Strand. Im Hintergrund das Meer im Spätnachmittagslichte eines klaren Tages Ende August. Rechts der Schuppen einer Rettungsstation, an dessen Mauer die Gallionfigur eines gestrandeten Schiffes angebracht ist. Sie ist aus bemaltem Holz und stellt eine Frau mit bauschigen Röcken dar, deren Kopf zurückgeworfen ist, so daß ihr bleiches Gesicht mit nachtwandlerischem Ausdruck dem Himmel sich darzubieten scheint. Ihr langes schwarzes Haar fließt offen über die Schulter. — Am Strande, im Trockenen, steht ein Fischerboot. Links vorn auf der Düne, dem Schuppen gegenüber, ein Signalmast mit Strickleitern usw.
Ein junges Mädchen, weiß und sommerlich gekleidet, liegt mit einem Buch zwischen Schuppen und Signalmast auf der niedrigen Düne: Lucie Heil.
Von rechts vorn kommt der etwa 45jährige Tischlermeister Kühn, gefolgt von einem Lehrling. Sie tragen blaue Schürzen, keiner von beiden eine Mütze. Der Meister grüßt Lucie, der Lehrling grinst sie an. An der Rückwand des Rettungsschuppens liegt ein Stapel fichtener Bretter. Zwei davon lädt Kühn dem Lehrling auf, und dieser trägt sie davon.
Kühn:
Na, sind Sie auch wieder da, Freilein?
Lucie:
Das gehört sich doch, Meister!
Kühn:
Sie kommen immer, wenn die Zugvögel abreisen! Wenn die vielen Zugvögel bei uns Station machen, kommen Sie auch.
Lucie:
Das stimmt.
Kühn:
Wir warten immer drauf, daß der Herr Professor Ottfried Mäurer sich am Ende doch noch anbaut auf der Insel.
Lucie:
Im vorigen Herbst war es nahe daran; aber der Windmüller ging mit seinem Preis plötzlich zu hoch hinauf.
Kühn:
Die Leute sind dumm! Sie wissen nicht, was sie von der Hand weisen. Wenn so'n Mann, wie Professor Mäurer, sich hier auf der Insel ein Tuskulum hinsetzt, das würde doch für jeden hier von größtem Vorteil sein.
Lucie:
Es wäre gar nicht gut, wenn die Insel bekannt würde; denn käme erst mal das ganze Großstadtgewimmel darüber hereingebrochen, dann wär's mit ihrer Schönheit wohl aus.
Kühn:
Ist der Herr Professor Ihr Onkel, Freilein?
Lucie
Nein, ic