Anm.: Auf Wunsch des Übersetzers bemerken wir, daß diese Erzählung nicht von ihm verdeutscht wurde.
Einmal lebten sehr weit von England drei Männer, die einander so liebten, daß weder Mann noch Weib sie trennen konnte. Sie waren nichts weniger als fein, und nicht geeignet, in die Vorzimmer vornehmer Leute gelassen zu werden, denn sie waren gemeine Soldaten in Ihrer Majestät Armee; und der gemeine Soldat in englischen Diensten hat wenig Zeit für seine Vervollkommnung. Seine Pflicht ist, sich und seine Ausrüstung fleckenlos sauber zu halten, sich zu hüten, öfter betrunken zu sein, als unbedingt nötig, seinen Vorgesetzten zu gehorchen und um Krieg zu beten. Alles dies thaten meine Freunde; und als Zugabe vollführten sie noch einige Faustkämpfe, die nicht im Dienstreglement vorgesehen waren. Ihr Schicksal bestimmte sie zum Dienst in Indien, das kein goldenes Land ist, obgleich manche Dichter es als solches besungen haben. Die Menschen sterben dort mit großer Schnelligkeit, und die, welche leben bleiben, erfahren viele und merkwürdige Dinge. Ich glaube nicht, daß meine Freunde sich viel um die sozialen oder politischen Verhältnisse des Orients kümmerten. Sie nahmen an einem nicht unbedeutenden Kriege an der Nordgrenze teil, an einem andern an der Westgrenze und an einem dritten in Ober-Birma. Dann bezog ihr Regiment Quartier, um sich zu ergänzen, und die grenzenlose Eintönigkeit des Lebens in einer Militärstation ward ihr Teil. Sie wurden morgens und abends auf demselben Exerzierplatze gedrillt. Sie spazierten zwei lange Jahre hindurch dieselbe weiße, staubige Straße auf und ab, besuchten dieselbe Kirche und dieselbe Branntweinkneipe und schliefen in derselben weißgetünchten Kaserne. Einer war Mulvaney, der Vater der Truppe, der bei verschiedenen Regimentern von Bermuda bis Halifax gedient hatte, ein alter Krieger, narbenbedeckt, sorglos, in keiner Lage um ein Auskunftsmittel verlegen und in seinen frommen Stunden ein unvergleichlicher Soldat. An ihn wendete sich ein sechs und einen halben Schuh großer, schwerfälliger Yorkshirer, im Hügelland geboren, im Thale aufgewachsen und im wesentlichen zwischen den Wagen hinter dem Bahnhofe von York erzogen, um Rat und Hilfe. Sein Name war Learoyd und seine vornehmste Tugend eine unerschöpfliche Geduld, kraft deren er in den Faustkämpfen Sieger blieb, wie Ortheris, ein Foxterrier von einem Cockney, dazu kam, einer der drei zu werden, ist ein Rätsel, das ich bis heute nicht erklären kann, »Wir sind immer drei gewesen,« pflegte Mulvaney zu sagen. »Und mit Gottes Hilfe werden wir, solange wir dienen, immer drei bleiben. Es ist besser so.«
Sie verlangten keine Gesellschaft außer ihrer eignen, und es war für keinen Mann des Regiments geraten, sich mit ihnen in einen Streit einzulassen. An physische Beweisgründe war nicht zu denken, soweit Mulvaney und Learoyd in Betracht kamen, und ein Angriff auf Ortheris bedeutete eine kombinierte Attacke dieser beiden – ein Handel, wonach keine fünf Mann des Regiments vereint lüstern waren. Daher blühten und gediehen sie und teilten ihre Getränke, ihren Tabak und ihr Geld, Glück und Unglück, Kampf und Todesgefahr, Leben und Fröhlichkeit, von Calicut im Süden bis zu Peschawar im Norden Indiens.
Ohne jedes Verdienst meinerseits wurde mir das Glück zu teil, in gewissem Grade zu ihrer Freundschaft zugelassen zu werden – bereitwillig von Mulvaney von Anfang an, übellaunig und widerstrebend von Learoyd und mißtrauisch von Ortheris, der der Ansicht war, daß kein Richtmilitär mit einem Rotrock fraternisieren könne.
»Gleich und gleich,« sagte er. »Er ist ein vermaledeiter Zivilist, ich bin ein vermaledeiter Soldat. Es ist unnatürlich, und damit fertig.«
Aber damit waren wir nicht fertig. Sie tauten allmählich auf und erzählten mir mehr von ihrem Leben und ihren Abenteuern, als ich je niederschreiben werde.
Alles andre überspringend, beginnt diese Geschichte mit dem schrecklichen Durst, welcher der Ursprung aller Dinge war. Nie hat es einen solchen Durst gegeben, sagte mir Mulvaney. Sie wehrten sich gegen ihre unfreiwillige Tugend, aber nur einer war erfolgreich in seinen Anstrengungen, und das war Ortheris. Er, dessen Talente zahlreich waren, ging auf die Straße hinaus und stahl den Hund eines Zivilisten – das heißt irgend jemandes, er wußte nicht wessen, der nicht der Armee angehörte. Nun war der Zivilist aber erst vor kurzer Zeit durch Heirat mit dem Obersten verwandt geworden, es wurde von einer Seite Geschrei erhoben, von der Ortheris es am wenigsten erwartet hatte, und schließlich war er, um Schlimmeres zu vermeiden, gezwungen, gegen lächerlich geringes Entgelt sich von einem so vielversprechenden kleinen Terrier zu trennen, als je einer das Ende einer Hundeleine z