2 Modelle
Konflikte gehören zum privaten wie auch zum beruflichen Alltag. Und trotz der anscheinenden Universalität von Konflikten haben wir es stets mit sehr unterschiedlichen Konstellationen hinsichtlich der beteiligten Konfliktpartner, des Inhalts, des Verlaufs und auch der Folgen zu tun (vgl.Kap. 1.2). Für die psychologisch orientierte Konfliktforschung ist es daher ein zentrales Anliegen, diese Bedingungen zu systematisieren und damit Regelmäßigkeiten, Zusammenhänge und Determinanten der Konfliktentstehung und konstruktiven Lösung herauszukristallisieren. Das folgende Kapitel gibt hinsichtlich der Aspekte und Forschungsstränge, die für den vorliegenden Anwendungskontext zentral sind, einen kurzen Einblick in den aktuellen einschlägigen Kenntnisstand.
2.1 Entstehung und Verlauf von Konflikten
In der psychologisch orientierten Konfliktforschung lassen sich drei thematische Forschungsschwerpunkte abgrenzen, die zwar eng miteinander verzahnt sind, aber doch unterschiedliche Akzentsetzungen erkennen lassen:
- Auslöse- und Einflussfaktoren bezogen auf die Entstehung von Konflikten,
- Verlauf und Eskalation von Konflikten,
- Elemente und Vorgehensweisen konstruktiver Regelungen von Konflikten.
Dabei verschiebt sich vom ersten bis dritten Schwerpunkt die quantitative und qualitative Gewichtung von grundlagen- bzw. anwendungsbezogener Forschung. Dies schlägt sich nicht nur in den untersuchten Fragestellungen nieder, sondern zeigt sich auch in den empirischen Studiendesigns und entsprechend unterschiedlichen Interpretationsweiten und -tiefen der empirischen Befunde.
Im Folgenden werden aus dem reichhaltigen psychologischen Wissensfundus in komprimierter Zusammenschau die wesentlichen Grundlagen der psychologisch orientierten Konfliktforschung skizziert, um darauf aufbauend im dritten Kapitel die Mediation als ein spezifisches Verfahren zur Konfliktregelung, angewandt auf den Wirtschaftskontext, eingehender zu beleuchten.
2.1.1 Woran erkennt man einen Konflikt in der Praxis?
Bei einer inhaltlich differenzierten Auseinandersetzung mit „Konflikten“ fällt auf, dass diesem Begriff eine intuitiv negative Konnotation anhaftet. Zudem wird er im allgemeinen Sprachgebrauch sehr schnell herangezogen bzw. in allen möglichen Wortkombinationen geradezu inflationär verwendet. Hier ist eine differenzierte, systematische Einschätzung dringend angebracht. Denn es müssen, wie inKapitel 1.2 beschrieben, erst verschiedene Bedingungen erfüllt sein, bevor im psychologischen Sinne von einem Konflikt gesprochen wird – unabhängig davon, ob er bereits manifest oder auch „nur“ latent vorhanden ist (vgl. Fietkau, 2000; Glasl, 2004; Kals, Leyendecker& Ittner, 2002; Montada& Kals, 2007; Rubin, Pruitt& Kim, 1994). Dies sind:
Definitionsmerkmale von Konflikten
- die subjektiv erlebte Unvereinbarkeit wichtiger Interessen und Ziele,
- aufgrund dessen ein Gefühl von Beeinträchtigung oder Bedrohung,
- die Zuschreibung der Verantwortung für das (Nicht-)Handeln an den Anderen,
und weiter verschärfend:
- trotz des Wissens um die Beeinträchtigungen erfolgt keine Änderung des Handelns.
Dies sei anhan