am 30. Dezember selbigen Jahres wurde ich daselbst geboren. Es war für meine Mutter auf Leben und Sterben, weshalb sie, wenn man ihr vorwarf, sie bevorzuge mich, einfach antwortete: »Er ist mir auch am schwersten geworden.« In dieser bevorzugten Stellung blieb ich lange, bis nach achtzehn Jahren ein Spätling, meine jüngste Schwester, geboren wurde, bei der ich Pate war und sie sogar über die Taufe hielt. Das war eine große Ehre für mich, ging aber mit meiner Dethronisierung durch eben diese Schwester Hand in Hand. Als jüngstes Kind rückte sie selbstverständlich sehr bald in die Lieblingsstellung ein.

Ostern 1819 hatte mein Vater die Neu-Ruppiner Löwen-Apotheke in seinen Besitz gebracht. Ostern 1826, nachdem noch drei von meinen vier Geschwistern an eben dieser Stelle geboren waren, gab er diesen Besitz wieder auf. Dieser frühe Wiederverkauf des erst wenige Jahre zuvor unter den günstigsten Bedingungen, man konnte sagen »für ein Butterbrot«, erstandenen Geschäfts wurde später, wenn das Gespräch darauf kam, immer als verhängnisvoll für meinen Vater und die ganze Familie bezeichnet. Aber mit Unrecht. Das »Verhängnisvolle«, das sich viele Jahre danach – glücklicherweise auch da noch in erträglicher Form, denn mein Papa war eigentlich ein Glückskind – einstellte, lag nicht in dem Einzelakte dieses Verkaufs, sondern in dem Charakter meines Va