: Henrik Ibsen, Kani Mam Rostami Boukani
: Nora (Ein Puppenheim) von Henrik Ibsen Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretationen, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar - Ibsen, Henrik; Rostami Boukani, Kani Mam - 15539
: Reclam Verlag
: 9783159619620
: Reclam Lektüreschlüssel XL
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Kani Mam Rostami Boukani ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Deutsch und Philosophie/Ethik. Henrik Ibsen (20. 3. 1828 Skien - 23. 5. 1906 Christiana) war ein norwegischer Dramatiker und Lyriker. Schon als Jugendlicher verfasste er seine ersten Liebesgedichte. Als Dramatiker feierte Ibsen seinen Durchbruch als Hausdichter und künstlerischer Leiter am norwegischen Nationaltheater. In dieser Zeit entstand u.a. 'Die Johannisnacht' (1853). Zu Ibsens größten Dramen, die weltweit inszeniert und adaptiert werden, gehört 'Stützen der Gesellschaft' (1877), das den Beginn einer neuen dramatischen Gattung, des naturalistischen Gesellschaftsdramas, darstellt.

Hauptfiguren


In Ibsens Drama werden die Hauptfiguren durch die NebenfigurenSpiegelung: Hauptfiguren –Nebenfigurengespiegelt und kontrastiert: So bildet beispielsweise Frau Lindes schweres Schicksal die Kontrastfolie, vor der sich Noras scheinbar glückliches Leben abhebt; bei Krogstad finden sich durch die Urkundenfälschung einerseits Parallelen zum drohenden Unglück Noras, andererseits spiegelt er verdrängte Anteile von Helmers Persönlichkeit, der sich, stets um Ruf und Ehre bemüht, über die unsauberen Praktiken des ehemaligen Jugendbekannten erhaben glaubt und dennoch persönliche Befindlichkeiten über das Wohl anderer stellt.4

Abb. 1: Figurenkonstellation

Nora Helmer


Abb. 2: Die Schauspielerin Agnes Sorma (1862–1927) um 1900 in ihrer Paraderolle der Nora – © akg-images

Nora ist Torvald Helmers Ehefrau und dreifache Mutter. Obwohl die Helmers nicht in großem Luxus leben, haben sie mehrere Bedienstete, sodass Nora viel Zeit zur freien Verfügung bleibt.Noras KindheitNora ist ohne Mutter bei ihrem Vater aufgewachsen, der ähnlich mit Nora umging, wie es nun Helmer tut: Der Vater war es, der Nora zur »Puppe« (S. 95) gemacht hat, von ihr Folgsamkeit erwartete, Helmer ist später nur an seine Stelle getreten.

Selbst nach acht Jahren Ehe wird Nora von ihren Mitmenschen als hübsches, aber unerfahrenes »Kind«Fremdbild: unerfahrenwahrgenommen, das »zu etwas wirklich Ernsthaftem« (S. 19) nicht fähig ist. Ihrem Mann, der sie durchgängig mit Kosenamen anredet und in vielerlei HinsichtBevormundung durch Helmerbevormundet (er teilt ihr Geld zu, kontrolliert ihre Einkäufe, fordert sie auf, sich in Gesellschaft unterhaltsam zu präsentieren und die Tarantella zu tanzen, meint, sie müsse seinem sexuellen Verlangen nachkommen etc.), dient sie überwiegend zur Unterhaltung und zur Steigerung des eigenen Ansehens: »[K]aum zu glauben, wie teuer einen Mann solch Vögelchen kommt« (S. 11). Nora spielt Helmers Spiel mit und scheint mit ihrer Rolle zufrieden zu sein, wie insbesondere in ihrem ersten gemeinsamen Auftritt deutlich wird (S. 8–13).

Nora wirkt nur auf den ersten Blick völligGespielte Naivität und Unterwürfigkeitnaiv und unerfahren, tatsächlich setzt sie ihren Charme bewusst ein, um ihren Willen zu bekommen – bei Helmer ebenso wie bei Dr. Rank, mit dem sie kokettiert, als sie seiner Unterstützung bedarf (S. 58–60). Innerhalb ihrer Ehe spielt Nora die ihr von Helmer zugedachte Rolle und gewinnt durch Heimlichkeiten persönlichen Freiraum. So setzt sie sich beispielsweise über sein Verbot hinweg, auf Näschereien zu verzichten, und bestätigt ihm durch eine Lüge zugleich seine Überlegenheit: »Wie könnte mir’s einfallen, etwas gegen deinen Willen zu tun!« (S. 12)

Trotzdem scheint Nora ihren Mann, dem sie kurz nach der Heirat ohne sein Wissen das Leben gerettet hat, indem sie das Geld für seine Genesungsreise beschaffte, aufrichtig zu lieben. Sie lieh sich von Rechtsanwalt Krogstad die erforderliche Summe und fälschte die Unterschrift ihres Vaters, dessen Bürgschaft für den Kredit unumgänglich war. Nora handelteNoras selbstständige