Kapitel 1
Das Familiengesetz
Es gab nichts, worauf ich mich so sehr freute wie auf meinen zwölften Geburtstag. Seit ich im Juli vor fast einem Jahr die elf roten Kerzen auf meiner Feiertagstorte ausgepustet hatte, war kein Tag vergangen, an dem ich mir nicht gewünscht hatte, endlich zwölf zu sein.
Na ja, einpaar Tage vielleicht schon, aber nur, weil ich an denen zu beschäftigt gewesen war. Zum Beispiel damit, unser baufälliges Schloss vor dem Verkauf zu retten. Oder damit, das Geheimnis von Opas Bastelkeller im Bunker unter dem Rosengarten zu ergründen. Oder weil mein Lieblingsonkel Frank mich abmurksen wollte. Kein Witz, das hat er wirklich versucht. Nun war er natürlich nicht mehr mein Lieblingsonkel. Stattdessen wurde er von der Polizei gesucht und das geschah ihm recht!
Warum ich es kaum abwarten konnte, endlich zwölf zu sein? Ganz einfach: weil elf Jahre kein richtiges Alter waren, darum! Mit elf Jahren war man zu groß, um klein zu sein. Und zu klein, um für voll genommen zu werden. Man durfte sich keine Geheimagentenfilme im Kino ansehen. Und keine Abenteuerfilme, jedenfalls keine richtigen. Und Gruselfilme schon gar nicht. Und man war nicht erbberechtigt, zumindest dann nicht, wenn man Malvina Moorwood hieß und im hässlichsten Schloss Englands lebte, also am schönsten Ort der Welt.
All das würde sich an meinem zwölften Geburtstag ändern. Ich würde mich von niemandem mehr »meine Kleine« nennen lassen, nicht einmal von Tante Frida. Ich würde zusammen mit meinem besten Freund Tom (der übrigens schon zwölf war) ganz allein nach London fahren, um dort im größten Kino der Stadt einen Agentenfilm anzugucken. Und dabei würde ich einegroße Portion Popcorn futtern. Und einengroßen<