Kapitel 1
Schlag um Schlag lichtete sich das Grün vor seinen Füßen. Dichtes Gestrüpp und die ineinander gewachsenen Sträucher knickten zur Seite. Das große Buschmesser lag gut in der Hand und war das einzige Mittel gegen die harten Brombeerranken, die sich im Laufe der letzten Jahre hier zügellos vermehrt hatten. Ihre Stacheln bohrten sich sogar in die dicken Arbeitshandschuhe, die die Waldarbeiter trugen. Deren Reste mussten später am Waldrand verbrannt werden. Es gab keine weitere Verwendung. Die Bäume würden nach ihrer Befreiung wieder ungestört weiter wachsen können. Und das war alle zehn Jahre auch mehr als notwendig. Gerade die Brombeere wucherte gerne auf kargen Böden andere Gewächse zu und nahm ihnen die Nährstoffe. An für sie guten Standorten konnte sie bis auf fünf Meter in die Bäume hinauf klettern und von dort ihre Zweige wieder herabhängen lassen. Sie liebte kalkhaltige Böden und Sonne.
Michael Brösch hielt kurz inne, zog sich den Helm mit dem Gesichtsschutz und die Handschuhe aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war zwar erst kurz nach acht Uhr morgens, aber schon sehr warm. Der Sommer schien der heißeste der Wetteraufzeichnungen zu werden. Er war froh, dass er heute schon gegen Mittag Feierabend machen konnte. Danach würden die Grünarbeiten an dieser Stelle zur Tortur werden. Der Klimawandel war deutlich zu spüren. Die Winter wurden immer milder. Das Frühjahr war kurz und ging schnell in den Sommer mit teils sehr hohen Temperaturen über. Werte um die 40 Grad waren schon keine Seltenheit mehr. Hinzu kam noch eine steigende Trockenheit, die es ihm und seinen