Spermidin: ein Naturstoff mit viel Potenzial
Reinhart Jarisch
Was meinen wir eigentlich, wenn wir von »Anti-Aging« sprechen? Es geht im Grunde um Altersverhinderung. Das »Anti-Aging« ist also eine Bezeichnung für alle Maßnahmen und Behandlungen, die geeignet sind, das biologische Altern des Menschen zu verzögern, im Idealfall sogar zu verhindern, und die Lebensqualität im Alter möglichst lange hoch zu halten. In den vergangenen Jahren sind zu diesem Thema ein deutlich gesteigertes Forschungsinteresse und verstärkte Untersuchungstätigkeiten zu beobachten. Als Folge ergeben sich immer wieder neue Substanzen, bei denen man diverse Anti-Aging-Wirkungen vermutet und die zum Gegenstand einer eingehenderen Untersuchung werden.
In diesem Buch geht es in erster Linie um den Anti-Aging-Stoff Spermidin, den wir Ihnen gleich näher vorstellen, aber Sie lernen auch andere viel versprechende Substanzen, wie Resveratrol, kennen, und natürlich geben wir Ihnen auch weitere Hinweise zum Lebensstil an die Hand, deren Wirksamkeit jüngst durch Studien belegt wurde.
Was ist Spermidin?
Spermidin gehört zu den biogenen Aminen; das sind kleine Moleküle mit mindestens einer Stickstoffgruppe, die natürlicherweise im menschlichen Körper vorkommen, sich aber auch in vielen Nahrungsmitteln befinden. Biogene Amine werden z. B. aus Aminosäuren wie Histidin im Falle von Histamin gebildet, das Ihnen sicherlich bekannt ist. Histamin ist u. a. für allergische Reaktionen verantwortlich, spielt aber auch bei vielen wichtigen Stoffwechselprozessen eine Rolle. Auch der Nervenbotenstoff Serotonin, der oft als Glückshormon bezeichnet wird, gehört zu den biogenen Aminen. Weitere Beispiele sind Tyramin, Phenylethylamin und Putrescin. Biogene Amine, die mehrere Stickstoffgruppe enthalten, werden als Polyamine bezeichnet; dazu gehören Putrescin, Spermin und eben Spermidin.
Wie man heute weiß, kommt Spermidin als Botenstoff in jeder Körperzelle vor. Seinen Namen erhielt es allerdings, weil es zunächst in der männlichen Samenflüssigkeit (Sperma) gefunden wurde.
Es gibt 3 Zufuhrwege für Spermidin:
In unseren Körperzellen entsteht Spermidin durch den Abbau von Putrescin als Zwischenprodukt bei der Bildung von Spermin.
Auch unsere Darmbakterien stellen Spermidin her.
Wir nehmen es mit spermidinreicher Nahrung auf.
Sperm