: H. L. K. H. Niemeyer
: Jan Hendrik Niemeyer
: Alexanderzug 13 Stationen Alexander des Großen von 334-326 v. Chr.
: Books on Demand
: 9783755771760
: 1
: CHF 23.00
:
: Allgemeines, Lexika
: German
: 152
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Neben der Heerstraße. So der hier interessierende Titel eines 1923 erschienenen Bandes Erzählungen Jakob Bossharts mit Holzschnitten E. L. Kirchners. Und nur ein Neben vermag wohl inmitten des Getümmels an Alexander-Literatur auch nur noch Neugierde auf das eine und andere zu wecken. Auf deren Blickwinkel, Beizüge und Illustrationen. Seien sie Bekanntes oder eher Neues. Gebündelt als Lese- und Bilderbuch. Darunter kunsthistorisch wohl erstmalige Darstellungen der 326er Stationen der Schlacht gegen Poros am Hydaspes als Alexanders größtem Sieg, gefolgt von der weltgeschichtlichen Zäsur der von den eigenen Truppen erzwungenen Umkehr-Entscheidung am Hyphasis als, so Peter G. Tsouras 2004, seiner"einzigen je erlittenen Niederlage", und seinem"heroischsten Augenblick" an der Mauer von Multan. Sichtbar machend an Hand sich ergänzender Arbeiten Charles Le Bruns, François Verdiers und J. E. Ridingers den sich in 17./18. Jhdt. vollziehenden Wandel des Alexander-Bildes vom heldenmütigen König zum schließlichen"Ein Bild vom wilden Sieger schaun". Bei durchaus ganz wesentlichen Zwischentönen, auch wieder über die Verdammnis hinaus. Zeichnerisch zur Geltung gebracht seitens des 25jährigen Ridingers als mit dem König praktisch gleichaltrig, diesen aber nach zeitentsprechender anfänglicher Bewunderung erst in seiner Umkehrentscheidung, dann objektiv in seinen Taten reflektierend. Und damit zugleich das Historienbild von der Darstellung heldenhafter Taten zur Reflexion über dieselben bereits zwei Generationen vor Jacques Louis David fortentwickelnd. Feinheiten der Nebenwege also gegenüber dem Marschtritt der Heerstraßen. Bis hin zum eingebetteten Rückgriff auf Albrecht Altdorfers"Alexanderschl cht" der Alten Pinakothek München als eines"wahren Wunderwerks der Kunst" (G. K. Nagler 1835) mit nicht zuletzt seiner 400jährigen Vorwegnahme eines expressionistischen Himmels sondergleichen (Pia F. Cuneo 1998). Begründend analog zur neueren Literatur unter Ausschluß von selbst noch Wolfgang Schöne (1983) hiesigerseits dessen Sonne als unter-, nicht aufgehend. Der eine orientalische siegreiche Sonne des expressionistischen Urgesteins Franz Heckendorf gegenüberstellen zu können der Zufall händlerischen Lagers ermöglichte. Gewidmet von Autor wie Herausgeber dem Gedenken ihres Groß- und Urgroßvaters Magnus Welchert. Oldenburggebürtig erst Zeitungsverleger, dann Kumpel unter Tage, verstorben zu Castrop-Rauxel 1923. Buch Daniel 11, 4 läßt grüßen. Wes Ebene immer es sei.

