: Rodica Doehnert
: Das Adlon Eine Familiensaga
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958903265
: 1
: CHF 9.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Berlin 1994. Fast ihr ganzes Leben hat Sonja Schadt im legendären Adlon am Brandenburger Tor verbracht. Sie hat seine Gründung erlebt, die Glanzzeit und den Niedergang. Sie hat den Geist des Ortes gehütet. Und immer hat sie darauf gewartet, ihr Familiengeheimnis zu lösen. Als sie endlich ihrer Enkelin gegenübersteht, ist sie neunzig Jahre alt. Katharina Zimmermann gehört zum Architektenteam, das am Wiederaufbau des Adlon arbeitet. Eine schicksalhafte Begegnung. Gegen alle inneren und äußeren Widerstände decken Großmutter und Enkelin eine Familienlüge auf. Rodica Doehnert, deren Drehbuch zu 'Das Adlon - Eine Familiensaga' den TV-Dreiteiler zu einer Fernsehsensation mit 9 Millionen Zuschauern machte, lässt in ihrem Roman das packende emotionale Geschehen vor historischer Kulisse lebendig werden. Während Sonja Schadt ihrer Enkelin die Geschichte des legendären Hotels, seiner Glanzzeit und seines Niedergangs erzählt, erfährt der Leser endlich die ganze Dramatik rund um Sonja Schadts wahre Herkunft. Gemeinsam mit ihrer Enkelin löst Sonja den Fluch auf, der die Frauen in ihrer Familie am Glücklichsein hindert: Fünf starke Frauen und ihre Suche nach Selbstbestimmung - eine Familiengeschichte, die mit einer Lüge begann und mit der Rodica Doehnert Liebe endet.

Rodica Doehnert, geb. 1960, studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Seit 20 Jahren arbeitet sie als Drehbuchautorin und bringt ihre komplexen Gedanken in die Essenz filmischen Erzählens. Mit dem Fernsehdreiteiler 'Das Adlon - Eine Familiensaga' und dem Fernsehzweiteiler 'Das Sacher - In bester Gesellschaft' erreichte sie Millionen Zuschauer und schuf das Genre des Fernsehromans neu. Wie schon in ihrem literarischen Debüt 'Das Sacher' nutzt Rodica Doehnert ihr umfangreiches Material, das bei der Arbeit an den Drehbüchern zu 'Das Adlon' entstand, und erschafft daraus eine bildhafte und vielschichtige Erzählung, die den Leser verführt, hinter den Vorhang menschlichen Lebens und Handelns zu schauen.

1. Kapitel


Sonja Schadt war um fünf Uhr aufgestanden. Je älter sie wurde, desto früher zog es sie aus dem Bett. Und auch wenn sie viel weniger schlief als früher, hatte sie das Gefühl, dass die Stunden des Tages gar nicht ausreichten, um all die Dinge zu tun, die sie so sehr liebte. Der Morgen begann stets mit einer großen Kanne Kaffee. Dabei las sie die Zeitung.

An diesem Tag, einem Donnerstag, Anfang Oktober 1994 fiel Sonjas Blick auf die SchlagzeileADLON OBLIGE – BERLIN BAUT DAS NOBELHOTEL WIEDER AUF. Die Reste des alten Gebäudes waren zehn Jahre zuvor gesprengt worden. Da stand die Berliner Mauer noch, und die Stadt war in Ost und West geteilt. Heute gab es gegenüber vom Brandenburger Tor neben der Akademie der Künste nur noch eine Wüste aus Schutt und Geröll. Verblüfft zog Sonja die Zeitschrift zu sich heran und griff nach der Lupe, um das Foto, das unter der Schlagzeile abgedruckt war, genauer zu betrachten. Ihr Vergrößerungsglas wanderte über die Gesichter der Gruppe, die sich zur Auftragsvergabe auf dem Pariser Platz zusammengefunden hatte. Neben der Berliner Baustadträtin stand der Regierende Bürgermeister, daneben die Star-Architekten Joachim Paarmann und Winfried Heller, selbstbewusste Männer um die fünfzig. Sonjas Vergrößerungsglas fing eine junge Frau ein, die am Rande des Bildes stand, als sei sie nur zufällig dabei und gehöre nicht wirklich dazu. Die Lupe der alten Dame hob das Gesicht der Jüngeren deutlicher hervor. Sonja las den Namen. Einmal – und ein zweites Mal.

Katharina Zimmermann lief eilig über den Pariser Platz und sah Paarmann und Heller, ihre Chefs, Matthias Seifert, den Bauleiter, und die beiden Arbeiter der Wasserwirtschaft am stillgelegten Springbrunnen warten.

»Tut mir leid, Stau!«, murmelte sie verlegen und war froh, dass keine weiteren Fragen oder Beschwerden folgten.

»Sie können loslegen«, sagte Paarmann zu den beiden Arbeitern. Er war ein Hüne, in dessen dunkler Künstlermähne sich graue Strähnen breitmachten. Im Gespann mit seinem Architektenkollegen Winfried Heller, einem gut aussehenden Endfünfziger, gab er den Ton an.