DER FERROBEDÒ
Und unterm Denkmal von Mazzini
Volkstümliches Lied
Es war ein sehr heißer Tag im Juli. Riccetto der Lockenkopf sollte mit zur Ersten Heiligen Kommunion und zur Firmung gehen und war schon um fünf aufgestanden, doch als er in seiner langen grauen Hose und dem weißen Hemd die Via Donna Olimpia runterging, sah er nicht gerade wie ein Erstkommunikant oder ein Soldat Jesu aus, sondern eher wie eins von den Jüngelchen, die aufgedonnert am Lungotevere rumschlendern und aufs Abschleppen aus sind. Mit anderen gleichaltrigen Jungs, alle in Weiß, ging er runter zur Kirche der Divina Provvidenza, wo Don Pizzuto ihm um neun die Kommunion verabreichte und der Bischof ihn um elf firmte. Riccetto aber hatte es eilig und wollte abhauen: von Monteverde bis runter zum Bahnhof von Trastevere war nichts anderes zu hören als ständiger, monotoner Autolärm. An den Steigungen und in den Kurven hörte man Hupen und das Aufheulen von Motoren, was den schon am frühen Morgen von der Sonne ausgebrannten Vorort mit ohrenbetäubendem Dröhnen erfüllte. Kaum hatte der Bischof seine kurze Predigt beendet, führten Don Pizzuto und zwei, drei junge Diakone die Knaben für die Erinnerungsfotos in den Innenhof des Jugendheims: der Bischof schritt zwischen ihnen her und segnete ihre Angehörigen, die niederknieten, als er vorbeiging. Riccetto spürte, wie er, mitten unter all den anderen, auf heißen Kohlen saß, und beschloß, sie einfach im Stich zu lassen. Er ging durch die leere Kirche, stieß aber an der Türe auf seinen Firmpaten, der ihn anredete: »He du, wo gehst’n hin?« – »Nach Haus«, sagte Riccetto, »hab Hunger.« – »Dann komm doch mit zu mir, oder? Alter Hurenbolzen«, rief der Firmpate ihm nach, »das Mittagessen is fertig.« Doch Riccetto scherte sich nicht um ihn und rannte über den Asphalt davon, der unter der Sonne brodelte. Ganz Rom war ein einziges Gedröhne, nur oberhalb, da herrschte Stille, aber die war geladen wie eine Mine. Riccetto ging sich umziehen.
Der Weg von Monteverde Vecchio bis zur Kaserne der Grenadiere war kurz, man mußte nur über die Wiese gehen und dann die Abkürzung zwischen den Häusern nehmen, an denen in der Umgebung vom Viale dei Quattro Venti gebaut wurde: Lawinen von Unrat und Abfällen, Häuser, die, noch nicht einmal fertig, schon wie Ruinen aussahen, riesige Schlammlöcher, Müllhalden. Die Via Abate Ugone war zwei Schritt weit entfernt. Die aus den ruhigen, kleinen, asphaltierten Straßen von Monteverde Vecchio kommende Menschenmenge strömte auf die Hochhäuser zu: schon konnte man die Lastwagen sehen, endlose Schlangen, Kleinlaster darunter, Motorräder und gepanzerte Fahrzeuge. Riccetto mischte sich unter die M