: Bettina Ludwig
: Unserer Zukunft auf der Spur Wer wir waren, wer wir sind, wer wir sein können
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218013093
: 1
: CHF 15.20
:
: Politische Soziologie
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Menschliche Verhaltensmuster, soziale Regeln und gesellschaftliche Strukturen, die wir als universell hinnehmen, sind dies nicht. Und ja, manche von ihnen können wir ändern.' Es kursieren eine ganze Menge Annahmen und Überzeugungen darüber, was den Menschen ausmacht. Wir wollen immer mehr, als wir haben. Wir sind eine gewalttätige Spezies. Wir sind getrieben und haben niemals genug Zeit. Hinter diesen Glaubenssätzen lauert die Idee von der 'Natur des Menschen'. Die Kulturanthropologin Bettina Ludwig stellt mit ihren Forschungen unser Welt- und Menschenbild auf den Kopf. Sie nimmt uns mit zu Jäger-Sammler*innen-Gesellsch ften, in denen Zeit, Besitz und Hierarchien anders funktionieren, als wir es gewohnt sind. Sie erklärt, warum Spurenlesen die Urform der Wissenschaft ist und zeigt schlüssig auf, dass Menschen vor allem kulturell bedingt handeln, und nicht, 'weil sie eben so sind'. Aus dem Blick zurück entwickelt Ludwig eine Vision für eine Gemeinschaft, in der Diversität der Normalfall ist, und bricht damit eine Lanze für Optimismus und eine gute Portion Realismus.Die Kultur- und Sozialanthropologin Bettina Ludwig ist Keynote-Speakerin, Unternehmerin und freie Wissenschaftlerin. Sie betreibt unabhängige Forschung auf dem Fachgebiet der Jäger-Sammler*innen-Forschung Für ihre Arbeit mit den Ju?Hoansi San in der Kalahari-Wüste Namibias erhielt sie den Rupert-Riedl-Preis. Als Unternehmerin setzt sie sich für neue gesellschaftliche Strukturen ein und betont: 'Zukunft braucht den Mut, Kultur neu zu denken.' Gemeinsam mit Ali Mahlodji und Martina Kapral hat sie das Zukunfts.Symposium Eferding ins Leben gerufen.

Die Kultur- und Sozialanthropologin Bettina Ludwig ist Keynote-Speakerin, Unternehmerin und freie Wissenschaftlerin. Sie betreibt unabhängige Forschung auf dem Fachgebiet der Jäger-Sammler*innen-Forschung Für ihre Arbeit mit den Ju?Hoansi San in der Kalahari-Wüste Namibias erhielt sie den Rupert-Riedl-Preis. Als Unternehmerin setzt sie sich für neue gesellschaftliche Strukturen ein und betont: 'Zukunft braucht den Mut, Kultur neu zu denken.' Gemeinsam mit Ali Mahlodji und Martina Kapral hat sie das Zukunfts.Symposium Eferding ins Leben gerufen.

Fallstudie:
Jäger-SammlerInnen-Gesellschaften


In diesem Buch geht es um die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Menschen. Es führt also kein Weg an Jägern und SammlerInnen vorbei. In der Vergangenheit hat der Mensch den Großteil seiner Zeit vom Jagen und Sammeln gelebt. Unsere Gegenwart ist geprägt von einer Diversität, die Jäger- und SammlerInnentum und viele andere gesellschaftliche Organisationsformen auf einem Planeten vereint. Und unsere Zukunft? Es scheint, als würden wir den jagenden und sammelnden Lebensstil nicht in unsere Zukunft mitnehmen, so zumindest die Prognosen der internationalen ForscherInnen-Community. Ob das tatsächlich eintrifft – wir werden sehen. Fest steht, dass es sich hierbei nicht (nur) um weit entfernte, steinzeitliche Praktiken handelt, sondern dass dieser Lebensstil, in all seinen Facetten, tatsächlich sehr viel mit unserem Leben im Hier und Jetzt zu tun hat.

Homo sapiens, also uns, mit unserer aktuellen kognitiven und physiologischen Grundausstattung, gibt es mittlerweile seit etwa 300.000 Jahren. Wir sind Teil der Gattung Homo, die bereits seit zwei Millionen Jahren existiert. Die Evolution formt uns also schon seit geraumer Zeit, und wir haben in dieser Zeitspanne unendlich viel gelernt. Wir richteten uns von einer gebückten in die aufrechte Haltung auf, wir entwickelten Sprache, um uns über komplexe Themen auszutauschen, und wir lernten zu verstehen, dass technologische Hilfsmittel unsere Sinne und Physiologie erweitern können. Während AnthropologInnen, BiologInnen, LinguistInnen, PsychologInnen und WissenschaftlerInnen aus anderen Bereichen versuchen, die Evolution des Menschen zu rekonstruieren und zu verstehen, wurde dabei ein Aspekt noch nicht ins Zentrum der Diskussion gerückt: das Spurenlesen. Ja, ein zentraler Aspekt in unserer Entwicklung war und ist das Lesen und Interpretieren von Spuren. Warum?

Zum einen ergibt sich aus der Beschäftigung mit dem Spurenlesen die Theorie, dass dieser Skill mit der spezifisch menschlichen Fähigkeit des wissenschaftlichen Schlussfolgerns in Zusammenhang steht, und zum anderen war Spurenlesen der Grundstein für die menschliche Fähigkeit, Zeichen in Symbole zu verwandeln. Spannt man den Bogen auf einer Metaebene, kann geschlussfolgert werden, dass Spurenlesen die Grundlage für die kulturelle Diversität ist, in und mit der wir heute leben. Denn egal ob Bildung, Religion, Politik, Ökonomie, Ideologie – für all diese Aspekte menschlicher Organisation ist symbolhafte Kommunikation ein zentraler Punkt.

WIE UND WARUM DEFINIERT MAN JÄGER-SAMMLERINNEN-GESELLSCHAFTEN?


Als Teilgebiet der Kultur- und Sozialanthropologie kann die Jäger-SammlerInnen-Forschung aus zwei Gründen helfen, menschliche Kultur besser zu verstehen. Zum einen haben wir die längste Zeit als Jäger und SammlerInnen gelebt, und so können moderne Jäger-SammlerInnen-Gesellschaften uns in Teilaspekten etwas über unser aller Vergangenheit verraten. Zum anderen hat die für Jäger-SammlerInnen-Gesellschaften charakteristische, kleine Gruppengröße Einfluss auf die Struktur und den Aufbau der Gesellschaft. In der Anthropologie spricht man in diesem Fall von einersimplen Gesellschaftsstruktur. Diese Tatsache erleichtert die Analyse im Sinne einer Makrosoziologie2. Gewisse Fragestellungen lassen sich in