Unerwartete Begegnungen
Über die vielen Erzählungen meiner Eltern habe ich mir in meiner Jugend noch keine Gedanken gemacht, wenn sie über ihre Vorfahren sprachen. Aus welchem Land ihre Vorfahren auch kamen, hat mich damals auch nicht sonderlich interessiert.
Wenn sie aber so richtig ins Schwärmen kamen, konnte ich in ihren Gesichtern lesen, wie in einem Buch. Je nach Stimmung, lustig, traurig, oder aber auch sehr nachdenklich, die Stimmen und ihre Augen verrieten mir, ob es Sehnsucht oder Freude war.
Hier im Ruhrgebiet, dem Schmelztiegel der Nation, kamen nach dem Zweiten Weltkrieg unzählige Einwanderer aus den umliegenden Staaten zusammen. Ob Flüchtling, Vertriebener oder Einwanderer, jeder brachte aus seinem Land und aus seiner Kultur besondere Merkmale und Angewohnheiten mit.
In der Schule bemerkte ich es zuerst. Später dann, als ich bei den Pfadfindern war, und selbst im Schwimmverein wurde ich mit den oft anderen Mentalitäten konfrontiert.
Auf dem Wochenmarkt hörte ich dieses Stimmengewirr sehr deutlich. Dabei stellte ich fest, dass wohl die meisten Sprachen aus Osteuropa stammten. Mit der Zeit erkannte ich, ob sie polnisch, russisch oder auch deutsch mit östlichem Akzent sprachen.
Für die sogenannten damaligen „Ostgebiete Deutschlands“ habe ich mich nie wirklich interessiert. Unter Westpreußen konnte ich mir nichts vorstellen. Ich wusste auch nicht, wo das liegt. In der Schule hatte ich im Geschichtsunterricht wieder einmal nicht gut aufgepasst. Nachdem ich dann aber meine Frau kennengelernt habe und von ihrer Familie erfahren hatte, dass auch ihre Vorfahren aus dem Osten stammten, wurde ich neugierig.
Bei Familienfeiern ging es meistens lustig zu und in fortgeschrittener Stunde merkte man ihnen an, wie tief die Sehnsucht nach der Heimat ihrer Großeltern in ihnen verankert war, mehr als sie eigentlich zugaben.
Lieder in ihrer Muttersprache wurd