2 | Modelle der betrieblichen Suchtprävention |
2.1 | Entwicklung und Arbeitsansatz |
Die ersten betrieblichen Alkoholprogramme am Arbeitsplatz entwickelten sich zu Beginn der 40er Jahre in den U. S. A. aus der Selbsthilfebewegung der Alcoholics Anonymous (AA) heraus. Seit den 80er Jahren haben betriebliche Präventionsprogramme auch in der Bundesrepublik Deutschland enorme Verbreitung gefunden und gehören heute branchenübergreifend zu einem modernen Personalmanagement. Standen zu Beginn der 80er Jahre noch Einzelaktivitäten und Erprobung verschiedenster Maßnahmen im Vordergrund, können wir heute von praktisch bewährten Standards betrieblicher Suchtpräventionsprogramme ausgehen.
• Schwerpunkt Alkohol
Behandlungsmotivation schaffen und erhalten
Beim Thema Alkohol stehen im beruflichen bzw. betrieblichen Umfeld eindeutig die mit am wirkungsvollsten Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Gegensatz zu vielen anderen psychosozialen Störungen ist das zentrale Problem im Umgang mit Alkoholproblemen eher die Schaffung und Aufrechterhaltung der Behandlungsmotivation als die Behandlung selbst. Entsprechend besteht die Logik der Intervention in einer Verbindung von konstruktiver Grenzsetzung und klaren Hilfeangeboten. Gerade durch eine Konfrontation mit den negativen Auswirkungen am Arbeitsplatz kann die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung bzw. die Annahme von Hilfsangeboten eindringlich verdeutlicht werden. Hier können Vorgesetzte durch eine konsequente Wahrnehmung ihrer Fürsorgeverantwortung in Verbindung mit ihrer Weisungs-, Kontroll- und Sanktionsbefugnis einen erheblichen Beitrag zum Aufbau einer Behandlungsmotivation leisten.
Die positivsten Erfahrungen liegen aus Unternehmen vor, in denen Führungskräfte über eine Kompetenzerweiterung im Umgang mit betrieblichen Alkohol- bzw. Suchtproblemen auch in die Lage versetzt wurden, ziel- und ergebnisorientiert auf andersgeartete schwierige personelle Führungsaufgaben zu reagieren. Denn die Interventionen fordern Führungskräften Mut, Durchsetzungskraft und Konfliktbereitschaft in einem überaus stark tabuisierten Feld ab. Eine entsprechende Unterstützung der Vorgesetzten kann daher generell zur Erweiterung ihrer Führungskompetenz beitragen.
Die Gefahr, dass dieser Aspekt bei der Integration der Maßnahmen zur Alkoholprävention etwa in ein breit angelegtes Gesundheitsförderungsprogramm vernachlässigt wir