1. Kapitel
Mit meinen Händen bedecke ich mein Gesicht. Die Scham frisst sich in meine Eingeweide. In der letzten Nacht habe ich mich Umock hingegeben. Während unserer Zusammenarbeit habe ich mich in ihn verliebt. Die Art, wie er an meine Fähigkeiten geglaubt und mich nicht ständig infrage gestellt hat, wie es mein Großvater tut, hat mein Herz für ihn erwärmt. In der letzten Nacht hat er sich den Körper meines ohnmächtigen Bruders geliehen, um mich aufzusuchen. Er hat mich verführt. Viel Widerstand habe ich ihm allerdings nicht geleistet. Diese Nacht verändert mich für immer. Kaum hat Umock das von mir erhalten, was er anscheinend die ganze Zeit wollte, ist er verschwunden. Ich knie an der Stelle zwischen den Bäumen, wo der König der Nebelseelen vor Kurzem noch mit seiner Armee gelagert hat. Nun sind sie alle weg. Weil ich schwach geworden bin.
Die Welt sieht sich ihrer größten Bedrohung gegenüber. Unbekannte Wesen haben uns angegriffen. Um sie bekämpfen zu können, haben wir einen Pakt mit Umock geschlossen. Doch der sieht sich jetzt nicht mehr dazu verpflichtet, uns zu helfen. Weil ich eine Nacht voller Leidenschaft mit ihm verbracht habe.
Ich trage die Schuld am Untergang der Welt, wie ich sie kenne. Ich trage die Verantwortung für das Sterben unzähliger Menschen. Und das alles nur, weil Umock mich anscheinend bloß als Herausforderung angesehen hat.
Ein Schluchzer entringt sich meiner Brust, als Traurigkeit und Enttäuschung sich in meinem Magen zu einem eisigen Klumpen mischen. Ich habe kein Recht, traurig zu sein, weil Umock mich im Stich gelassen hat. Auch wenn ich mich verraten fühle, ist das, was ich getan habe, um vieles schlimmer. Ich hatte eine einzige Aufgabe zu erfüllen. Der König der Nebelseelen sollte durch meine Vermittlung an unserer Seite kämpfen. Danach wollte mein Großvater durch mich wirken. Er wollte diesen Krieg gewinnen, indem er seine Fähigkeiten durch mich fließen lässt. Ich hätte einfach nur tun müssen, was er mir aufgetragen hat, und alles hätte sich zum Guten gewendet. Stattdessen habe ich geglaubt, genug Macht zu haben, um eigenmächtige Entscheidungen treffen zu können. In meinem Größenwahnsinn habe ich mich für eine wichtige Schachfigur in diesem Spiel gehalten. Jetzt hat Umock mir deutlich gezeigt, wo mein Platz tatsächlich ist.
Was soll nun werden? Die Vision meines Großvaters war sehr deutlich. Ohne die Hilfe der Armee der Nebelseelen können wir nicht als Sieger aus diesem Krieg hervorgehen. Wir benötigen die Magie von Umock, damit unsere Gegner uns nicht überrollen. Oremazz hat sich bislang nie geirrt. Er hat uns in seiner Weisheit so weit geführt. Ich darf nicht erwarten, dass es möglich ist, unseren übermächtigen Feind allein in die F