Kapitel I
Der Abend senkte sich langsam über die gesamte Landschaft. Schatten, die immer länger wurden, verhießen unwillkürlich, dass die Nacht, eine dieser langen Nächte, bald hereinbrechen würde. Kalt war es schon den ganzen Tag gewesen, an manchen Stellen sogar richtig schneidend. Streichhölzer nahmen rapide ab und manchmal wünschte sie sich einfach, zu sterben.
Sie irrte nun schon so viele Tage und Nächte durch die vereiste Gegend, die Gassen dieser Stadt waren dunkel und kalt und doch boten sie etwas Schutz vor dem eisigen Wind. Da sie weder Geld noch irgendetwas Wertvolles besaß, war es nicht nur schwierig, sondern unmöglich, eine wohnliche Unterkunft zu finden.
Christin sah nicht schlecht aus. Auch ihre Figur machte durchaus etwas her. Wenn man allerdings tagelang herumirrt und sich bei dieser Kälte – nachts fast immer unter -15 Grad Celsius – nicht richtig waschen kann, sieht das schönste Geschöpf nur noch bemitleidenswert aus. Die Notunterkünfte boten auch nur wenig Schutz und waren für Frauen meist noch mit anzüglichen Bemerkungen und manchmal mit Übergriffen verbunden, dann blieb sie doch lieber in der freien Natur und suchte diese Stellen nur auf, wenn es gar nicht anders ging.
Dabei hätte es nie soweit kommen müssen. Viel zu viel Vertrauen und immer wieder Verzeihen sowie das ständige Zurückstellen ihrer eigenen Träume und Wünsche