2 Theorien und Modelle der Moderation
2.1 Theorien der Moderation
Soziale Innovationen
Was sich anfänglich in Deutschland unter der Überschrift Moderation entwickelte, war zunächst ein wenig geordnetes Ensemble von „Methoden, Techniken, Hardware, Spielregeln, Settings und Verhaltensempfehlungen“, die bei Problem- und Konfliktlösungen in Gruppen von Entscheidern eingesetzt wurden (Friedmann, 1996). Alle diese Konzepte sind schrittweise in der konkreten Beratungsarbeit entstanden, nicht am grünen Tisch. Es war ein inkrementaler und experimenteller Vorgang des Lernens, weniger ein systematischer Prozess. Das vorrangige Ziel bestand darin, die praktischen Verständigungsprobleme von Gruppen zu lösen. Eine kohärente psychologische Theorie lag dieser Entwicklung zunächst nicht zugrunde (neuerdings: Nußbeck, 2006), wenngleich jedoch eine Reihe von psychologischen und sozialwissenschaftlichen Strömungen diskutiert und nach pragmatischen Maßstäben verarbeitet wurde. Man kann die Entwicklung der Moderation eher als eine Folge vonsozialen Innovationen (Bornstein, 2004) begreifen, die sich nach und nach insbesondere mit der pädagogischen Aufbereitung für Moderatoren-Trainings systematisiert haben und für deren Erklärung Versatzstücke aus unterschiedlichen Theorie-Gebäuden in pragmatischer Absicht Eingang fanden in die Beratungsarbeit.
Begründung und Selbstklärung
Die vielen Moderatoren-Trainings, die durchgeführt wurden, erzwangen insbesondere durch die in den 70er-Jahren in die Organisationen strömenden kritischen Nachwuchskräfte einen Bedarf nach schlüssigen Erklärungen und Begründungen. Darüber hinaus bestand natürlich auch ein signifikantes Bedürfnis nach reflektierter Praxis. Wolfgang Schnelle (2002, S. 290), Mitbegründer des Quickborner Teams und von Metaplan®, schrieb dazu: „Wir tun dies, indem wir die Theorieangebote danach befragen, wie sie uns das zu erklären vermögen, was wir in unseren Beratungsarbeiten beobachten und erleben.“ Die Wissenschaft folgte der Praxis nach, erst später entstanden kohärentere Bezugsrahmen. Moderation war besonders anfänglich, ähnlich wie die gesamte Organisationsentwicklung (Wimmer, 2004), in erster Linie eher Aktionsforschung, nicht Erkenntnis an sich und keinesfalls irgendeine Form von privilegierter Datengewinnung über soziale Systeme.
Geniale Vereinfachung
Dem Bedürfnis nach Selbstklärung und Erklärung kamen daher zunächst Konzept-Angebote entgegen, die sich in didaktisch geschickter Weise und zuweilen formelhaft präsentierten. Klassisch dafür sind Watzlawick, Beavin& Jackson (1982, erstmals 1967). IhreAxiome der Kommunikation wurden in unzähligen Seminaren „hergebetet“, ebenso wie die bekannten Feedback-Regeln, die auf Ruth Cohn (1988, erstmals 1975) zurückreichen. Solche Formen der pädagogischen Aufbereitung sind für den Diffusionsprozess sozialer Innovationen wichtig und hilfreich, sonst sind Techniken, Regeln und Einstellungen nicht erklärbar. Eberhard Schnelle, ebenfalls Mitbegründer des Quickborner Teams und von Metaplan®, sprach in diesem Zusammenhang von der „Kunst der genialen Vereinfachung“. Allerdings beinhaltet sie das Risiko des Reduktionismus und der Simplifikation durch missionierende Propheten und übereifrige Adepten, was in Ausdrücken wie etwa „Pinnwand-Methode“ oder „Kärtchen-Technik“ zum Ausdruck kommt.
Insgesamt gesehen ist es also recht gewagt, von „Theorien der Moderation“ zu sprechen. Rückschauend könnte jedoch die inAbbildung 8 dargestellte Systematik hilfreich sein, die andeutungsweise zeigt, an welche Theorie-traditionen bei der Herausbildung der Moderationsmethoden angeknüpft wurde.
Abbildung 8:
Theorieansätze, die für die Entwicklung der Moderation wichtig waren
Das Quickb