: Martina Rummel, Ludwig Rainer, Reinhard Fuchs
: Alkohol im Unternehmen Prävention und Intervention
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783844418859
: Praxis der Personalpsychologie
: 1
: CHF 21.30
:
: Psychologie
: German
: 125
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das Buch bietet einen fundierten Überblick über den derzeitigen Stand der betrieblichen Alkohol- und Suchtprävention sowie über die vorliegenden Praxismodelle und die erreichten Qualitätsstandards. Schlüsselkriterien und Erfolgsfaktoren für die drei Hauptentwicklungslinien betrieblicher Präventionsprogramme - Reduktion des Konsumniveaus, Intervention bei Problemfällen und Aufbau eines funktionierenden Hilfesystems - werden strukturiert dargestellt und veranschaulicht. Dabei werden bewährte Best-practice-Modelle und der sich abzeichnende Innovationsbedarf angesichts veränderter Arbeits- und Führungslandschaften sowie knapper Ressourcen nachvollziehbar und anschaulich beschrieben. Zahlreiche praktische Tipps für relevante Situationen, wie z.B. Umgang mit Akutsituationen, Mitarbeitergespräch, Case Management, rechtliche Aspekte, Projektgestaltung und Kampagnen sowie viele Hinweise auf zielgruppenspezifische Fragestellungen runden den Band ab. Die organisationspsychologische Perspektive ermöglicht die Übertragung der grundlegenden Strategien und operativen Arbeitsansätze auch auf andere Prozesse, die durch die Themenstellung berührt werden, wie z.B. Fragen der Arbeitsgestaltung und Gesundheitsförderung, Führungskräfteentwicklung, Entwicklung der Kommunikations- und Feedbackkultur und regt zum Nachdenken über andere kritische Führungsthemen und Change-Themen an.
2Modelle der betrieblichen Suchtprävention

2.1

Entwicklung und Arbeitsansatz

Die ersten betrieblichen Alkoholprogramme am Arbeitsplatz entwickelten sich zu Beginn der 40er Jahre in den U. S. A. aus der Selbsthilfebewegung der Alcoholics Anonymous (AA) heraus. Seit den 80er Jahren haben betriebliche Präventionsprogramme auch in der Bundesrepublik Deutschland enorme Verbreitung gefunden und gehören heute branchenübergreifend zu einem modernen Personalmanagement. Standen zu Beginn der 80er Jahre noch Einzelaktivitäten und Erprobung verschiedenster Maßnahmen im Vordergrund, können wir heute von praktisch bewährten Standards betrieblicher Suchtpräventionsprogramme ausgehen.

•  Schwerpunkt Alkohol

Behandlungsmotivation schaffen und erhalten

Beim Thema Alkohol stehen im beruflichen bzw. betrieblichen Umfeld eindeutig die mit am wirkungsvollsten Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Gegensatz zu vielen anderen psychosozialen Störungen ist das zentrale Problem im Umgang mit Alkoholproblemen eher die Schaffung und Aufrechterhaltung der Behandlungsmotivation als die Behandlung selbst. Entsprechend besteht die Logik der Intervention in einer Verbindung von konstruktiver Grenzsetzung und klaren Hilfeangeboten. Gerade durch eine Konfrontation mit den negativen Auswirkungen am Arbeitsplatz kann die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung bzw. die Annahme von Hilfsangeboten eindringlich verdeutlicht werden. Hier können Vorgesetzte durch eine konsequente Wahrnehmung ihrer Fürsorgeverantwortung in Verbindung mit ihrer Weisungs-, Kontroll- und Sanktionsbefugnis einen erheblichen Beitrag zum Aufbau einer Behandlungsmotivation leisten.

Die positivsten Erfahrungen liegen aus Unternehmen vor, in denen Führungskräfte über eine Kompetenzerweiterung im Umgang mit betrieblichen Alkohol- bzw. Suchtproblemen auch in die Lage versetzt wurden, ziel- und ergebnisorientiert auf andersgeartete schwierige personelle Führungsaufgaben zu reagieren. Denn die Interventionen fordern Führungskräften Mut, Durchsetzungskraft und Konfliktbereitschaft in einem überaus stark tabuisierten Feld ab. Eine entsprechende Unterstützung der Vorgesetzten kann daher generell zur Erweiterung ihrer Führungskompetenz beitragen.

Die Gefahr, dass dieser Aspekt bei der Integration der Maßnahmen zur Alkoholprävention etwa in ein breit angelegtes Gesundheitsförderungsprogramm vernachlässigt wir