Früh, genau und aus kritischer Distanz beschrieb Hans Fischer in seinem erstmals 1981 veröffentlichten Buch Verflechtungen von Kolonialismus und Wissenschaft an dem konkreten Beispiel der Hamburger Südsee-Expedition. Diese wissenschaftlich konzipierte Schiffsreise in deutsche Kolonialgebiete des Pazifiks (im ersten Jahr »Melanesien«, im zweiten »Mikronesien«) fand in den Jahren zwischen 1908 und 1910 statt. Georg Thilenius, Museumsdirektor und Organisator, verfolgte mit der Expedition zweifellos mehrere Interessen: die des damaligen Hamburger Museums für Völkerkunde, der Völkerkunde als sich abgrenzender wissenschaftlicher Disziplin, der Hansestadt Hamburg (mit ihren Handelshäusern, Reedereien und Banken) und der damaligen deutschen Kolonialpolitik. Hans Fischers Analyse dieser komplizierten Gemengelage ist auch nach vierzig Jahren aktuell und lesenswert.1 Er trägt nicht bloß zur Geschichte der Disziplin in der Ära des Kolonialismus-Imperialismus bei, sondern zeigt als Ethnologe und ehemaliger Direktor des genannten Völkerkundemuseums, wie und wo der koloniale Kontext die, ihrem Anspruch nach, wissenschaftliche Forschung, ihre Methoden und Ergebnisse durchdrang und prägte.
Hans Fischers Auseinandersetzung mit der kolonialen und nationalsozialistischen Vergangenheit der Ethnologie, sowohl in Publikationen (1990) als auch in der Lehre, regte weitere Forschungen an. Er schrieb, »dass Wissenschaft in politischen Zusammenhängen abläuft, ist keine neue Erkenntnis. Wie das im Einzelnen und für den Einzelnen aussieht, wird schon seltener untersucht.« (S. 30) Solche Einzelfallstudien stieß Hans Fischer mit seinen Arbeiten an, sie prägten ganz wesentlich die deutschsprachige Diskussion der Geschichte der Ethnologie in den 1980er und 90er Jahren. Am Hamburger Institut für Ethnologie entstanden Magisterarbeiten über einzelne Persönlichkeiten