Kapitel 2
Freitag, 19. April
Gegen zweiundzwanzig Uhr legten die Gäste ihre Essbestecke beiseite und gingen gut gelaunt zum gemütlichen Teil des Abends über. Vorher hatten sie sich ausgiebig an der erlesenen Auswahl kulinarischer Köstlichkeiten satt gegessen. Bis dahin hatte Marks Mutter Karola fast keine Minute stillgesessen und war ständig zwischen Esszimmer und Küche hin- und hergelaufen.
Gedankenversunken betrachtete Mark gerade das Familienfoto auf dem Klavier, als Tante Hedwig ihn ansprach.
„Was ist eigentlich mit dir und Larissa? Seid ihr nicht mehr zusammen?“
Die Frage traf ihn ohne Vorwarnung und gänzlich unvorbereitet. Im ersten Moment fehlten ihm die Worte. Ungläubig sah er sie an, während sie unverfroren weitersprach: „Deine Mutter erzählt ja nichts und druckst immer nur rum. Dabei ist es doch offensichtlich, dass ihr euch getrennt habt. Was auch nicht verwunderlich ist. Welche Frau will schon mit einem Mann zusammen sein, der mit seinem Job verheiratet ist? Du bist doch noch bei der Polizei, oder? Mein Gott, wir haben uns ja schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ich glaube, das letzte Mal war auf Patricias Beerdigung.“
Mark nickte wortlos und wusste nicht, wie ihm geschah. In der Zeit nach der Trennung von Larissa hatte er sich als das Opfer gefühlt. Larissa hatte ihn betrogen. Sie hatte ihn verlassen und war mit Marks damaligem besten Freund zusammengezogen.
Allein schon deshalb war für ihn immer klar gewesen, wer schuld an der gescheiterten Beziehung war. Doch die offenkundige Sichtweise seiner Tante brachte seine bis dahin felsenfeste Überzeugung ins Wanken.
Tante Hedwig zählte zu den Menschen, denen man lieber aus dem Weg ging, wenn man vermeiden wollte, dass