Herbert Seibold verbrachte das Wochenende mit Rena Kullmann in Salzburg. Sie wäre zwar lieber in die Schweiz gefahren, aber diesmal hatte er ihr nicht nachgegeben.
Er müsse dort kurz einen Bekannten treffen, hatte er ihr gesagt.
Sie schmollte.
»Es ist wichtig für meine Zukunft, Rena«, erklärte er,»für unsere Zukunft. Ich will weiterkommen. In München geben sie mir keine Chance, und hinter die Kasse will ich mich nicht mehr stellen.«
»Ich versteheüberhaupt nicht, daß du noch nicht weitergekommen bist«, hielt sie ihm vor.»Grebner ist sechs Jahre jünger als du und wird bald Filialleiter.«
Seine Augen kniffen sich zusammen.»Ist das spruchreif? Hat er sich mit seinem todesmutigen Einsatz Prestige verschafft?« fragte er zynisch, aber doch hörbar gehässig.
»Er hat Abitur«, sagte sie anzüglich.
»Und sein Vater ist Bankdirektor«, konterte er wütend.»Warum hängst du dich nicht an ihn, wenn dir an mir was nicht paßt?«
Rena dachte nicht daran, einzugestehen, daß sie vergeblich versucht hatte, engeren Kontakt zu Rolf Grebner zu bekommen. Nach dem Motto, daß der Spatz in der Hand besser sei als die Taube auf dem Dach, hielt sie sich jetzt lieber an Herbert Seibold.
»Sei nicht gleich so giftig, Berti«, sagte sie mit ihrem betörendsten Lächeln.»Ich meine ja nur, daß du benachteiligt wirst, und vielleicht steckt sogar Grebner dahinter.«
»Es kann schon sein, daß er unterschwellig gegen mich hetzt. Er hat so komische Andeutungen gemacht, als ich ihn besuchte.«
»Inwiefern?«
»Daß ich mich bei demÜberfall falsch verhalten hätte. Ich hätte das Geld nicht so rasch herausrücken sollen.«
»Ich möchte wissen, was er getan hätte, hätte er an der Kasse gestanden«, meinte sie hintergründig.
»Ja, das möchte ich auch wissen.«
»Nun sag mir doch, was du vorhast«, sagte sie nach kurzem Schweigen.
»Ich möchte meine Kenntnisse lukrativer verwerten. Darüber sprechen wir später.«
»Spekulierst du eigentlich?« fragte sie.
»Warum willst du das wissen?«
»Nur so. Du lebst recht gut. Vom Gehalt allein kannst du das nicht bestreiten.«
»Ich habe halt was im Rücken. Und ich spekuliere mit Erfolg. Gibst du dich jetzt zufrieden?«
»Ich fragte nicht nur aus Neugierde, Berti. Ich würde mein kleines Vermögen auch gern vergrößern, ohne Risiko natürlich. Warum gibst du mir nicht ein paar Tips?«
»Weil ich nicht wußte, daß du Vermögen hast.«
»Es ist ja nichtüberwältigend. Nicht mal dreißigtausend. Meine Aussteuerversicherung, die ich ausgezahlt bekommen habe, sozusagen als Mitgift. Aber fest anlegen will ich sie nicht. Da kommt ja doch nicht viel dabei heraus.«
»Aber mit dreißigtausend kann man allerhand anfangen. Nur möchte ich mich da nicht einmischen.«
»Aber warum denn nicht?« fragte Rena.»Du hast doch viel mehr Erfahrung als ich.«
»Aber ich habe auch meine Prinzipien. Wenn es um mein eigenes Geld geht, ist es etwas anderes. Meine Verlobung ist auch wegen Geldangelegenheiten auseinandergegangen.«
»Inwiefern?«
»Ich spreche nicht gern darüber.«
»Bitte, sag es mir. Wir brauchen doch keine Geheimnisse voreinander zu haben.«
»Verena wollte ihr Geld ganz sicher anlegen. Ich riet ihr zu einer Eigentumswohnung. Sie war einverstanden. Ich machte alles perfekt und zahlte von mir aus zwanzigtausend Euro ein. Dann sprang sie plötzlich ab, und ich schaute in den Mond.«
»Wieso das?«
»Weil ich zehntausend dabei verlor.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Für den Rücktritt aus dem Kaufvertrag. Allein konnte ich die Wohnung nicht finanzieren.«
»Warum hast du dichüberhaupt darauf eingelassen?«
»Weil ich ihr vertraute. Schließlich wollten wir heiraten. Reden wir nicht mehr davon. Es sollte wohl alles so sein. Ich habe ja dann dich kennengelernt. Aber wir werden erst heiraten, wenn ich ganz festen Boden unter den Füßen habe. Wenn du dein Geld gut anlegen willst, werde ich dir einen Bekannten vorstellen, der dich beraten wird. Ich will auf keinen Fall in den Verdacht geraten, daß ich an dir verdienen will.«
»Du redest Unsinn, Berti. Na gut, lassen wir das Thema fallen.«
»Warte mal hübsch ab, Rena, wenn ich alles unter Dach und Fach habe, kannst du einsteigen. Als meine Ehefrau und Partnerin.«
»Das klingt gut«, sagte sie lächelnd.»Ich springe jedenfalls nicht ab. Wann heiraten wir?«
»Wenn alles klappt, nächsten Monat, wenn du einverstanden bist.«
Er hatte in einem feudalen Hotel Zimmer reservieren lassen. Rena fühlte sich großartig. Es machte ihr auch nichts aus, als Herbert für zwei Stunden verschwand.
Als er dann zurückkam, war er nicht so heiter gestimmt, wie sie es erwartet hatte.
»Klappt es nicht?« fragte sie skeptisch.
»Doch, doch, aber ich muß Kapital flottmachen. Im Augenblick paßt mir das noch nicht ganz in den Kram, weil die Aktien steigen. Ich habe nicht damit gerechnet, daß alles so schnellüber die Runden gehen würde. Wenn man schnell verkaufen muß, verliert man.«
»Aber wenn es eine so sichere Sache ist, erzähl mir doch mehr davon.«
»Ein todsichere Sache, aberüberlaß die geschäftlichen Sachen mir. Wir machen uns ein schönes Wochenende.« Und dazu w