2. Kapitel
Zwei Jahre später
»Halte den Zauberstab fester«, befiehlt mein Großvater. »Sobald dir ein Hauch von Gegenwind entgegenbläst, wirst du ihn verlieren.«
»Ich brauche ihn doch gar nicht mehr. Diese Zauber kann ich auch ohne Hilfsmittel anwenden.«
»Kommt nicht infrage.« Oremazz schüttelt den Kopf. »Die Sprüche, die ich dir beigebracht habe, kannst du vielleicht in diesen Räumen ohne Probleme umsetzen. Dich erwartet allerdings eine Aufgabe, die weit über diese Fingerübungen hinausgeht. Du wirst als mein Stellvertreter diese Reise antreten. Durch deine Hände wird meine Magie fließen. Wie willst du die Kräfte, die in dir toben werden, unter Kontrolle halten, wenn du dich ausschließlich auf deine unausgereiften Fähigkeiten verlässt?«
Eine Haarsträhne verdeckt mir die Sicht. Mit einer ungeduldigen Bewegung streiche ich sie hinter mein Ohr. Langsam nicke ich. Der Große Zaubermeister lässt keine Gelegenheit aus, um mich auf meine Unzulänglichkeiten hinzuweisen. Immer noch scheine ich nicht gut genug, um seine Ansprüche erfüllen zu können. Seit zwei Jahren üben wir jeden einzelnen Tag die gleichen einfachen Zauber und Sprüche. Im Gegensatz zu den anderen Zauberlehrlingen erhalte ich zusätzlich Einzelunterricht bei meinem Großvater. Letzte Nacht hat er mich in den frühen Morgenstunden geweckt, um mich auf den Prüfstand zu stellen.
»Die Übungen in der Lehrstunde mit den anderen Schülern sind gut verlaufen«, erinnere ich meinen Großvater. »Im Vergleich zu den anderen Lehrlingen habe ich mich nicht schlecht angestellt.«
»Das ist nicht genug. Verstehst du denn nicht, dass deine Aufgabe größer und komplizierter ist als ihre? Nur zwischen uns besteht die Verbindung des Blutes, durch die ich wirken kann. Dadurch hast du Fähigkeiten, die andere vielleicht niemals erreichen können. Doch das ist bei Weitem nicht genug, um es mit den Feinden aufzunehmen, die auf uns warten. Du weißt, dass die Zeit nicht auf unserer Seite ist.«
»Motivation ist eindeutig kein Grundpfeiler deines Unterrichts«, murmle ich.
Oremazz runzelt die Stirn und steht plötzlich direkt vor mir. »Wie bitte?«
Ich senke den Blick und schüttle den Kopf. Meine Worte will ich lieber nicht wiederholen.
»Du nimmst diese Sache nicht ernst genug«, beschwert sich der Große Zaubermeister. »Seit zwei Jahren versuche ich dir klar zu machen, wie wichtig deine Rolle werden wird.«
»Als deine Handpuppe.«
»Was interessiert es dich in ein paar Jahren, was genau du getan hast, um unsere Welt zu retten? Man wird dich als Helden feiern. Niemand wird ahnen, dass es sich nicht um deine eigenen Zauberkräfte gehandelt hat. Zumindest wenn du dich endlich anstrengst und versuchst, meine Magie auf die richtige Art zu kanalisieren.«
Mein Herz sollte nicht von Bitterkeit zerfressen wer