Volker Hehn hatte sich etwas nach vorne gebeugt. Sein Blick lag auf Katrin Metz. Wieder einmal wurde ihm bewußt, was für eine aparte Erscheinung sie war. Er lächelte ihr zu, dann griff er nach der Weinflasche. »Du trinkst doch noch ein Glas?«
Katrin zögerte. Schließlich legte sie ihre Hand über ihr Glas und schüttelte den Kopf. »Es wäre dann schon mein drittes.«
»Und, wäre das schlimm?« Volker erhob sich. Er ging um den Couchtisch herum. Von hinten legte er Katrin beide Hände auf die Schultern.
Sie hob den Kopf und lächelte zu ihm empor.
»Katrin!« Seine Stimme klang rauh. Er beugte sich über sie und küßte sie. »Warum bestehst du auf deine eigene Wohnung? Warum ziehen du und Heiko nicht zu mir? Warum heiraten wir nicht?«
Katrin befreite sich aus seinem Griff. Sie schüttelte leicht den Kopf. Auf ihrer Stirn erschien eine unwillige Falte. »Darüber haben wir uns doch schon oft unterhalten«, meinte sie und stand auf.
Volker Hehn fuhr sich mit der rechten Hand durch das Haar. »Weißt du, Katrin, aus dir werde ich nicht klug. Jede andere Frau wäre über einen Heiratsantrag glücklich. Ich bin schließlich kein armer Mann, ich kann meiner zukünftigen Frau etwas bieten.« Er streckte sich. Sein Selbstbewußtsein hatte wieder einmal einen Schlag erhalten.
Katrin lächelte schon wieder. »Darum geht es doch gar nicht. Ich kann mir einfach noch nicht vorstellen, mit einem anderen Mann zusammenzuleben. Du weißt…« Sie brach ab.
Volker preßte seine Lippen fest aufeinander. Er ging an seinen Platz zurück. »Du gestattest doch?« Er griff zur Weinflasche und schenkte sich nach. Erst dann sah er sie wieder an: »Ich weiß, du hast deinen Mann geliebt. Ich akzeptiere das auch. Fünf Jahre bist du nun schon Witwe, das ist eine lange Zeit. Du weißt, daß ich dich liebe. Und ich weiß, daß ich dir nicht unsympathisch bin.«
»Du hast ja recht«, sagte Katrin. Sie wich seinem Blick aus. Es war nicht das erste Mal, daß sie davon sprachen. Es klang auch sehr vernünftig, was er vorbrachte. Alle ihre Bekannten wußten bereits, daß sie mit Volker Hehn mehr als nur befreundet war. Aber ihre Freiheit ganz aufgeben, davor schreckte sie zurück.
Volker führte das Glas an die Lippen und trank einen kleinen Schluck. Als er es wieder abstellte, lächelte er ihr zu. »Schön, daß du es einsiehst. Ich möchte mit dir heute auch noch über etwas anderes sprechen.«
»Gut, ich bin gleich wieder zurück. Ich sehe nur rasch nach Heiko.«
Der Mann nickte. Seine Miene wurde wieder düster. So war es immer. Wenn er mit ihr ernsthaft sprechen wollte, dann mußte sie stets irgend etwas für ihren Jungen tun.
An der Tür wandte Katrin sich nochmals nach ihm um.
»Ich bin gleich zurück. Heiko schläft sicher.«
Volker verkniff es sich, seine Gedanken laut auszusprechen und ließ Katrin gehen. Ihr Schlafzimmer, sowie Heikos Kinderzimmer befanden sich im ersten Stock. Leise näherte sie sich dieser Tür. Sie hielt inne und horchte. Im ersten Augenblick glaubte sie, ein Geräusch zu hören. Sie wartete noch etwas, dann drückte sie vorsichtig die Türklinke herunter. Einen Spalt breit öffnete sie die Tür. Da der Lichtschein vom Gang in das Zimmer fiel, konnte sie ihren sechsjährigen Sohn im Bett liegen sehen. Er rührte sich nicht. Zärtlich formte Katrin ihre Lippen zu einem Kuß. Jetzt sah Heiko wie ein Engelchen aus, aber sie wußte nur zu gut, daß er dies nicht