: Werner Hamacher, Georges Bataille, Maurice Blanchot, Jacques Derrida, Michel Foucault, Pierre Klosso
: Werner Hamacher
: Nietzsche aus Frankreich Essays von Georges Bataille, Maurice Blanchot, Jacques Derrida, Michel Foucault, Pierre Klossowski, Philippe Lacoue-Labarthe, Jean-Luc Nancy und Bernard Pautrat
: CEP Europäische Verlagsanstalt
: 9783863936082
: 1
: CHF 8.80
:
: Philosophie, Religion
: German
: 251
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die hier vereinten Texte der führenden Köpfe des französischen Poststrukturalismus machen mit einer bis heute ungewohnten Herangehensweise an das schwer zu fassende OEuvre Friedrich Nietzsches bekannt. Die Autoren dieser Sammlung stellen insgesamt die Legitimität in Frage, Nietzsches Werk nach der Logik des Gegensatzes von Metaphysik und Nicht-Metaphysik, Aufklärung und Gegenaufklärung, Philosophie und Literatur zu bestimmen. Das Buch lässt eine Diskussion des »guten« oder »bösen« Nietzsche hinter sich, stattdessen führen die hier versammelten Lektüren Denkbewegungen vor, die zeigen, wie fruchtbar Nietzsches Schriften für ein Denken der Vielfalt und Differenz zu machen ist und welche Impulse auch heute noch von seinen Schriften ausgehen. Hamachers Sammlung will Nietzsche aus ideologisierenden Festschreibungen lösen und dazu beitragen, Nietzsche erneut zu lesen.

Werner Hamacher, 1946 bis 2017 war ein deutscher Literaturtheoretiker und Komparatist, er lehrte bis zu seiner Emeritierung an der J.W.v. Goethe Universität in Frankfurt am Main. Er galt als einer der wenigen, der die Denkstrategien der poststruktualistischen Dekonstruktion vermittelte.

Werner Hamacher


Echolos


Unter dem Datum des 10. Dezember 1898 hat André Gide in seinen fiktiven Briefen an Angèle, die zuerst in der ZeitschriftL’Ermitage, später zusammen mit anderen Essays, Vorträgen und Reflexionen unter dem zweideutigen TitelPrétextes veröffentlicht wurden, sein ironisches Lob auf die Verspätung der französischen Übersetzung von Nietzsches Werken damit begründet, daß – ich übersetze – dank dieser grausamen Langsamkeit der Einfluß Nietzsches dem Erscheinen seiner Werke vorausgegangen sei. Fast, so fährt Gide fort, war die französische Publikation der Werke verzichtbar; »denn man kann geradezu die Behauptung aufstellen, daß Nietzsches Einfluß wichtiger ist als sein Werk, oder gar, daß sein Werk nur eines des Einflusses ist.«

Die Verspätung der Texte, so will es Gides Bemerkung, bringt fast die Wahrheit über die Texte an den Tag: daß die Wirkung das Werk übertrifft, daß das Werk wesentlich in seiner Wirkung beruht und unabhängig von ihr keinen Bestand, keine Substanz hat, und daß das Werk, von seiner Wirkung determiniert, das Werk eben dieser Wirkung ist. Man muß nicht so weit gehen, bei dem Begriff ›Einfluß‹ an eineninfluxus physicus und die astrologischen Konnotationen des Wortes zu denken, um zu bemerken, daß Gide in seiner Charakterisierung von Nietzsches Wirkung in Frankreich an die Stelle der Substantialität des Werks die Substantialität seiner Wirkung setzt. Es bedarf nur eines Blicks auf einige von Nietzsches »eigenen« Überlegungen, um in Gides Theorie ihrer Wirkung – und also in der Wirkung, die sie auf Gide getan haben – ein getreues Echo zumindest einer der Behauptungen Nietzsches, und also in seiner Wirkung das Werk zu erkennen. Im dreizehnten Aphorismus de