: Bernd Niquet
: In tiefsten Schichten Teil II der Reihe: Wichtige und bisher liegengebliebene Themen und Fragestellungen
: Engelsdorfer Verlag
: 9783960081302
: 1
: CHF 4.50
:
: 20. und 21. Jahrhundert
: German
: 327
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wenn ich mein Projekt, Entwicklungsprozesse einmal in Gänze und in allen Facetten darzustellen, tatsächlich erfolgreich abschließen will, darf ich jetzt nicht mehr haltmachen. Auch wenn es wehtut. Bernd Niquet wurde 1956 in Berlin geboren und lebt noch immer dort. Im Rahmen der Serie »Wichtige und bisher liegengebliebene Themen und Fragestellungen« ist von ihm bereits als Band 1 »Die bewusst herbeigeführte Naivität« erschienen.

(Zweiter Abschnitt)
Wirbelsäulenmechanik


Es liegt bei mir noch so vieles herum, was noch nicht gehoben und erfasst worden ist, Schönes wie Unangenehmes. Ich fange mit dem Erfreulichen an. Ich besitze einen ganzen Karton voll mit Eintrittskarten zu Konzerten und beschließe, diese alle einmal aufzulisten. Ich habe große Lust dazu, graule mich gleichzeitig aber auch mächtig, denn das wird ein Riesenstück Arbeit.

Um nicht wie sonst bei solchen Gelegenheiten total im Rücken zu verspannen, wenn ich die Tickets einzeln zur Hand nehme, um ihre Daten in den Computer einzutippen, entschließe ich mich, die Karten zunächst einmal allesamt abzufotografieren, weil ich sie mir so auf dem Bildschirm laden und die Daten ohne körperliche Belastung in eine Datei eintippen kann.

Nach einer Stunde merke ich jedoch beim Ablichten ein heftiges Ziehen in den Waden, denn ich beuge mich beim Fotografieren stets nach vorne und fürchte jetzt, nachmittags gar nicht mehr joggen gehen zu können. Es fühlt sich fast wie eine doppelseitige Wadenzerrung an. Erst spät komme ich auf die Idee, beim Fotografieren ja nicht unbedingt stehen zu müssen, sondern mich auf einen Stuhl knien zu können. Das muss lustig aussehen, denke ich, doch es geht wesentlich besser so.

Nach anderthalb Stunden bin ich schließlich fertig und kann die 422 Fotos aller Eintrittskarten vom Fotoapparat auf den PC spielen. Eigentlich hatte ich gedacht, an die tausend Konzerte in meinem Leben gesehen zu haben, doch da habe ich mich wohl etwas überschätzt. Von diesen 422 Tickets sind zudem noch eine Menge Fußball-Eintrittskarten abzuziehen, von denen ich jedoch nur die allerwichtigsten aufbewahrt habe. Hinzuzufügen in die spätere Liste werden dann allerdings noch die Konzerte aus den 70er Jahren, von denen ich keine Eintrittskarten mehr besitze und deren Daten ich folglich aus meiner Erinnerung schöpfen muss. Das wird eine spannende Recherche.

Ich beschließe, mich bei der Erstellung der Liste nicht ausschließlich auf die Eintrittskarten zu verlassen, sondern zusätzlich meine Kalender zu Hilfe zu nehmen. Schnell merke ich dabei, dass ich auf weit mehr Konzerten gewesen bin als ich Tickets und vorherige Erinnerungen besitze. Zum Schluss gleiche ich sogar noch die Eintrittskarten mit den Kalendereintragungen ab, wobei ich herausfinde, dass ich auf manchen Konzerte, deren Tickets ich aufgehoben habe, anscheinend gar nicht gewesen bin. Die hab