Fett ist gesund
Viel Fett soll gesund sein? Schwer zu glauben, nachdem uns doch seit Jahrzehnten von Ernährungswissenschaftlern und Medizinern das genaue Gegenteil beigebracht wurde. Fett-Sparen beim Essen stand für mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Programm …
…die gesundheitlichen Ergebnisse lassen jedoch, nüchtern betrachtet, erheblich zu wünschen übrig. Höchste Zeit für ein kritisches Umdenken, wie wir meinen. Nicht ohne Grund ist es uns ein Anliegen, mit diesem hartnäckigen Mythos aufzuräumen, um mehr Gesundheit und Wohlbefinden zu unseren Patienten und Lesern zu bringen.
Die große Fettlüge
Es geschah Ende der 1950er-Jahre: Fett avancierte zum großen Gesundheits-Sündenbock. Alles nahm seinen Anfang, als der amerikanische Forscher Ancel Keys 1961 mit einer einzelnen Studie und seiner daraus resultierenden Hypothese den großen Irrtum auslöste, dass viel Fett im Essen krank und dick mache. Aus heutiger Sicht entstand seine Schlussfolgerung aufgrund einer unglücklichen Selektion und Bewertung der erhobenen Zahlen. Doch seine These wurde rasch von Medizinern in der gesamten westlichen Welt übernommen.
Ähnlich verhielt es sich später, Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre, als plötzlich speziell das Cholesterin in den Fokus rückte – da war dann der Oberbösewicht aus dem Reich der Fette gefunden. Dies genügte, um einen jahrzehntelangen massiven Low-Fat-Trend auszulösen. Der Glaubenssatz, dass Fett dick mache und schlecht für die Gesundheit sei, hat sich in den Köpfen der Menschen schnell und tief verankert.
Plötzlich galt die Devise: Jeder kann sich durch fettarme Ernährung selbst vor Herzinfarkt schützen. Alles wurde fettreduziert. Und als besonders übel galten dabei die Fette tierischen Ursprungs. Überall begannen Fachleute, für den Einsatz von pflanzlichen Fetten zur Prävention von Arteriosklerose und Übergewicht zu plädieren. Butter und Eier wurden aus dem Kühlschrank verbannt, stattdessen eroberten Cerealien, Teigwaren, fettarme Milchprodukte und Pflanzenöl die Supermarktregale. Auch der Margarine-Boom – und nicht zuletzt das schlechte Gewissen nach einer Portion Sahne – stammen aus jener Zeit.
Fett raus, Zucker rein
Gleichzeitig ist noch etwas passiert. Fett ist nämlich ein hervorragender Geschmacksträger, denn viele Aromastoffe in unseren Lebensmitteln sind fettlöslich. Mit der radikalen Fettreduktion ging daher zugleich auch sehr viel Geschmack verloren. Und weil fades Essen keiner will, musste eine neue Lösung herbei – so kam kurzerhand der Zucker ins Spiel! Meist noch in Kombination mit viel Salz, damit das Essen eben wieder besser, reizvoller schmeckt.
Und wohin hat uns das gebra