: Riley Blind
: Wie willst du leben? Vertrauen
: tolino media
: 9783754635483
: Leben
: 1
: CHF 1.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 450
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hast du dich schon mal gefragt, wie du leben willst? Was du werden willst? Wie du sein willst? Diesen Fragen müssen sich Sam und Sasha in ihrem Abschlussjahr stellen. Für Sam bedeutet das erstmal: Noch ein Jahr gemobbt werden, weil er schwul ist. Alle haben es auf ihn abgesehen, vor allem das Senior-Schwimmteam mit seinem ehemals besten Freund, Phil, als Captain. Er versucht, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten und gleichzeitig beste Voraussetzungen für ein Stipendium an der Juilliard School in New York zu schaffen. Dabei vertraut er niemandem, auch nicht Sasha, dem besten Schwimmer der Schule, der ständig in seiner Nähe auftaucht. Sasha kämpft mit ganz anderen Problemen. Er ist beliebt und berühmt für seine Schwimmleistungen. Sein Vater will, dass er ein Sport-Stipendium bekommt, dabei weiß Sasha gar nicht, ob er überhaupt professioneller Schwimmer werden möchte. Trotzdem versucht er es seinem Dad und seiner Freundin, Audrey, recht zu machen, was ihm zunehmend schwerer fällt, als er erkennt, wonach er sich wirklich sehnt. Dieses Buch erzählt vom Erwachsenwerden und ist vor allem geeignet für Lesende zwischen 16 und 30 Jahren, die auf der Suche nach sich selbst sind oder sich selbst besser kennenlernen wollen. Denn: Dieser erste Band der Tetralogie 'Wie willst du leben?' ist der Auftakt einer Geschichte über Verlustängste, dem Gefühl, nicht in diese Welt zu passen, und der Suche nach Liebe.

Riley Blind, 1992 geboren, lebt mit Mann und Hund im wunderschönen Sauerland. Das Schreiben gehört seit dem vierzehnten Lebensjahr zu Rileys Leben und eine weitere Leidenschaften ist die Psychologie. Das Wissen darüber dient als Grundlage für die als Tetralogie geplante Buchreihe 'Wie willst du leben?'. In ihr versuchen zwei Jungs sich selbst zu finden und zu verwirklichen. Wenn Riley mal nicht an den eigenen Texten arbeitet, beschäftigt sie sich mit Tierschutz-Hunden und -Pferden.

Freitag

»Ich habe dich echt vermisst in den Ferien«, sagt Audrey, nimmt Sashas Hand und biegt in die Straße zu den McCorners ab.

Sein Blick geht aus dem Fenster und er tippt mit dem Handy gegen den wippenden Oberschenkel. »Hmm.«

Eine Weile ist es still. Das Radio ist aus.

»Hast du mich auch vermisst?«

»Klar«, meint Sasha wie aus der Pistole geschossen.

Audrey wirft ihm einen Blick zu und lächelt verkrampft. »Wie war denn das Trainingslager?«

»Geht so.«

Sie drückt seine Hand und lässt sie dann los, um am Straßenrand einparken zu können. »Geht so? Also nicht so toll, wie dein Vater gehofft hat?«

Audrey dreht sich auf dem Fahrersitz, sieht durch die Heckscheibe und fährt langsam rückwärts.

»Hmm«, brummt er und starrt hinunter aufs Telefon.

Nach ein paar Sekunden steht der Wagen, Audrey schaltet den Motor aus und zieht den Schlüssel. »Na gut.« Sie seufzt und schaut sich für einen Moment um, als wüsste sie gar nicht, was sie beide hier tun. Dann greift sie ihre kleine, dunkelrote Handtasche vom Rücksitz und kramt darin herum.

Sasha beobachtet sie stumm und fragt sich, wie viel Krempel in so ein kleines Ding passt.

»Ah!« Sie zieht einen runden, länglichen Gegenstand hervor, schraubt ihn auf und schmiert sich rot glitzernden Lipgloss auf den Mund. »Ich könnte …« Audrey schaut in den Rückspiegel und schmiegt die Lippen fest aufeinander. Sie packt den Lipgloss weg, legt dann eine Hand auf Sashas Bein und sieht zu ihm hin. »Ich könnte nachher noch mit zu dir?« Mit den Fingerspitzen stupst sie seinen Arm an. Sasha guckt hinab und wieder auf ihre glitzernden Lippen. »Ein bisschen Zeit zu zweit, das wäre doch schön, oder? Und außerdem könnte ich dann vielleicht endlich mal dein Zimmer sehen.« Noch einmal reibt Audrey die Lippen übereinander und jetzt ist die Farbe gleichmäßig verteilt. Ein schwaches Lächeln zuckt über Sashas Züge. Audrey beugt sich vor und presst ihren Mund lange auf seinen. »Überleg’s dir.« Mehr sagt sie nicht und steigt aus.

Als die Fahrertür ins Schloss fällt, atmet Sasha laut aus und reibt einen Ärmel über den Mund. Er hat die Luft angehalten, aber jetzt dringt der intensiv künstliche Erdbeerduft trotzdem in seine Nase und das Zeug pappt in seinem Mund wie alter Kaugummi.

Das Display seines Smartphones leuchtet auf. Mit den Augen fixiert er eine einzige Zeile der Nachricht:›Hast du ihn so langsam mal gefragt? Tu es endlich!‹ Er schaltet den Bildschirm aus, stopft das Handy in seine Jackentasche und steigt aus dem Wagen. Das Auto hinter ihm piept und Audrey ist schon längst auf dem Grundstück der McCorners verschwunden.

Das Feuerzeug klickt.

Sasha sieht zu Phil, der breitbeinig auf dem Terrassensessel sitzt und sich einen Joint anzündet. Nach ein paar Zügen reicht er den Stummel an Cooper weiter und legt den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken. Aus seiner Nase steigt Rauch auf.

Mit mahlendem Kiefer wendet Sasha den Blick ab.

Ahornbäume rahmen das Grundstück der McCorners ein. Zwischen ihnen stecken kniehohe, kugelrunde Laternen im Boden. Ihr Licht ist gelblich warm und schimmert sanft auf der Wasseroberfläche des Pools, der sich vor den Sesseln erstreckt. Audrey dreht sich auf Sashas Schoß herum und sieht ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Etwas Kühles und zugleich Fragendes liegt in ihrem Blick. Sofort bremst Sasha sein wippendes Bein.

»Sagt mal, hab