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Der Bus fuhr zweimal am Tag von Coldsville nach Sydney. Einer am frühen Morgen, der nächste, wenn die Sonne längst untergegangen war. Die Morgenluft war angenehm kühl. Marius stand an der Haltestelle, die sich lediglich einige Meter von seiner Wohnung entfernt befand und wartete. Die Augen hielt er dabei auf seine Schuhe gesenkt. Das Haus, in dem er gelebt hatte, wollte er nicht mehr sehen. Kamen Leute vorbei, unterließ es Marius, zu ihnen aufzuschauen. Er ärgerte sich, dass er nicht bereits am Abend zuvor nach Sydney gefahren war, wobei es für den gestrigen Flug sowieso zu spät gewesen wäre.
Plötzlich zuckte Marius zusammen. Sally kam auf ihn zu. Zu seiner Verwunderung sagte sie kein Wort. Marius ebenso wenig, doch kamen ihm schlagartig die schönen Zeiten ihrer Beziehung zu Bewusstsein, so dass ihm vor Wehmut schwindlig zu werden drohte. Sally wusste sofort, wie es um ihn stand. Sie zog die Augenbrauen nach oben, legte ihren Kopf langsam auf die Seite und lächelte ihn schelmisch an. Dann richtete sie einen ganz herzlichen Gruß ihres Vaters aus, drückte ihm eine Dose mit selbstgebackenen Keksen in die Hände und einen Kuss auf die Lippen. Sally verlor kein weiteres Wort und ging ihrer Wege, ohne sich noch einmal umzudrehen. Marius sah ihr nach, bis sie an einer Biegung der Straße verschwunden war.
Zu seiner Erleichterung kam der Bus pünktlich. Marius nahm abseits der anderen Fahrgäste Platz und mied jeden Blick nach draußen. Vier Stunden Fahrt nach Sydney lagen vor ihm. In der letzten Nacht hatte er keine Ruhe gefunden. Nachdem der Fahrer die ersten zwanzig Kilometer über eine holprige Piste bis zur Schnellstraße nach Sydney überwunden hatte, schloss er die Augen und fand den ersehnten Schlaf.
Kurz vor dem Flughafen wachte Marius auf. Er hatte geträumt, jedoch nicht von seinem Vater. Seine bereits verstorbene Mutter war ihm im Traum begegnet. Er hatte sie lediglich von hinten gesehen. Sie saß auf einem Stuhl und war dabei, ein Bild zu malen. Marius hatte sich getraut, über ihre Schultern zu blicken. Sein Mut sollte ihm Bitterkeit bereiten, denn seine Mutter malte an einem Bild, welches einen Friedhof zeigte.
Am Flughafen fühlte sich Marius wie benommen. Nach der Passkontrolle hätte er nicht mehr gewusst, ob ein Mann oder eine Frau seine Papiere prüfte, und am Gepäckband musste er dazu aufgefordert werden, seinen Koffer aufzugeben. Kurz darauf saßen die Passagiere dicht gedrängt im Flieger. Marius versuchte, von ihnen keine Notiz zu nehmen.
Währ