Das Heldentum des Autors, für den Dienst an der Waffe einst erst noch zu jung, dann, als weißer Jahrgang, schon zu alt, auf den Mut im Alltag beschränkt. Dem zwangsweisen Schulabbruch im nachkriegsdeutschen Ulbricht-Staat im Rahmen obrigkeitlicher Säuberungsaktion gegen junge Christen folgte kurz darauf die Jetzt-auf-Gleich-Flucht ins freiheitliche West-Berlin, nachdem - dankbar unvergessen geblieben - derselbe lokale Parteimatador der zwangsvereinigten Roten, der besagte Aktion befehlsgemäß mitbetrieben hatte, die Familie sibyllinisch hatte wissen lassen, daß reisen Jugend gut tun solle. Vier Wochen später entlud sich dann im 17. Juni all das, was eine abgehobene Mandatsträgerschicht glaubte, dem Volke folgenlos Stein für Stein auferlegen zu können. Für den Autor aber tat sich ein weites neues Tor in Gestalt einer Antiquariatslehre in familiärem Umfeld auf, der nur wenige Jahre später schon die Verselbständigung folgte. Geleitet von Anfang an von dem Hange, namentlich solch Wesentliches zu pflegen, das nicht spätestens an jeder zweiten Ecke erwerbbar ist. Anstehendes Buch ist Ausfluß dieser Quintessenz.

DIE SCHLACHT BEI ISSOS
NOVEMBER 333 V. CHR.


deren333 bei Issos Keilerei ihr unverwüstliches verbales Gedenken beschert hat. Nachdem, zeitlich möglicherweise viel früher, Albrecht Altdorfer (um 1482 – Regensburg 1538) ihr 1529 seineAlexanderschlacht5 als einer Auftragsarbeit für Herzog Wilhelm IV. von Bayern widmete. Heute ein Glanzstück der MünchnerAlten Pinakothek – großer Dank für liberalste Reproduktionserlaubnis –, qualifizierte sie schon 1835 Nagler als ein »wahres Wunderwerk der Kunst«. Und als solches es denn auch als geradezu ein Synonym für die Issos-Verbildlichung die Literatur bestimmt. Bei 400jähriger Vorwegnahme eines expressionistischen Himmels sondergleichen (Pia F. Cuneo6). Und generell Kenneth Clark zu Altdorfer, Grünewald und Bosch:

» Sie sind das, was wir heute ›expressionistische‹ Künstler nennen, ein Begriff, der nicht so wertlos ist wie er klingt, weil die Symbole des Expressionismus tatsächlich bemerkenswert konsistent sind und wir in den Werken dieser Landschaftsmaler des frühen 16. Jahrhunderts nicht allein denselben Geist, sondern auch dieselben Formen und ikonographischen Motive finden, die in den Werken von so modernen Expressionisten wie van Gogh [sic!, bis hin zu Walt Disney] wiederkehren «7

Die Sonne dieses Himmels indes, gleich einem in einem Trichter befangenen Auge, analog zur neueren Literatur unter Ausschluß von selbst noch Wolfgang Schöne8 auch hiesigerseits als unter-, nicht aufgehend gesehen. Und damit bezuglos zum Siege Alexander’s bleibend. Eben nichtgoldglühend aufgehend »während der Mond erblaßt, Sinnbilder des Sieges Alexanders und der Niederlage der Orientalen«, wie beispielhaft etwa Wilhelm Schmidt 1875.9 Denn bei aufgehender Sonne hätte die Schlacht gerade erst begonnen und damit Dareios noch keinen Grund zur Flucht samt nachsprengendem Alexander gehabt, wie vom Bild dominant geschildert. Friedrich Schlegel, der das Bild 1803 als französische Kriegsbeute im Louvre sah, war dies als »historische Unrichtigkeit« durchaus bewußt, doch schenkte er zugunsten einer imaginierten Allegorie der von ihm als das Weltmeer gedeuteten »phantastische(n) Landschaft« (Schmidt) nicht die gebotene Aufmerksamkeit.10 Denn der in Einklang mit der Weltkarte aus Hartmann SchedelsNürnberger Chronik (1493) stehende, südwärts gelenkte Blick auf das Mittelmeer mit Zypern und dahinter siebenarmigem Nildelta nebst Rotem Meer11 erhärtet die Abendstimmung. Mit der Sonne entsprechend zur Rechten als im Untergangs-Westen stehend. Konträr hierzu weit oben links diezunehmende Mondsichel der Nordhalbkugel. Wie in